Vor dem Macintosh: Betriebssystem von Apples Lisa im Browser nacherleben


Der Macintosh war der Rechner, mit dem Apple in den Achtzigerjahren das Zeitalter der grafischen Bedienoberflächen einläutete. Weniger bekannt ist sein Vorläufer namens Lisa. Der All-in-one-Rechner war auf Firmenkunden ausgerichtet, kostete knapp 10.000 US-Dollar, erschien ein Jahr vor dem Macintosh und blieb nur zwei Jahre lang im Programm. Das Betriebssystem teilte einige Eigenschaften mit seinem Nachfolger, etwa die grafische Bedienoberfläche und eine Bedienung per Maus. Wer sich den Mac-OS-Vorläufer einmal in Ruhe ansehen will, kann unter
alpha.lisagui.com mit einem JavaScript-Nachbau im Browser experimentieren.
Der Entwickler Andrew Yaros ist im Besitz der Original-Hardware, einer Lisa 2/10. Bei der Browserversion handelt es sich nicht um eine Virtualisierung oder Emulation des ursprünglichen Betriebssystems. Stattdessen hat Yaros die Bedienoberfläche in JavaScript aufgebaut, inklusive eines eigenen Schriftsatzsystem, wie er in einem HackerNews-Beitrag
erklärt. LisaGUI funktioniert am zuverlässigsten an einem Rechner (oder Tablet) mit Trackpad oder Maus; wenn möglich, sollte man die Website in Form einer Web-App
verwenden.
LisaGUI hat Schreibtischhintergründe, eine statische Menüleiste – und längliche Pixel.
Verlängerte PixelEine Eigenart des Lisa-Systems stellte Yaros vor eine gewisse Herausforderung: Das System war hauptsächlich für eine optimale Darstellung von Text konzipiert und verwendete deshalb Bildpunkte, die doppelt so lang wie breit sind. Yaros verwendet für LisaGUI den Faktor 1,5: Auf zwei Pixel Breite kommen drei Pixel in der Höhe. Bei niedriger Pixelanzahl, etwa auf Smartphones, kann ein verwaschenes Bild entstehen, wenn nicht genügend Bildpunkte für eine Pixelverdoppelung bereitstehen. Auf Touchscreens ist LisaGUI (ebenso wie das Original) allerdings nicht ausgelegt.
Kurzlebige KoexistenzLisa und Macintosh verwendeten denselben Prozessor und wiesen viele Ähnlichkeiten bei Hard- und Software auf. Zwischenzeitlich versuchte der jüngst
verstorbene Bill Atkinson, das Lisa-Team von den Vorteilen quadratischer Bildpunkte zu überzeugen. Trotz einer beeindruckenden Präsentation blieb Lisa bei seinen
verlängerten Pixeln, erinnert sich Andy Hertzfeld in einem Blog-Beitrag.