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EU vs. Apple App Store: Verfahren wohl vor dem Ende – Die Auswirkungen

An der Strafe für bisherige Rechtsverstöße hält die EU-Kommission zwar fest, diese beläuft sich auf eine halbe Milliarde Euro, allerdings gibt es durchaus eine bedeutenswerte Entwicklung hinsichtlich der Regeln rund um den App Store. Nachdem Apple Ende Juni die aktualisierten Geschäftsbedingungen vorgestellt hatte, welche den rechtlichen Anforderungen genügen sollen, erfolgte diesbezüglich laut Reuters eine Reaktion und Bewertung durch die EU: Die AGB entsprechen demnach dem Digital Markets Act – mögliche Strafzahlungen in Höhe von 50 Millionen Euro pro Tag sind somit vom Tisch.

Etwas überraschend kommt das durchaus, denn Marktbeobachter waren sich alles andere als sicher, ob die Komplexität der Regeln nicht Forderungen nach einfacher Umsetzbarkeit widerspricht. Jedoch ergab die Prüfung, dass Apple durch die Einführung eines Basistarifs, der dann aber kaum Store-Dienste enthält, ausreichend "Compliance" bietet. Die offizielle Stellungnahme samt Abschluss des Verfahrens sei "innerhalb der kommenden Wochen" zu erwarten.


Die neuen mehrstufigen Business Terms
Bei den neuen "Business Terms" innerhalb der EU, neben den unverändert bestehenden vorherigen, setzt Apple fortan auf ein differenziertes Modell, wie sich die Gebühren zusammensetzen. So führt Apple mehrere Stufen ein, wenn Entwickler Weblinks setzen oder alternative Bezahlmethoden wie PayPal, Stripe oder andere in Apps integrieren. Ungeachtet davon bleiben die Jahresgebühren, welche für den Entwicklerzugang selbst anfallen.

Startgebühr
  • 2 Prozent Gebühr auf alle Umsätze innerhalb der ersten sechs Monate
  • Keine Gebühr im "Small Business Program"
  • Keine Gebühr, wenn der Entwickler mit bestehenden Kunden kommuniziert

Store Services Fee – Option 1
  • 5 Prozent Gebühr für Nutzung von App-Distribution und Auslieferung
  • "Sicherheitsfunktionen"
  • App-Verwaltung
  • Keine Auto-Updates und automatische Downloads auf anderen Geräten möglich, keine Anzeige im App Store als "empfohlene App", keine Reviews/Ratings oder Anzeige in personalisierten Empfehlungen

Store Services Fee – Option 2
  • 13 Prozent Gebühr (Small Business 10 Prozent)
  • Enthält alle Funktionen des App Stores

Aus der CTF wird die CTC
Da die "Core Technology Fee" von 50 Cent pro Download pro Jahr ebenfalls unter rechtlichem Beschuss stand, streicht Apple diese – und setzt nun auf die "Core Technology Commission". Diese erhebt keinen Pauschalpreis mehr, sondern 5 Prozent Beteiligung auf alle Umsätze, die via In-App-Promotions oder alternative Zahlungen entstehen. Ab 1. Januar gilt das für alle, momentan bestehen CTF und CTC jedoch nebeneinander.

Auswirkungen
Für Entwickler bedeutet der Ausgang des Verfahrens, dass sie weiterhin Apps nicht unter einheitlichen Bedingungen international anbieten können – obwohl in den USA und der EU fast die gleichen gesetzlichen Vorgaben herrschen. Apple hat also erfolgreich verhindert, einen gangbaren Weg für derlei Vorhaben zu schaffen, weiterhin müsste man für jeden Wirtschaftsraum eine eigene App anlegen. Allerdings hat die EU natürlich auch keine Möglichkeit, über ihren Rechtsraum hinaus einzugreifen. Somit betreffen die jetzt akzeptierten Bestimmungen ausschließlich Apps, die es nur in der EU gibt – jedoch ist es selbst für Großunternehmen meist zu aufwendig, unterschiedliche App-Varianten zu pflegen, wie man unter anderem bei den eigentlich erlaubten alternativen Browser-Engines sieht.

Kommentare

holk10023.07.25 08:56
Eine Staffelung anhand des Umfangs der jeweiligen Dienstleistungen die Apple erbringt, ist nachvollziehbar und fair. Sie entspricht auch der Rechtsprechung des EuGH. Das die EU das aktzeptiert, ist deshalb nicht überraschend. Die Kommission will nicht, wie schon häufig, vor dem EuGH verlieren.
-4
sudoRinger
sudoRinger23.07.25 09:26
holk100
Eine Staffelung anhand des Umfangs der jeweiligen Dienstleistungen die Apple erbringt, ist nachvollziehbar und fair.
Ich habe schon vor Monaten darauf hingewiesen, dass ein Unbundling – also die Trennung von Bereitstellung, Vertrieb und Bezahlung – der richtige Weg ist. Du warst damals einer derjenigen, die jeden regulatorischen Eingriff beim App Store abgelehnt haben. Insofern ist die EU am Ziel und Apple hätte eine solche Regelung bereits viel früher freiwillig vorschlagen können.

