Luxsin X9: Praxis, Hörtest und FazitDie Bedienung des X9 orientiert sich an den Vorbildern aus gleichem Hause. Auch wenn hier auf Streaming verzichtet wird, weil am Desktop andere diesen Job übernehmen können, erweist sich das Touch-Display des X9 als herrlich komfortable Lösung, um gewisse Einstellungen zu machen. Etwa das passende Kopfhörerprofil zu laden. Über die soliden Kopfhörerbuchsen und seinen schönen Lautstärkeregler mit schön klickendem Relais bietet er gleichzeitig auch ein angenehm haptisches Erlebnis, das zudem auf Wunsch von den wirklich toll gestalteten VU-Displays unterstützt wird.
Diverse virtuelle VU-Meter und andere Anzeigeoptionen stehen zur Wahl. Da sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein.
Von der automatischen GAIN-Anpassung (Impedanzerkennung) über die Klanganpassungsmöglichkeiten per DSP, samt dreistufigem Crossfeed, bis hin zu den modellspezifischen Kopfhörerprofilen bietet der X9 so ziemlich alles, was das Herz begehrt. Die Verbindung zum Mac erfolgt am besten mit einem „altmodischen“ USB-A-auf-B-Kabel oder mit einem moderneren USB-C-Kabel. Über diese Leitungen verarbeitet der X9 Musik bis 768 kHz/32Bit PCM bitperfekt. Auch Apple Music kann vom Mac damit in HiRes genutzt werden. Also ganz ohne die typischen Qualitätsabstriche bei Wiedergabe per AirPlay, welches das Signal grundsätzlich resampelt und in bestimmten Fällen sogar nur verlustbehaftet komprimiert übermittelt.
Hörtest: Hop oder top?Der technische Aufwand im X9 ist in seiner Preisklasse anderswo nur selten zu finden. So musste, um einen adäquaten Vergleich zu finden, in meinem Gerätepark auf den (heute nicht mehr gebauten)
Questyle CMA fifteen zurückgreifen, der mit seinem UVP von 2.500 Euro mehr als das Doppelte des X9 kostet. Die Ähnlichkeiten der beiden sind ansonsten sehr groß.
An Kopfhörern kamen die Modelle NOIR XO und E3 von Dan Clark Audio, sowie der sehr hochohmige beyerdynamic T1 (2. Gen) und der T+A Solitaire T (
Test) im Kabelmodus zum Einsatz. Die DCA-Hörer wurden unsymmetrisch per Klinke, der T1 symmetrisch per XLR4 und der T+A via 4,4 mm „Pentaconn“ angeschlossen. Als Quelle diente in erster Linie der Ma via USB.
Nach etlichen Hörstunden, darunter viele nebenbei während der Arbeit, aber auch einige Stunden konzentrierten Lauschens stand fest: Der Luxsin X9 kann tatsächlich mit dem mehr als doppelt so teuren Questyle mithalten. Egal mit welchem Kopfhörer, er klang stets enorm anspringend, dynamisch, zugleich luftig und fein.
Dabei erwiesen sich nicht nur die kopfhörerspezifischen DSP-Profile als hilfreich. Vor allem seine Crossfeed-Funktion, die den bei mancher Musik sehr lästigen Ping-Pong-Effekt mildert und die Musik mehr in die Mitte rückt, ist Gold wert. Sie sorgt in vielen Situationen für ein angenehmeres Raumgefühl.
Selbst einer meiner anspruchsvollsten Kopfhörer, der 600 Ohm beyerdynamic T1, war für den X9 keine Hürde. Im Gegenteil. Ich habe den T1 selten so unbeschwert und gelöst spielen hören. Dank seiner recht hohen Empfindlichkeit durch die starken „Tesla-Antriebe“ waren ihm auch mühelos höchste Pegel zu entlocken, ohne dass er dabei anstrengend wirkte.
Auch ganz ohne klangbeeinflussende Maßnahmen mit DSP oder Crossfeed gelingt dem X9, was einen wirklich guten Kopfhörerverstärker auszeichnet: Er bringt sowohl Stärken als auch die Schwächen der angeschlossenen Kopfhörer ans Licht. Dabei wirkt er nie unterkühlt oder über-analytisch, wie ein nüchterner Paragrafenreiter. Vielmehr lebt das Klangbild mit dem X9 herrlich auf, so wie es sonst in dieser Preisklasse nur selten attestiert werden kann.
Fazit: Ein echtes NaturtalentWas kann man an diesem Gerät eigentlich nicht mögen? Der
Luxsin X9 (1.199 Euro) hat auf der Habenseite ein schickes, eigenständiges Design, tolle Material- und Verarbeitungsqualität, einen großen Funktionsumfang, der einfach zu handhaben ist, kommt mit beinahe jedem Kabelkopfhörer des Planeten bestens zurecht und kitzelt klanglich beinahe alles aus ihnen heraus, was möglich ist.
Insbesondere seine automatische Impedanzmessung und die zahlreichen Möglichkeiten zur individuellen Klanganpassung, bei gleichzeitig moderner Bedienung über Touchscreen oder App, heben den X9 aus der Masse hervor und machen ihn zum derzeit fortschrittlichsten Kopfhörerverstärker seiner Klasse. Insgesamt stellt der Luxsin X9 schlicht einen großen Fortschritt in Sachen Preis/Leistungsqualität dar.
Kritik? Mir fällt nichts ein, was nicht auf kleinkarierte Erbsenzählerei hinauslaufen würde.
Plus/Minus Luxsin X9+ lebendig-dynamischer Klang mit allen Kopfhörern
+ Touch-Display mit logischem Interface
+ automatische Impedanzanpassung in drei Stufen
+ Kopfhörerprofile, Crossfeed und mehr
+ diverse hübsch gestaltete Anzeigeoptionen
+ symmetrische Vorstufen-Ausgänge
+ Subwoofer-Ausgang
+ App-Steuerung (selten für einen Nicht-Streamer)
+ aufwendiges Gehäuse, tolle Haptik
+ hochwertige Bauteile
+ sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis