Kritik von einflussreichem Designer: Fehlt Apple der Respekt vor Software-Design?


Auf der WWDC 2025 kündigte Apple eine grundsätzliche Umgestaltung der Designsprache an, welche alle Betriebssysteme des Konzerns betrifft: Mit den im Herbst erscheinenden Updates von iOS, iPadOS, macOS, watchOS und visionOS führt Apple das "Liquid Glass" genannte Gestaltungskonzept ein. Fenster, Menüs, Buttons und interaktive Elemente erhalten zahlreiche Transparenz- und Animationseffekte; App-Icons ein neues vektorbasiertes Format mit Spezialeffekten für Dark- und Monochrome-Modus. Wie jede grundsätzliche Neugestaltung polarisiert Apples Gestaltungskonzept. Louie Mantia, Software- und Logo-Designer seit zwanzig Jahren, sieht ein grundsätzliches Problem bei Apple: Bei den Entscheidern fehlt der Respekt gegenüber Software-Design.
Louie Mantia gestaltet seit vielen Jahren Icons, Logos und Spielkarten. In seinem
Blog-Beitrag stellt Mantia die Theorie auf, dass viele Probleme bei der Einführung von Liquid Glass schlichtweg auf Inkompetenz zurückzuführen seien. Alan Dye sei kein Software-Designer und er habe keinen Geschmack. Dass er diese Rolle innehat, führt Mantia auf den Machtkampf zwischen Jony Ive und Scott Forstall zurück. Jony Ive habe diesen wohl gewonnen, weil Tim Cook Hardware-Design wichtiger als Software-Design eingestuft habe. Deshalb sei es überhaupt möglich gewesen, dass der Verpackungsdesigner Alan Dye die Leitung der Software-Design-Abteilung anvertraut bekam. In Louis Mantias Augen haben weder Ive noch Dye jemals bewiesen, dass sie fähig sind im Feld "User Interface Design".
Zwingen iOS 7 und Liquid Glass zur Gleichförmigkeit?Bereits das von Jony Ive gestaltete iOS 7 fordere viel von Software-Designern, so Mantia. Sie mussten sich dem von Apple definierten Designkonzept unterwerfen. Ähnliches gelte für Liquid Glass. Ein so vereinheitlichtes Design nütze hauptsächlich Apple. Unabhängige Entwickler haben dafür Nachteile: Durch die erzwungene Gleichförmigkeit sei es umso schwerer, sich von Konkurrenz-Apps abzusetzen – insbesondere von denen, welche direkt von Apple stammten. Mantia betont die Unterschiede zu Aqua, der Gestaltungssprache der ersten Version von Mac OS X: Diese sei stilbildend gewesen, wurde aber gleichzeitig von anderen visuellen Materialien und Motiven ergänzt.
Das Ergebnis war eine viel vielfältigere Plattform mit Charakter. Es gab eine visuelle Qualität, die mit Software auf Apple-Plattformen assoziiert wurde. Es wurde sichtlich mit großer Sorgfalt gearbeitet.
Unstetigkeit bedeutet FrustrationWährend der ersten Entwickler-Betas habe Apple zudem viele Änderungen an Liquid Glass vorgenommen. Es seien so viele gewesen, dass es inzwischen vielen Software-Entwicklern schwerfällt, sich auf das scheinbar noch so unstete Konzept einzulassen. Louis Mantia zeigt sich frustriert. Er sei es leid, offensichtliche Fehler aus Expertenperspektive denjenigen zu erklären, die in einer Machtposition seien, aber das Fachwissen fehle.
Während der ersten drei Entwickler-Betas gestaltete Apple viele Effekte und Transparenzen um.