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500 Mio. Euro Strafe: Apple legt Berufung ein und gibt der EU die Schuld für komplexe App-Store-Regelwerke

Seit März 2024 gelten in der EU besondere Regeln im iOS App Store, welche Entwicklern wie Anwendern die Nutzung alternativer App-Marktplätze ermöglichen. Dies geschah als Reaktion auf den Digital Markets Act, welcher Plattformanbieter mit gewisser Größe zu besonderen Maßnahmen verpflichtet, um Wettbewerb zu ermöglichen. Apples Umsetzung überzeugte die EU-Wettbewerbshüter allerdings nicht vollends. Im April fiel dann das Urteil: Der Konzern sollte 500 Mio. Euro Strafe zahlen und das App-Store-Regelwerk weiter verbessern. Schon zu diesem Zeitpunkt kündigte Apple an, in Berufung gehen zu wollen. Dies wurde jetzt Wirklichkeit. Apple hält die Vorgaben der EU für illegal. Die Kommission sei außerdem schuld daran, dass die ab 2026 geltenden App-Store-Regeln so kompliziert seien.


In einer Stellungnahme gegenüber Macrumors begründete die Konzernführung das Vorgehen:
Wir haben heute Berufung eingelegt, weil wir überzeugt sind, dass die Entscheidung der Europäischen Kommission – und ihre beispiellose Geldstrafe – weit über das hinausgehen, was das Gesetz verlangt. Unsere Berufung wird zeigen, dass die Europäische Kommission uns vorschreibt, wie wir den App Store gestalten müssen, und zwingt uns Geschäftsbedingungen auf, die für Entwickler verwirrend und für Nutzer schlecht sind. Wir haben diese Maßnahmen ergriffen, um tägliche Geldstrafen zu vermeiden, und werden dem Gerichtshof die Fakten darlegen.

Apple: EU überschreitet Kompetenz
Apple gab an, von der EU-Kommission gezwungen worden zu sein, mehrere Stufen anzubieten, aus denen Entwickler wählen können; obendrein habe die EU vorgegeben, welche Dienstleistungen des iOS App Store optional sein sollten, namentlich das Auftauchen in Suchergebnissen sowie eine Darstellung im redaktionell betreuten Verzeichnis. Als Resultat schlägt Apple eine neue Preisstruktur vor, welche ab 1. Januar 2026 gelten soll. Demnach wählen App-Anbieter, die im iOS App Store ihre Software anbieten, zwischen zwei Gebührenmodellen; dazu kommt eine Startgebühr. Bei der günstigeren Variante verzichten App-Entwickler auf automatische Updates und auf Nutzerbewertungen sowie Empfehlungen und Hervorhebungen im App Store. Auch eine Analyse der Download-Zahlen bleibt ihnen vorenthalten.

Vorwurf „Böswillige Umsetzung“
Die EU-Kommission begründete ihre Strafe übrigens hauptsächlich damit, dass Apple App-Entwicklern Links auf alternative Bezahlmethoden nur unter äußerst eingeschränkten Bedingungen erlaubte. Diese Hürde entfernte Apple am 26. Juni – zu einem gewissen Teil. Nicht nur die Gerichte der EU hadern regelmäßig mit Apples Reaktionen auf Forderungen, mehr Wettbewerb im App Store zuzulassen. Im Streit „Epic vs. Apple“ musste die kalifornische Richterin der Apple-Führungsriege mit einem persönlichen Erscheinen vor Gericht drohen, bis Apple einlenkte und Fortnite zurück in den iOS App Store ließ. Auch hier behaupten Apples Anwälte in einem Berufungsschreiben, das Urteil widerspreche geltendem Recht. Ob EU-Gremien tatsächlich unzulässig in die Entscheidungsfreiheit des Unternehmens eingreifen, wird ein Gericht entscheiden. Dass die Vorgaben zwangsläufig zu einem komplexen Drei-Stufen-Modell führen, lässt sich infrage stellen – schließlich war es über viele Jahre eine viel gelobte Stärke des Konzerns, komplexe Zusammenhänge in intuitive Algorithmen zu übersetzen. Vielmehr unterbreitete die EU-Kommission Vorschläge, in welcher Form der Konzern die grundsätzliche Forderung des Digital Markets Act erfüllen könne – die Ausgestaltung wiederum blieb Apple überlassen.

Kommentare

Lavalampa07.07.25 14:41
Demnach wählen App-Anbieter, die im iOS App Store ihre Software anbieten, zwischen zwei Gebührenmodellen; dazu kommt eine Startgebühr. Bei der günstigeren Variante verzichten App-Entwickler auf automatische Updates und auf Nutzerbewertungen sowie Empfehlungen und Hervorhebungen im App Store. Auch eine Analyse der Download-Zahlen bleibt ihnen vorenthalten.

Das ist an Bösartigkeit kaum noch zu überbieten. Die EU Strafe ist mehr als gerechtfertigt und regt Apple hoffentlich zum Umdenken an.
+6
DunklesZischt07.07.25 14:57
Das entscheiden zum Glück Gerichte. Und niemand sonst. Nur dadurch gibt es Rechtssicherheit.
+8
Dunnikin
Dunnikin07.07.25 15:22
Meine Güte, Apple, haltet euch an die Regeln und fertig. Euer Gehabe ist so dermaßen abstoßend.

