

Fotografieren mit dem Mobiltelefon hat eine lange Tradition. Aber qualitativ wirklich überzeugende Aufnahmen (auch Video) sind mit den mobilen Kommunikationsgeräten erst seit wenigen Jahren möglich. Inzwischen ist das iPhone 17 Pro mit seinen drei integrierten 48-MP-Kameras auf vielen Gebieten so gut, dass die Notwendigkeit für Systemkameras auch bei beruflicher Nutzung immer geringer wird. Doch es könnte noch mehr gehen. Etwa, indem man spezielle Objektive und/oder Filter vor die fest eingebauten Linsen des iPhones montiert.
Kompakt| Bezeichnung | | iPhone Photo Case |
| Art | | Case und Zubehörsystem |
| Empf. Preis (€) | | ab ca. 85 Euro |
Der US-Zubehörhersteller MOMENT hat sich genau darauf spezialisiert und bietet sein inzwischen recht umfangreiches Sortiment an Fotoequipment für Smartphones seit kurzen auch bei uns an. REWIND hat sich die Basis des MOMENT-Konzeptes näher angesehen: Ein spezielles Case für iPhone mit einer Adaptervorrichtung für externe Objektive und Filter.
Profiaufnahmen mit dem iPhoneÜber die ersten Gehversuche der Fotografie in Mobiltelefonen Anfang dieses Jahrtausends breiten wir mal dezent den Mantel des Schweigens. „Handyfotos“ waren zunächst kaum besser, als die ersten fotografischen Versuche mit belichteten Platten vor fast genau 200 Jahren. Nur ein paar grob zusammengewürfelte Pixel, die nur erahnen ließen, was dort abgelichtet wurde, waren keine Konkurrenz für den damals noch dominierenden analogen Film – oder Videokassetten.
Ein viertel Jahrhundert später sieht die Sache ganz anders aus. Auch wenn schon allein physikalisch bedingt Systemkameras mit ihren im Vergleich zu Smartphones riesigen Bildsensoren noch immer Vorteile haben, können Fotos und Videos aus einem modernen iPhone heute zumindest von Laien kaum bis gar nicht mehr von Aufnahmen professioneller Kameras unterschieden werden.
Da iPhones aber nun einmal keine „System“-Kameras sind, sondern auf die fest in ihrem Gehäuse verbauten Optiken angewiesen sind, gibt es Grenzen in der Vielseitigkeit. Aus dem Grund gibt es schon seit längerem den Ansatz, diese Limitierungen durch außen vormontierte Objektive zu umgehen. Beispielsweise, um die Reichweite (Vergrößerung) der iPhone-Kameras zu erweitern, ihre Makro.-Fähigkeiten zu schärfen, oder Videos einen kinohafteren Look zu verleihen. Oder auch, um das Licht mittels Filtervorsätzen zu manipulieren.
Da das iPhone von Haus aus keinen Objektivanschluss besitzt, muss eine Montagelösung dafür her. Manche Hersteller bieten Objektive an, die sich mit einer Art Wäscheklammer am iPhone-Gehäuse befestigen lassen. Die weitaus elegantere Lösung ist aber ein spezielles Case, an dem unterschiedliche Zubehöre montiert werden können.
Das MOMENT Case – erhältlich für iPhone 12 bis 17 und Google Pixel 8, 9 – ist so eine Lösung. Allerdings muss man sich das Angebot des Herstellers als ambitionierter Foto/Videograf erst einmal genauer ansehen, um die Möglichkeiten des umfangreichen Zubehörsortiments auszuloten.


Die folgenden Beschreibungen beziehen sich alle auf den Test am iPhone 17 Pro. Alles beginnt mit dem Camera Case for iPhone, welches über einen speziellen Wechsel-Einsatz für die Kamerainsel des iPhone verfügt. In der Standard-Version bietet dieser Einsatz sowohl vor dem Standardobjektiv als auch vor dem Teleobjektiv einen simplen Bajonett-Anschluss. Ähnlich wie bei Systemkameras lassen sich daran Objektive befestigen, aber anders als die Vorbilder, sind die Anschlüsse des MOMENT-Systems vollkommen passiv. Es gibt also keinerlei Datenübertragung zwischen Kamera und Objektiv. Und auch keine Stromversorgung. Die Zusatzobjektive verfügen über keine vom iPhone gesteuerten Funktionen wie Autofokus oder Blendenmanipulation. Die MOMENT-Objektive sind daher auch bei weitem nicht so aufwendige optische Konstruktionen, wie die für Systemkameras erhältlichen Objektive. Es handelt sich bislang ausschließlich um Festbrennweiten.
Alles, was Vorsatzobjektive wie diese bewirken können, ist eine Änderung der Lichtzufuhr für die darunter liegenden Kameraobjektive im iPhone. Etwa, um die Telereichweite zu verlängern.
