Netflix will Warner für 83 Milliarden Dollar kaufen – doch Trump schaltet sich ein


Zählt man die wichtigsten Medienunternehmen auf, so dürfen Netflix und das Hollywood-Urgestein Warner Bros nicht fehlen. Ausgerechnet aus diesen beiden Anbietern soll nun einer werden – denn Netflix möchte sich Warner für knapp 83 Milliarden Dollar
einverleiben. Für die Aktionäre von Warner Bros heißt das, je Aktie 23,25 Dollar in bar zuzüglich 4,50 Dollar in Netflix-Aktien erhalten zu können. Sollte der Kauf klappen, dann handelt es sich um eine der größten Übernahmen der Mediengeschichte. Finanziell gesehen läge man an der Spitze (Disney bezahlte für Fox "nur" 71 Milliarden Dollar), doch auch inhaltlich ist die Bedeutung immens. Harry Potter, DC (Batman, Justice League etc.), Herr der Ringe, Game of Thrones, Big Bang Theory – das sind nur einige namhafte Beispiele für Content, der fortan zu Netflix wandern könnte.
Es dürfte viel Gegenwind der Wettbewerbshüter gebenAllerdings muss man die Formulierungen alle noch mit einem Konjunktiv versehen. Obwohl die Vorstände beider Unternehmen einstimmig für den Deal votierten, kamen rasch besorgte Stimmen von verschiedenen Seiten auf. Mögliche negative Folgen für Kinoexklusivität, Vielfalt und Wettbewerb sind nicht nur etwas, das Zuschauer betrifft, sondern auch die Wettbewerbsbehörden auf den Plan ruft. Aus der EU heißt es aus ersten Reaktionen, sehr große Bedenken zu haben, denn Netflix würde die Produktionskapazitäten der Warner Studios, viele exklusive Inhalte und Kinoverwertungsrechte bündeln, gleichzeitig viel Wettbewerb ausschalten. Preiserhöhungen, reduzierte Vielfalt und Schwächung anderer Plattformen seien denkbare Folgen.
Trump will persönlich mitmischenIn den USA sind die Reaktionen ungleich schärfer, denn Trump persönlich schaltete sich ein und legte damit nahe, dass sich das Justizministerium der Sache annehme. Der Marktanteil von Netflix könnte zu einem Problem werden, so der Präsident. Er selbst werde an der Entscheidung beteiligt sein und die kartellrechtliche Überprüfung begleiten. Das Department of Justice hat zwar noch keinen offiziellen Einspruch eingelegt, aber mehrere hochrangige Quellen signalisierten gegenüber US-Medien, den Deal als marktverändernd und potenziell wettbewerbsschädigend einzustufen. Netflix würde nach der Übernahme über das größte Serienarchiv der Welt (HBO), die größten Film-Franchises, und die meiste Marktmacht im Streaming verfügen. Eine strenge Prüfung gilt ohnehin als sicher, möglicherweise aber mit dem Ziel, den Kauf zu verhindern.
TV-Sparte nicht zu Netflix – aber man war ohnehin an anderen Sachen interessiertNicht Teil des Übernahmeplans sind übrigens bestimmte Sender und die Fernsehsparte, denn diese werden vorher in ein eigenes Unternehmen ausgegliedert (die "Global Networks Division"). Daran dürfte Netflix allerdings auch gar nicht interessiert gewesen sein, denn es geht offenkundig um die starke Franchise-Bibliothek, das Serienarchiv, viele Exklusivrechte, etablierte Produktionsstudios (um die eigenen Produktionskosten zu senken) – und gleichzeitig Hollywood zu dominieren. Für viele Filmschaffende sind die Vorstellungen "eine reine Katastrophe", einhergehend mit dem Todesstoß für Kinos, Anfang eines Monopols, Vernichtung der hochqualitativen HBO-Kultur und Hinwendung zur daten- statt zur kreativitätsbasierten Medienproduktion.