Anstelle wie ein kleines Kind zu zetern, aufzustampfen und Funktionen in der EU künstlich zu limitieren, solltet ihr euch mal um die verfluchten und mittlerweile kaum noch zählbaren Bugs in euren Systemen kümmern! Das brächte ordentlich Sympathiepunkte.

Was wird mir der Laden unsympathisch. Wenn‘s so weitergeht, befindet sich Apple auf meiner Liste bald ganz unten, irgendwo in Richtung Erdmittelpunkt, wo sich Trump, Musk, Putin und andere eklige Zeitgenossen versammeln.
-2
sudoRinger
sudoRinger07.07.25 15:52
DunklesZischt
Das entscheiden zum Glück Gerichte. Und niemand sonst. Nur dadurch gibt es Rechtssicherheit.
Richtig, Gerichte entscheiden über Apple - in der EU wie in Brasilien, Indien oder den USA.
Die EU ist legitimiert, Wettbewerbsregeln für ihren Binnenmarkt zu setzen.
Und Lavalampa darf seine Meinung zu Apple und zur Höhe der Strafe äußern - wir ahnen ja, dass er kein Richter ist.
+4
Unwindprotect07.07.25 16:41
sudoRinger
...Und Lavalampa darf seine Meinung zu Apple und zur Höhe der Strafe äußern - wir ahnen ja, dass er kein Richter ist.

Genauso wie Dunkleszischt seine Meinung über die Meinung von Lavalampa äußern darf... oder nicht?

Was eben manchmal etwas anstrengend wird ist, aus all diese Meinungen so vieler Bundestrainer, Virologen, KI-Forscher und Richter in dieser täglichen Kakophonie an Nöligkeiten die wirklich wertvolleren Beiträge herauszufiltern.
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Hans G07.07.25 17:31
Unwindprotect
sudoRinger
...Und Lavalampa darf seine Meinung zu Apple und zur Höhe der Strafe äußern - wir ahnen ja, dass er kein Richter ist.

Genauso wie Dunkleszischt seine Meinung über die Meinung von Lavalampa äußern darf... oder nicht?

Was eben manchmal etwas anstrengend wird ist, aus all diese Meinungen so vieler Bundestrainer, Virologen, KI-Forscher und Richter in dieser täglichen Kakophonie an Nöligkeiten die wirklich wertvolleren Beiträge herauszufiltern.

Diejenigen, die vorher Corona Experten waren, sind heute Klima Experten
(Harald Schmid)
+3
VolkerMac07.07.25 17:54
Könnte es sein dass die markfreundliche Gesetzgebung der EU damit zusammenhängt, dass marktorientierte Fraktionen mit 413 von 720 Sitzen über eine satte Mehrheit verfügen?
+3
massi
massi07.07.25 21:52
Hat Apple überhaupt schonmal irgendeine Strafe, die in der letzten Zeit gegen sie verhängt wurde, bezahlt? Ich lese immer nur, daß sie in Berufung gehen oder sich einfach weigern zu zahlen.
+2
Tirabo07.07.25 22:27
Unwindprotect
Was eben manchmal etwas anstrengend wird ist, aus all diese Meinungen so vieler Bundestrainer, Virologen, KI-Forscher und Richter in dieser täglichen Kakophonie an Nöligkeiten die wirklich wertvolleren Beiträge herauszufiltern.

Du musst nicht in soziale Netzwerke gehen, um dich dann über zahlreiche Meinungen aufzuregen und noch darüber zu jammern, dass es dann so anstrengend ist, die Meinungen danach zu filtern, ob sie zu dir passen.

Das muss man wirklich nicht unbedingt tun.
+2
Wauzeschnuff
Wauzeschnuff08.07.25 08:48
Die Kommission sei außerdem schuld daran, dass die ab 2026 geltenden App-Store-Regeln so kompliziert seien.

Das ist ziemlich frech. Apple ist frei in seiner Vertragsgestaltung, im Rahmen der geltenden Gesetze. Wenn man allerdings versucht diese auf Biegen und Brechen zu umgehen, wird es natürlich kompliziert. aber das liegt ja nicht in der Veranwortung des Gesetzgebers, sondern in der von Apple.
+2
holk10008.07.25 13:22
Das ist so nicht ganz richtig. Es sind schon sehr detaillierte Vorgaben gemacht worden. Ob eine „Umgehung“ vorliegt, weiß ich nicht. Dass wird ja im Verfahren erst geklärt. Ich hab manchmal den Eindruck, dass schon die Anrufung des Gerichts durch Apple oder dass sie versuchen ihr Geschäftsmodell zu verteidigen von manchen „Frechheit“ angesehen wird. Auch berechtigte Kritik an Apple schließt ja nicht aus, die EU zu stark und zu bürokratisch eingreift.
+1
picsnmore.de08.07.25 15:53
Ich wünschte mir nur, Apple (in Absprache mit anderen Tech-Größen) würde einfach mal 1-2 Tage alle Services in Europa abschalten. Dann ein Entschuldigungsschreiben an die Nutzer schicken, in etwa im Wortlaut "Wir entschuldigen uns für die Störung unserer Services vom ... bis ...! Wir implementieren gerade einen Killswitch, der alle europäischen Systeme trennt. Dabei wurde versehentlich die Netzwerktrennung bereits initiiert. Wir werden uns zukünftig auf die Märkte konzentrieren, die uns weniger Knüppel zwischen die Beine werfen als die EU."

Die Reaktion fände ich dann wirklich mal spannend.
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