Das Test-SetDer deutsche MOMENT-Vertrieb SoulAr hat mir für diesen Test eine Art Starterkit zukommen lassen. Das besteht aus einem MOMENT Camera Case (in der Farbe Olive) und einem 10x-Makro-Objektiv. Zusätzlich wurde mir ein Einsatz zur Befestigung des Objektives an der Kamerahalterung zugeschickt, aber wie sich herausstellte, war das gar nicht nötig, weil diese (auswechselbare) Standardhalterung Bestandteil des Kamera-Case ist. Das Case mit Halterung kostet rund 85 Euro und das besagte Makro-Objektiv der „T-Series“ ist für 180 Euro via Amazon erhältlich.
Sollten Sie sich wundern, warum die Produkte auf der Website des Herstellers zu viel günstigeren Euro-Preisen angeboten werden, bedenken Sie bitte, dass die dort genannten Preis ohne Mehrwertsteuer und Importkosten sind.
Das CaseErst kürzlich hatte ich mich dazu entschlossen, mein neues iPhone 17 Pro erstmals ohne Case und Displayschutzfolie zu betreiben. Für die Nutzung der Vorsatzelemente von MOMENT ist das spezielle Case aber unabdingbar. Also hieß es für diesen Test erst mal wieder: Mantel an.
Das Case besteht aus festem, überdurchschnittlich hochwertig wirkendem Kunststoff mit ziemlich großer Wandstärke, insbesondere im unteren Bereich. Heißt: das Case bietet einen sehr hohen Schutz, aber auch auch eine sehr gute Griffigkeit. Dazu trägt auch der Umstand bei, dass die hintere Kante des Case leicht angefast ist, wodurch es sich nicht so kantig anfühlt. Die Rückseite ist außerdem mit einer sehr feinen Riffelung versehen, die das Griffgefühl noch sicherer und angenehmer erscheinen lässt. Wer ein Case auch dafür schätzt, dass es die Sicherheit beim Halten des iPhones erhöht, wird von diesem Case sehr begeistert sein.

Schön ist auch, dass sich die Tasten des iPhone durch entsprechende Verlängerungen nach außen genau so gut wie ohne Hülle bedienen lassen. Einschließlich der Kamerataste und dessen Spezialfunktionen durch Swipen. Im Case ist außerdem ein Metallring verbaut, um das iPhone sicher an MagSafe-Zubehör befestigen zu können. Auf der Innenseite ist ein weiches Flies eingearbeitet.
An der Vorderseite ragt das Case rundum etwa einen Millimeter über den Bildschirm hinaus. So ist der Screen auch gut gegen ruppiges Ablegen auf der Tischplatte geschützt. Ein Schutzglas kann zusätzlich optional genutzt werden.
Lautsprecher und der USB-C-Anschluss bleiben natürlich frei und gut zugänglich. Im Falle USB hilft die große Mulde an der Unterseite sogar, den Stecker zielgenau in die Buchse zu manövrieren, ohne auf dem Gehäuse rumzukratzen. Ein Trageband lässt sich ebenfalls am Case befestigen.
Das Case ist nicht gummiartig weich, sondern relativ fest und verwindungssteif, wenngleich nicht knallhart. Das Einsetzen und Herausnehmen des iPhone ist daher nicht ganz so einfach, wie bei den üblichen Wechselcases mit sehr nachgiebigem Material, aber es geht leichter, als beispielsweise das Aufsetzen eines ultra-steifen Carbon-Case wie von Filono. Man kann das iPhone also auch zwischendurch mal ohne Werkzeug aus dem Case nehmen.
Der Vorteil des eher festen MOMENT Case ist, dass das iPhone sehr satt und unbeweglich in seiner zweiten Haut sitzt. Staub und Krümel dürften es schwer haben, tief in das Case einzudringen. Und das Case fühlt sich wirklich gut und auch nicht unangenehm hart an. Der haptische Eindruck und die Verarbeitung ist äußerst hochwertig. Nachteil: Das Case ist schon ein ziemlicher Brocken. In der Hosentasche empfinde ich das iPhone damit als zu plump. Allerdings ist es nicht so oversized, wie manche Outdoor-Cases. Ein guter Kompromiss, wie ich finde.
Der hohe Schutzfaktor ist natürlich gewollt, denn MOMENT bietet ja auch solche Profi-Zubehöre wie den hier vorgestellten Kamera-Cage an. Beim Hantieren mit solchen Heavy-Use-Cases ist ein robuster Schutz immer nützlich.
