Push-Nachrichten von MacTechNews.de
Würden Sie gerne aktuelle Nachrichten aus der Apple-Welt direkt über Push-Nachrichten erhalten?

Rückblick: "Freiwillige" Abgänge von Apple-Managern – die nicht so freiwillig waren

Es gibt oft eine bestimmte Art, den nicht ganz freiwilligen Weggang eines Top-Managers in Worte zu fassen – sei es, weil man diesen loswerden wollte, oder die Person sich im Unternehmen nicht mehr wohlfühlte. Vor allem die Ernennung zum "Berater" ist meist das untrügliche Zeichen für einen Rauswurf, wenngleich "retired" ebenfalls wahrlich nicht bedeuten muss, aus eigenen Stücken in Rente zu gehen. Jüngstes Beispiel: Der bisherige KI-Chef John Giannandrea, welcher zahlreichen Berichten zufolge schon länger das Vertrauen von Tim Cook verloren hat. Blickt man in Apples Geschichte zurück, so gibt es einige Top-Manager, deren Abberufung kaum nach Freiwilligkeit klingt.


Scott Forstall, der "Mini-Steve" (2012)
Vor allem der einstige iOS-Chef Scott Forstall ist dabei zu nennen. Ende 2012 kündigte Apple an, ihn zum persönlichen Berater von Tim Cook zu machen – was wahrlich keine Beförderung darstellte. 2013 scheide er dann ganz aus, so die Erklärung. Einer der engsten Vertrauten von Steve Jobs sollte somit nicht etwa zum kommenden Mann im Unternehmen werden, sondern hatte seine Sachen zu packen. Aus zahlreichen Berichten geht hervor, dass Forstall für ein toxisches Klima mit feindseliger Stimmung verantwortlich gemacht wurde. Aggressives Verhalten und massive interne Konflikte führten zur Weigerung anderer Top-Manager (Ive, Mansfield, Cue), im selben Raum wie Forstall zu sein. Das Desaster rund um Apple Maps und die Weigerung, sich offen zu entschuldigen, sorgten für den faktischen Rauswurf. Apple bezeichnete es hingegen stets neutral als "er verlässt das Unternehmen".

Tony Fadell, der iPod-Vater (2008)
Offizieller Text: Er zieht sich freiwillig zurück, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Allerdings stellte Fadell einige Zeit später in verschiedenen Interviews klar, dass es keine ganz so harmonische Trennung war. Er selbst beschreibt ein "explosives Klima" und deutet an, dass anhaltende Machtkämpfe ein wesentlicher Grund für seinen Abgang waren. So soll es unter anderem massive Spannungen zwischen Fadell und Forstall gegeben haben (Team iPod vs. Team iPhone) – welche Fadell wohl nachhaltig verbitterten. Als Forstall nämlich 2012 gehen musste, kommentierte er bissig: Forstall habe genau bekommen, was er verdiene. Für Fadell war jedenfalls kein Platz mehr im Unternehmen, und selbst wenn es keinen Rauswurf gab, wurde er doch aus den Reihen gedrängt.

Mark Papermaster, der iPhone-Hardwarechef (2010)
Diesmal nannte Apple noch nicht einmal Gründe, warum der Hardware-Experte schon nach eineinhalb Jahren wieder "ging" – wobei es ein recht klares "gegangen wurde" war. Zuständig für iPhone-Hardware, galt Papermaster als hauptverantwortlich für die Fehler im Kontext des Antennendesigns des iPhone 4. Wenige Wochen später musste er deswegen seinen Hut nehmen, wie damals Business Insider und John Gruber berichteten ("es ist sehr eindeutig, dass man ihn gefeuert hat").

John Browett, Retail-Chef (2012)
Die Suche nach einem neuen Retail-Chef zog sich zunächst lange hin und lief dann auf den CEO einer eher als Ramschladen verschrienen Kette hinaus. John Browett galt von Anfang an als extrem schräge Wahl, passte mit seinen Ansichten und Aktionen so gar nicht zu Apple und wurde daher zeitgleich mit Scott Forstall im Oktober 2012 wieder entlassen. Laut Apple "verlasse er das Unternehmen", laut Guardian und Business Insider setzte man ihn hingegen "gnadenlos" vor die Tür. Es hatte sich bei der Besetzung um eine klare personelle Fehlentscheidung Cooks gehandelt, welche der Apple-CEO allerdings rasch korrigierte.

Weiche Landung: Jony Ive (2019)
Hier ist die Sache etwas schwieriger zu analysieren. Ganz klar war: Ive fühlte sich bei Apple nicht mehr wohl. Konnte er unter Jobs schalten und walten wie er wollte, Hardware-Ingenieure hatten sich seinen Design-Ideen unterzuordnen, sah es in seinen letzten Jahren komplett anders aus. Frust über Fokusverschiebung von Design hin zu Operations, Auflösung von Design-Teams sowie nachlassende Bedeutung im Unternehmen – das waren drei Punkte, welche Ive nicht schmeckten. Unklar ist hingegen, inwiefern Apple ohnehin nicht mehr mit Ive plante und auf einen Wechsel hinwirkte. Damals bereits ließ sich in Foren oft lesen, Ive sei am Ende seiner Ideen angelangt, zumal galt er im UI-Design nicht gerade als Bestbesetzung. Offiziell arbeitete er im Rahmen seiner Firmenneugründung ("LoveFrom") weiterhin für Apple, doch dies gilt in der Branche eher als Umschreibung für "Berater", also einen versüßten Abschied ohne weitere Relevanz.

Trotz Gerüchten: Angela Ahrendts Abgang war wohl wirklich freiwillig
Zum Schluss noch ein Beispiel, bei dem immer wieder spekuliert wurde, es sei ebenfalls eine Entlassung gewesen: die ehemalige Retail-Chefin Angela Ahrendt. Egal wie oft die These allerdings wiederholt wird, es gibt dafür keinerlei Indizien. Ihr Abgang wurde als freiwillig und im Guten dargestellt – und genau das war wohl auch der Fall. Weder in der offiziellen Mitteilung noch in verlässlichen Berichten tauchen harte Vorwürfe gegen Ahrendts auf. Es gibt keinen öffentlichen Leak, keine Klage, keine nachträgliche Enthüllung, die nahelegt, dass sie gefeuert wurde – und auch in später erschienen Artikeln keine Wortmeldungen, die ihre Führung oder Arbeit anprangerten.

Kommentare

Keine Kommentare vorhanden.

Kommentieren

Sie müssen sich einloggen, um die News kommentieren zu können.