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Test Yamaha R-N1000A: Streaming-Vollverstärker im klassischen Look mit cleverer Klangsteuerung

Yamaha R-N1000A – YPAO-Einmessung erklärt

YPAO ist anders. Noch mal zur Erinnerung: das etwas seltsame Kürzel steht für „Yamaha Parametric Room Acoustic Optimizer“. Für seine Stereo-Komponenten hat der Hersteller das System mit einer etwas anderen Zielsetzung als für seine Surround-Komponenten ausgelegt.

Der Unterschied ist folgender: Während sich YPAO bei Yamahas Multikanal-Heimkino-Systemen primär darum kümmert, den Klangcharakter unterschiedlicher Lautsprechertypen und -größen (und Marken) auszugleichen, um ein tonal stimmiges Erlebnis zu erzeugen, ist die HiFi-Version von YPAO darauf ausgelegt, ein Stereo-Paar, das Tonal in aller Regel identisch ist, für die Aufstellung zu optimieren, um eine perfekte Stereo-Mitte zu erzeugen.


Beispiel: Wenn die Lautsprecher aus räumlichen/wohnlichen Gründen nicht im exakten Stereo-Dreieck aufgestellt werden können, etwa weil die Wandabstände unterschiedlich sind und andere räumliche Eigenschaften wie eine Aufstellung über Eck zu berücksichtigen sind, soll YPAO für einen Ausgleich sorgen, damit der Ton möglichst mittig zwischen den Lautsprechern erscheint.


Technisch erfordert das eine andere Herangehensweise zur Korrektur. So ist bei HiFi-YPAO beispielsweise kein Downmixing wie bei AVR-YPAO nötig und es benötigt keinen EQ-Gain. Die Optimierung kann allein durch EQ-Absenkung erfolgen, was immer besser als Pegelanhebungen ist. Es gibt auch keine Zielkurve. Es werden lediglich beide Lautsprecher auf die gleiche EQ-Kurve justiert. Ein Vorteil dabei ist, dass HiFi-YPAO einen um 4dB besseren Dynamikumfang als AVR-YPAO hat. Das System arbeitet dabei mit 64 Bit Genauigkeit. Viele andere Einmess-Systeme arbeitet nur mit 32 Bit. Durch die höhere Genauigkeit müssen echte Hi-Res-Files für YPAO nicht oder weniger stark downgesampelt werden.

Und YPAO hat noch weitere Vorzüge:

  • Bei Verwendung von zwei Lautsprecherpaaren über die Terminals A und B können diese separat eingemessen werden.
  • Es gibt ein Bassmanagement. Subwoofer werden automatisch mit korrigiert und außer im Pegel auch in der Übergangsfrequenz und Laufzeit optimiert. In der App können die Parameter angepasst und beispielsweise der Hochpass für die Hauptlautsprecher nach Bedarf justiert werden.
  • Es gibt ein Feature namens YPAO Volume. Das Prinzip ähnelt einer Loudness-Schaltung, die wirkt bei YPAO aber nicht nur dynamisch, sondern bewirkt eine echte, gehörrichtige Lautstärkekorrektur und arbeitet durch Absenkung der Mitten anstatt Anhebung der Tiefen/Höhen.
  • YPAO kann natürlich für einen Vorher/Nachher-Vergleich an- und abgeschaltet werden. Die vom System ermittelten EQ-Kurven können auch separat abgeschaltet werden, wobei die YPAO-Laufzeitkorrekturen aktiv bleiben. Das ist für diejenigen interessant, die eine Korrektur des Timings ohne Frequenzgang-Verbiegungen vorziehen.

Das Beste daran: Trotz seiner technischen Komplexität ist YPAO auch für Laien nutzbar. Einfach das Messmikrofon anstecken, am Hörplatz auf Ohrhöhe positionieren und den Vorgang durch einen Druck auf den Select-Button starten. Nach ein, zwei Minuten ist alles „im Kasten“ und der Benutzer muss in der Regel nichts nachjustieren. – Vielleicht noch ein bisschen am Subwoofer, falls angeschlossen.


