Ist Tim Cook am Ende seiner Agenda und braucht Apple den Führungswechsel?


Sieht man von den krankheitsbedingten Vertretungen für Steve Jobs einmal ab, so ist Tim Cook ab Ende August der am längsten amtierende Apple-CEO – und übertrifft dann die Dienstzeit seines direkten Vorgängers Jobs. Schon vor Jahren hatte Cook in einem Interview ausgesagt, er wolle kein "Endlos-CEO" sein, wenngleich es keinerlei Hinweise auf einen bevorstehenden Rückzug gibt. Die einzige offizielle Aussage ist, er sei wohl in zehn Jahren nicht mehr bei Apple, getroffen 2021, was also dem Jahr 2031 entspräche. In vielen Diskussionen fällt auf, dass immer häufiger der Wunsch zu hören ist, Apple müsse sowohl an der Spitze als auch im Top-Management einen Generationenwechsel herbeiführen. Software-Qualitätsprobleme und Verzetteln in Rechtsstreitigkeiten fallen zunehmend auf – ist Tim Cook am Ende seiner Agenda angelangt und sollte Platz für einen Nachfolger machen?
Was Cook geschafft hat: als COONach der Rückkehr von Steve Jobs war diesem bald ein gewisser Tim Cook aufgefallen, der sich einen Namen bei IBM, Intelligent Electronics und Compaq gemacht hatte. Sein Ansatz war genau, was Apple benötigte: weg vom ineffizienten Vertrieb und den ausufernden Lagerbeständen, welche Apples Vermögen auffraßen, hin zu konsequentem "just in time". Es ist nicht nur der Verdienst von Jobs, Apple schnell wieder auf einen gesunden Kurs gebracht zu haben, Tim Cook hatte ebenfalls einen ganz erheblichen Anteil daran. Cook baute sowohl die Lieferketten als auch die Produktion radikal um, beispielsweise gab Apple sehr schnell nahezu alle eigenen Produktionsanlagen auf. Ein bekannter Spruch lautet "den Gewinn macht man im Einkauf" – im Falle Cooks lässt sich der Zusatz "und bei den Liefer-/Produktionsketten" hinzufügen. Cook ist auf diesem Gebiet nicht weniger als ein Genie.
Ein Team, das perfekt funktionierte Was Cook geschafft hat: als CEOUnter Cook stieg Apple zum wertvollsten Unternehmen aller Zeiten auf. Konsequent trimmte er alle Abläufe auf maximales Wachstum und höchste Monetarisierung. Gleichzeitig erkannte Cook, weltweit vertreten sein zu müssen. Jobs hatte China weitgehend ignoriert, Cook sah hingegen das enorme Potenzial. Apple wurde unter Cook ein wahres "Cashflow-Kraftwerk". Der Vorwurf, man verwalte lediglich, was unter Jobs begonnen wurde, ist dabei keine haltbare Kritik. In Cooks Zeit fielen wesentliche Entscheidungen wie die höchst erfolgreiche Expansion im Dienste-Geschäft – nach dem iPhone die zweitwichtigste Sparte, wenngleich erheblich durch Apple Tax im App Store und Google-Suchdeal befeuert.
Zudem erschienen neue Produktkategorien wie die Apple Watch oder AirPods, letztere wären auf sich allein gestellt schon eines der größten US-Unternehmen. Mit der Vision Pro, welche angeblich Apple-intern als "wir machen das nur für Cook" verspottet wird, lag er wohl in seiner Einschätzung nicht richtig, dafür kam es unter Cook zu einer der bedeutendsten Entscheidungen im Mac-Bereich. Gemeint ist der radikale Strategiewechsel, Mac-Prozessoren nicht mehr "von der Stange" einzukaufen, sondern in Eigenregie zu entwickeln. Apple Silicon könne dabei als wichtigste Umstellung der Cook-Zeit in die Apple-Geschichte eingehen.