Apple bleibt jedoch der eigenen Strategie treu: In den USA und anderen Märkten fährt das Unternehmen andere Modelle, obwohl die regulatorischen Anforderungen vergleichbar sind. Ziel ist offensichtlich, die Zulassung von Apps so kompliziert zu gestalten, dass Entwickler am Ende doch Apples teurer Einheitslösung treu bleiben.

Deine Deutung, die EU würde „einlenken“, ist fragwürdig. Apple zahlt eine halbe Milliarde Strafe, musste alternative App Stores zulassen, Sideloading ermöglichen, die umstrittene Core Technology Fee streichen und einen Basistarif einführen. Das sind deutliche Niederlagen für Apple. Das „Sicherheitsargument“ hat die EU als vorgeschobenes Argument entlarvt.

Problematisch bleibt, dass die EU gegen die globale Fragmentierung wenig ausrichten kann, solange sich die Regulatoren nicht stärker abstimmen. Apple nutzt diese Lücken geschickt aus, um den eigentlichen Geist der Regulierung zu unterlaufen.
+5
sudoRinger
sudoRinger23.07.25 09:52
holk100
Die Kommission will nicht, wie schon häufig, vor dem EuGH verlieren.
Der EuGH hat zugunsten von Qualcomm entschieden und gegen Intel (teilweise). Gab es noch weitere bedeutende Niederlagen der Kommission?

Das EuGH hat zuletzt die Kommission bestätigt und Apple musste 13 Mrd. an Irland zahlen. Außerdem musste Apple wegen Spotify eine Strafe von 1,8 Mrd. € akzeptieren. Der BGH hat Apples „erhebliche marktübergreifende Bedeutung“ anerkannt, und in den Niederlanden hat Apple im Streit um alternative Zahlungssysteme bei Dating-Apps verloren.

Nach meiner Zählung steht es damit 4:2 für die Regulatoren.
+5
xcomma23.07.25 09:53
MTN
Keine Gebühr, wenn der Entwickler mit bestehenden Kunden kommuniziert
Vermutlich fehlen hier weitere Detailinfos um es richtig zu verstehen oder ich denke zu kompliziert, ansonsten muss man sich fragen, woher Apple Daten hat welche Geschäftsbeziehungen eine Firma / Hersteller unterhält.

Wenn ich z.B. einen Kundenstamm habe, der vor Erscheinen einer App im Store bereits bestand, und die dann die neue, tolle App runterladen und Transaktionen via alternativer Zahlungsdienste ausführen - woher / wieso hat Apple davon Kenntnis haben (um dann entscheiden zu können, ob die 2% Startgebühr erhoben werden oder nicht)?
+1
xcomma23.07.25 10:37
MTN
Keine Auto-Updates und automatische Downloads auf anderen Geräten möglich, keine Anzeige im App Store als "empfohlene App", keine Reviews/Ratings oder Anzeige in personalisierten Empfehlungen
Das sind interessant gewählte Limitationen. Je nach App müssen sich Hersteller nun individuell Gedanken machen, inwieweit ihnen das 8% mehr wert ist. Wäre auch interessant wie das Mengengerüst der Relevanz jedes einzelnen Punktes bei Benutzern ist.

Selber hab ich z.B. Auto-Updates und automatische Downloads schon immer deaktiviert. Da ich gerne vorher schaue und im Einzelfall manuell entscheiden möchte, welche App ich wann updaten möchte. Ich gehöre zu der Gruppe, denen das also egal ist, ob das vorhanden ist oder nicht.

Wenn eine App "empfohlen" wird und somit eine markante Marketing-Präsenz im App Store erhält, kann das sehr wohl ein Booster sein. Kommt aber immer drauf an. Bei Apps, die nicht unbedingt auf "Laufkundschaft" ausgerichtet ist, weil eben zu speziell beispielsweise (in welcher Hinsicht auch immer), ist das evtl. nicht ausschlaggebend - insbesondere wenn eine bestehende Kundschaft gepflegt wird (weil es z.B. eine eher komplizierte Softwarelösung ist, die sich Otto N mal eben nicht nebenbei installiert - oder die App bzw. die Firma dahinter ist schon selber so bekannt, dass diese Werbemassnahme irrelevant ist und Leute schon direkt nach dem Namen im Store suchen (und finden) werden). Andere Apps bzw. Hersteller, die wiederum ein nicht optimales Marketing betreiben bzw. auch einfach den App Store als Marketing Channel strategisch berücksichtigen, sind natürlich drauf angewiesen. Dann ist Option 2 ein Muss.
Selber muss ich sagen, dass früher (viel früher ) die Auswahl von empfohlenen Apps, wie auch die ganze Palette von ADA (Apple Design Awards)-ausgezeichneten Apps einen Blick wert war. Seit langem find ich die aber nicht mehr spannend für mich. Also mir wäre es ziemlich egal.

