„Siri-Vaporware“: Gruber und andere Blogger teilen Apples Argumente nicht


Als Apple bei der WWDC 2024 Apple Intelligence vorstellte, erregte vor allem Siri viel Aufmerksamkeit: Aus dem mäßig intelligenten Sprachassistenten sollte ein weit hilfreicherer Alltagshelfer werden, welcher etwa Fragen nach Ankunftszeiten von Familienmitgliedern beantwortet, indem er die relevanten Informationen aus entsprechenden E-Mails aufliest. Apple ist es bislang nicht gelungen, das Feature zur Marktreife zu bringen, wenngleich das Unternehmen sogar die Werbetrommel dafür rührte. Das stieß selbst bei Bloggern, die Cupertino grundsätzlich tendenziell wohlwollend gegenüberstehen, auf Missmut. Mittlerweile äußerte sich Craig Federighi zu den Verzögerungen und erklärte, das personalisierte Siri auf jeden Fall nachreichen zu wollen.
Neues Siri Vaporware? Federighi und Joswiak beziehen StellungUnter dem Begriff „Vaporware“ fallen Ankündigungen zu Hardware- und Software-Produkten, welche nie auf den Markt kommen. Den Unternehmen wird vorgeworfen, diese Taktik gezielt einzusetzen, um etwa Kunden bei der Stange zu halten. John Gruber von Daring Fireball warf Apple im Falle des runderneuerten Siri vor, Vaporware präsentiert zu haben: Cupertino habe lediglich ein Konzeptvideo mit den neuen Funktionen vorgelegt, nicht jedoch mit einer echten Demonstration des Features aufgewartet. In einem Interview fühlt Joanna Stern vom
Wall Street Journal Craig Federighi und Greg Joswiak auf den Zahn und geht dieser Frage nach. Federighi weist die Vorwürfe entschieden zurück: Apple habe tatsächlich funktionierende LLM-Software gefilmt. Joswiak pflichtet ihm bei: Es gebe die Erzählung, dass es sich lediglich um eine Tech-Demo gehandelt habe, doch dies stimme nicht.
Gruber und andere Tech-Blogger folgen Apples Argumentation nichtGruber gibt sich mit dieser Erklärung jedoch nicht zufrieden: Das Video auf der Keynote habe die Funktion nicht tatsächlich in Aktion gezeigt: Überblendungen und Schnitte hätten Siris neue Möglichkeiten nicht in ganzer Länge gezeigt, was allerdings Apples internen Vorgaben an Keynote-Demos entspreche. Gruber habe mit mehreren Personen aus dem Software-Entwicklungsteam gesprochen und niemand von ihnen habe eine interne iOS-Version mit diesem Feature zu Gesicht bekommen. Gruber erhält von anderen prominenten Vertretern der Szene Beistand: Für den Entwickler
Russell Ivanovic mache es keinen Unterschied, ob Siri intern Fortschritte aufweise. Apple habe Werbung für ein Produkt gemacht, das nicht ausgeliefert wurde. Der Blogger
M.G. Siegler schlägt in eine ähnliche Kerbe: Apple habe sich über Unternehmen lustig gemacht, die Vaporware anpreisen. Wenn man ein Produkt so wie Apple nicht liefern könne, sei es bloß ein Konzept – und ein gebrochenes Versprechen.