An dem mitgelieferten und vormontierten „Smartalign Drop-In Lens Mount“-Adapter – so der offizielle Name – können MOMENT-Objektive fast wie an einem gängigen Kamera Bajonett-Anschluss befestigt werden. Einfach das Objektiv ansetzen und nach rechts drehen. In der Anleitung steht, man solle das Objektiv mit der Strichmarkierung nach links ansetzen und dann nach rechts drehen, bis das aufgedruckte M-Symbol nach links zeigt. Das wären 90°. Allerdings bietet dieser Anschluss keinen Mechanismus, welcher das Objektiv einrasten lässt. Er wird einfach beim drehen immer fester. Weiter als etwa 45° konnte und wollte ich das Objektiv nicht drehen, da ich sonst eine Beschädigung befürchtet habe. Das Objektiv saß aber sehr sicher und ist auch nie versehentlich abgefallen.
Der „Smartalign Drop-In Lens Mount“-Adapter ist herausnehmbar und lässt sich gegen andere Montageeinsätze tauschen. So gibt es beispielsweise einen, der das Vorschrauben von Standard 67-mm-Filtern erlaubt, und andere mit diversen Filtereigenschaften wie Pol, ND oder Diffusion. Oder man nutzt das Case einfach ohne Drop-In-Adapter. Dafür liegt noch einfacher Rahmen bei. der die Kamerainsel frei lässt, aber die empfindliche Kante schützt. – Gut mitgedacht.
Für Videografen dürften besonders die neuen anamorphischen Vorsatzobjektive von MOMENT interessant sein, die es als 1,33x und 1,55x gibt. Achten Sie beim Kauf übrigens auf die Serie (M oder T).
Das 10x Makro-Objektiv… hat sich in meinem Test als weitgehend überflüssig erwiesen. Jedenfalls bietet diese spezielle Vorsatzlinse für Nutzer eines iPhone 17 Pro keinen merklichen Zusatznutzen, denn wie sich herausgestellt hat, lassen sich im Makro-Modus des aktuellen iPhone etwa genau so gute Aufnahmen mit gleicher Vergrößerung erzielen. In beiden Fällen, also sowohl mit der integrierten Kamera als auch mit Vorsatz-Objektiv, muss man für maximale Vergrößerung sehr nah an das Motiv heran, was das Fotografieren etwa von Insekten sehr schwer macht. Aber die Ergebnisse sind nahezu identisch, wie folgender Vergleich zeigt:
Das eingebaute Objektiv bietet im Makro-Modus außerdem noch den Vorteil einer etwas größeren Tiefenschärfe, was insbesondere bei Makro-Aufnahmen fast immer von Vorteil ist. Bei den Vergleichsbildern ist das besonders an der Spule zu erkennen, die den Zeiger bewegt.
Sehr nützlich: Zum Lieferumfang des Objektivs gehört neben einem Beutel und einem (nur einseitig) aufsteckbaren Schutzdeckel auch eine Art Streulichtblende. Die ist halbtransparent ausgelegt und sorgt bei Makrobeleuchtung für diffuseres, besser verteiltes Licht. Das kann in vielen Situationen nützlich sein. Doch dieser Vorteil allein rechtfertigt für Nutzer des iPhone 17 Pro eigentlich nicht den Kauf. Mit anderen iPhone-Modellen, die über einen weniger guten Makro-Modus verfügen, mag das anders aussehen, aber das konnte ich nicht testen.
Vorläufiges FazitDas MOMENT-Konzept an sich überzeugt. So weit es die iPhones mit ihren fest montierten Objektiven und Sensoren zulassen, kann mit dem ausgeklügelten Adaptersystem eine Vielzahl von Optiken und anderen Zubehören genutzt werden. Aber wie sich zeigte, muss je nach iPhone-Modell genau darauf geachtet werden, was sich lohnt, und was verzichtbar ist. So wie das 10x-Makro Objektiv am iPhone 17 Pro keinen echten Mehrwert bietet, könnte das auch für andere Vorsatzlinsen gelten. Etwa für das 58 mm Tele von Moment.
Rundum gelungen finde ich das Case. Das bietet eine sehr hohe Stabilität und damit hohe Schutzwirkung, ist dabei aber nicht ganz so „fett“ wie einige Rugged-Cases. Dazu ist es sehr präzise verarbeitet und fühlt sich richtig gut an. Alle Tasten bleiben voll bedienbar und auch MagSafe-Zubehör kann genutzt werden. In der Hosentasche trägt es aber schon ganz schön auf.
Plus/Minus MOMENT Camera Case+ exzellente Material und Verarbeitungsqualität
+ angenehm griffig, gelungene Haptik
+ guter Rundum-Schutz, auch wenn keine Displayfolie genutzt wird
+ unterschiedliche Adapterplatten für Zubehöre einsetzbar
+ sehr viel Zubehör für Foto und Video verfügbar
+ gute „Verlängerung“ der Tasten; alle Funktionen bleiben erhalten
+ sehr sicherer Sitz des iPhone
– schon recht schwer und dick