Keine Reviews/Ratings:
das ist der heftigste Brocken zum Schlucken würde ich sagen. Auch wenn die Reviews oft in Quantität - zumindest die mir dargestellten - eher wenig sind und vielmals von unterschiedlicher Qualität sind - so haben doch die "Sternchen-Ratings" einfach immer noch einen psychologischen Effekt, dem ich mich auch nicht vollends entziehen kann. Es regt zumindest an eine Software zunächst "schwarz weiss" zu kategorisieren und ob der nächste Schritt getätigt wird um sie sich anzusehen, Aber zumindest in meinem Falle komme ich mittlerweile über andere Wege zum iOS App Store, d.h. meistens habe ich bereits woanders Einblicke, Erfahrungen, Bewertungen eingeholt - so dass die App Store-basierten Reviews dann für mich nicht mehr ins Gewicht fallen. Bei "Ad Hoc aus Langeweile gebrowsten"-Apps im App Store allerdings könnte es noch einen Ausschlag erzeugen für mich - aber das Ad Hoc Browsing ist bei mir auch nahezu zum Erliegen gekommen.

Hersteller können/müssen durch Bewertung ihrer individuellen Lage pro App nun herausfinden, ob sie 8% mehr oder weniger abgeben wollen. Mal kann es Sinn machen, mal weniger.

Eine komplette Harmonisierung von allem was den App Store betrifft - Länder-/Regions-unabhängig fände ich aber immer noch am erstrebenswertesten Für die Hersteller, wie auch für Kunden. Und die Apple Teams, die den ganzen differenzierten Kram pflegen müssen, sind sicherlich auch nicht zu beneiden.
0
holk10023.07.25 13:04
sudoRinger
holk100
Eine Staffelung anhand des Umfangs der jeweiligen Dienstleistungen die Apple erbringt, ist nachvollziehbar und fair.
Ich habe schon vor Monaten darauf hingewiesen, dass ein Unbundling – also die Trennung von Bereitstellung, Vertrieb und Bezahlung – der richtige Weg ist. Du warst damals einer derjenigen, die jeden regulatorischen Eingriff beim App Store abgelehnt haben. Insofern ist die EU am Ziel und Apple hätte eine solche Regelung bereits viel früher freiwillig vorschlagen können.

Apple bleibt jedoch der eigenen Strategie treu: In den USA und anderen Märkten fährt das Unternehmen andere Modelle, obwohl die regulatorischen Anforderungen vergleichbar sind. Ziel ist offensichtlich, die Zulassung von Apps so kompliziert zu gestalten, dass Entwickler am Ende doch Apples teurer Einheitslösung treu bleiben.

Deine Deutung, die EU würde „einlenken“, ist fragwürdig. Apple zahlt eine halbe Milliarde Strafe, musste alternative App Stores zulassen, Sideloading ermöglichen, die umstrittene Core Technology Fee streichen und einen Basistarif einführen. Das sind deutliche Niederlagen für Apple. Das „Sicherheitsargument“ hat die EU als vorgeschobenes Argument entlarvt.

Problematisch bleibt, dass die EU gegen die globale Fragmentierung wenig ausrichten kann, solange sich die Regulatoren nicht stärker abstimmen. Apple nutzt diese Lücken geschickt aus, um den eigentlichen Geist der Regulierung zu unterlaufen.
Ich fasse mal zusammen: EU gut. Apple schlecht.
-3
sudoRinger
sudoRinger23.07.25 13:14
holk100
Ich fasse mal zusammen: EU gut. Apple schlecht.
Na endlich ist der Groschen bei dir gefallen.
+3
xcomma23.07.25 13:44
Bei Apple muss man sehr viel differenzieren (mittlerweile). Jedenfalls das Saubermann-Good Corporate Citizen-Image ist schon länger Geschichte.

Nur ein kleines Beispiel:
MTN
Apple zeigte sich diesbezüglich einst außerordentlich kreativ und senkte durch ein höchst komplexes Modell den effektiven Steuersatz auf 0,005 Prozent.
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