Großbritanniens Digitale-Märkte-Gesetz: Apple droht mit verzögerten Funktionen


Vor anderthalb Jahren sah sich Apple in der EU gezwungen, alternative App-Marktplätze zuzulassen, und überlässt Nutzern bei einer Erstinstallation die Wahl des Browsers. In Großbritannien sieht sich der kalifornische Konzern nun einer ähnlichen Situation gegenüber. Die Competition and Markets Authority (CMA) hat sowohl Google als auch Apple einen Strategic Market Status (SMS) zugeschrieben und
fordert nun Änderungen. Diese haben ähnliche Schwerpunkte wie der Digital Act der EU. In einer Stellungnahme gegenüber der BBC
argumentierte Apple indessen, die vorgeschlagenen Änderungen seien "schlecht für Kunden und Entwickler".
Laut britischen Wettbewerbsbehörden ist der Smartphone-Markt in Großbritannien in Essenz ein Duopol: iOS mit etwa 50 bis 60 Prozent Marktanteil liege knapp vor Android, welches auf 40 bis 50 Prozent aller Geräte installiert sei. Der Maßnahmenkatalog für Apple sieht eine Öffnung des iPhone-Betriebssystems für Wettbewerber vor; sowohl bei Browsern als auch bei der Konnektivität mit Zusatzgeräten, etwa Smartwatches. Auch beim App Store fordert die CMA Änderungen, welche allerdings in aktueller Form milder ausfallen als bei der EU: Apple solle gerechte, objektive und transparente Vorgehensweisen bei der App-Bewertung sowie bei den Bestenlisten (Ranking) gewährleisten. Zudem dürfe Apple die in der App-Beurteilung erfassten Daten nicht für die Entwicklung eigener Apps nutzen. Allerdings fordert die CMA ebenfalls, App-Entwicklern die Nutzung alternativer Zahlungsmittel einzuräumen.
Apple: "Sicherheitsrisiko und Innovationsbremse"Der Konzern antwortete mit Argumenten, die in ähnlicher Form bereits bei der Durchsetzung des Gesetzes zu Digitalen Märkten vorgebracht wurden:
Wir befürchten, dass die derzeit vom Vereinigten Königreich erwogenen Vorschriften den Datenschutz und die Sicherheit, welche unsere Nutzer gewohnt sind, untergraben, unsere Innovationsfähigkeit beeinträchtigen und uns dazu zwingen würden, unsere Technologie kostenlos an ausländische Wettbewerber weiterzugeben. Wir werden weiterhin mit den Regulierungsbehörden zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass sie diese Risiken vollständig verstehen.
Wenn Apple gezwungen würde, diese „Regeln im EU-Stil“ umzusetzen, könne UK-Nutzern ein ähnliches Schicksal wie EU-Bürgern drohen: Bestimmte Features und Verbesserungen würden fortan im Vereinigten Königreich verspätet eingeführt. Tatsächlich wurde Apple Intelligence in Europa erst mit iOS 18.4 freigeschaltet, und „iPhone Mirroring“ in macOS Sequoia ist bis heute hierzulande nicht möglich.
CMA: "Für Wettbewerb"Die britische Consumer Markets Authority hält dagegen, dass – anders als beim Digital Markets Act der EU – ihre Maßnahmen darauf konzentriert seien, die Interoperabilität bestimmter Aspekte von iOS sicherzustellen, damit Entwickler sie für innovative neue Apps nutzen könnten. Diese Argumentation verwundert ein wenig, da die EU-Kommission sich dieselben Ziele gesetzt hat. Derzeit finden Verhandlungen zwischen Google, Apple und der CMA statt; im Oktober wird die Behörde ihre endgültige Entscheidung bekannt geben und damit ihre Forderungen an die beiden Konzerne festschreiben.