Aber taugt das auch was?
Und ob! Ich habe die Einmessung in meiner Testumgebung am Desktop, also im Nahfeld ausprobiert. Die Speaker stehen in Bezug auf die Abstände zum Hörplatz beinahe symmetrisch. Aber eben nicht ganz. Hinter den Boxen sind die Wandverhältnisse und Abstände minimal anders. Dadurch, und durch einen kleinen Unterschied bei den Abständen, habe ich immer einen leichten Tonversatz nach links, was ich auf manuellem Wege durch den Balance-Regler ausgleichen könnte. YPAO aber erkennt diese Abweichung und erzeugt ganz automatisch eine exakte Mitte, da wo sie sein sollte. Und zwar nicht wie bei einem normalen Balance-Regler nur durch Veränderung des Pegels, sondern auch durch Laufzeitanpassungen.

Auch bei einer experimentellen durchgeführten, sehr stark versetzten Hörposition überzeugt das Ergebnis. Die akustische Mitte wird im Bereich des Monitors zwischen den Lautsprechern dargestellt.

Rein physikalisch bedingt hat eine solche Kompensation natürlich gewisse Grenzen. Bei einem zu spitzen Hörwinkel zu den beiden Boxen verkleinert sich die virtuelle Bühne. Die mögliche Abbildungsbreite der Stereoperspektive verringert sich. Dennoch ist YPAO für Nutzer mit ungünstigen räumlichen Verhältnissen eine der besten Möglichkeiten überhaupt, um auf einfachste Weise zu erfreulichen Ergebnissen zu kommen.


Kommentare

unimoog02.12.23 10:59
Wieder einmal vielen Dank für einen lesenwerten und fundierten Beitrag am Samstagmorgen.
Ich suche eigentlich einen Vorverstärker mit Streamingabteilung. Gibt es eine Empfehlung?
+3
sonorman
sonorman02.12.23 12:39
unimoog

Ich suche eigentlich einen Vorverstärker mit Streamingabteilung. Gibt es eine Empfehlung?
Ja, den eversolo hier im TechTicker (etwas runterscrollen)

Testbericht kommt noch im Dezember.
+2
piik
piik02.12.23 13:39
Nette Beschreibung.
Lediglich bei diesem Teil wundere ich mich:
sonorman
Dadurch, und durch einen kleinen Unterschied bei den Abständen, habe ich immer einen leichten Tonversatz nach links, was ich auf manuellem Wege durch den Balance-Regler ausgleichen könnte. YPAO aber erkennt diese Abweichung und erzeugt ganz automatisch eine exakte Mitte, da wo sie sein sollte. Und zwar nicht wie bei einem normalen Balance-Regler durch Veränderung des Pegels, sondern durch Laufzeitanpassungen.
Idealerweise sollte es kein Gegensatz, sondern eine Kombination sein. Es ergeben sich ja durch nichtsymmetrische Aufstellungen oder Räume nicht nur Laufzeitunterschiede, sondern auch Pegelunterschiede. Genau genommen sogar Klang- bzw. spektrale Unterschiede.
0
Huba02.12.23 15:00
Danke für den Test.
Mit Yamaha habe ich nur gute Erfahrungen. Eine Freundin hat einen Flügel, ich einen Vollverstärker, und sogar unser Wiesenmäher hat einen Yamaha Motor. Klingt alles super!

Hattest du Gelegenheit, den Kopfhörerausgang auszuprobieren? Wieviel mm Klinke benötigt der? Diese Info habe ich selbst auf der Yamaha-Webseite nicht finden können.
0
sonorman
sonorman02.12.23 15:28
piik
Klar, das hätte präziser formuliert werden sollen. Ich habe es geändert in:
„Und zwar nicht wie bei einem normalen Balance-Regler nur durch Veränderung des Pegels, sondern auch durch Laufzeitanpassungen.“

Huba
6,3 mm Klinke.
Kurz gesagt: Klingt sehr ordentlich, aber nicht auf dem Niveau spezialisierter KHVs. Kommt sehr auf den angeschlossenen Kopfhörer an.
+1
Pallllo03.12.23 19:39
Ich finde den Look dieses Stereo-Receivers echt gelungen.
Der sollte doch auch bei den heutigen schwarzen Plastikbombern der Surround-Receiver möglich sein.
Deren Aussehen und schlechte Haptik der Regler ist für mich aktuell ein No-Go!
+3

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