Vor 30 Jahren: Erster offizieller Mac-Clone kommt, bietet High-End, begeistert alle – doch Apples Strategie schlägt dramatisch fehl


Die Ära der "Hackintoshs" ist weitgehend vorbei. Verschiedene Tools hatten es möglich gemacht, das Mac-System auf solchen Intel-basierten Computern zu betreiben, die nicht von Apple hergestellt waren. Spätestens mit der Ankündigung, auf hauseigene Prozessoren umzusteigen, war ziemlich klar, dass die Zeit der Selbstbau-Macs dem Ende entgegenging. Auf ARM-Macs komplett unmöglich, immerhin gibt es keine frei verfügbaren Standard-Boards, sieht es bei Intel-Geräten jedoch ebenfalls zunehmend schlechter aus. Sonoma beseitigte bereits die Unterstützung für ältere WiFi- bzw. Bluetooth-Chips, mit Ventura waren die Ethernet-Treiber verschwunden. Verschiedene Apple-Dienste funktionieren gar nicht mehr (Nachrichten, FaceTime, AirDrop), zudem ging macOS Sonoma 14.4 die Funktionsweise des USB-Subsystems an, was den gängigen Weg zur Aktualisierung eines Hackintoshs darstellte.
März 1995: Der erste Mac-Clone erscheint und beeindrucktVor genau 30 Jahren begann eine Ära bei Apple, in der man sehr wohl vor der Entscheidung stand, auf welchem Computer man gerne Mac OS ausführen möchte. Im März 1995 erschien der erste offizielle Macintosh-Clone mit der Bezeichnung "
System 100". Erwerben konnte man diesen von einem Anbieter namens Radius. Die Branche war begeistert, denn man erhielt ein High-End-System mit Mac OS. War das die Zukunft und konnte Apple durch derlei Produkte den Marktanteil wie geplant spürbar ausbauen? Eindeutig nicht, wie sich herausstellen sollte.
Das System 100 kostete 12.495 Dollar, inflationsbereinigt entspricht dies heute weit über 20.000 Dollar. Dafür erhielt man für das Jahr 1995 beeindruckende Technologie. Der 601-Prozessor (PowerPC) taktete mit 110 MHz, außerdem bot der Clone satte 72 MB Arbeitsspeicher, eine 2 GB große Festplatte, konnte dank einer Grafikkarte des Typs Thunder IV GX*1600 1600x1200 Pixel Auflösung bereitstellen – und wurde mit Adobe Photoshop ausgestattet. Derlei Hardware sollte indes eher die Ausnahme sein, wie die Geschichte lehrt.

High-End-Computer mit Apple-Betriebssystem im Jahr 1995
Nicht High-End, sondern günstig wurde die RegelStattdessen überschwemmte eine Vielzahl günstigerer Geräte den Markt, die spürbar an Apples eigenen Hardware-Verkäufen nagten und das Unternehmen so in noch größere Schwierigkeiten brachten – denn die Lizenzgebühren für Mac OS waren niedrig. Die meisten Hersteller konzentrierten sich nämlich nicht wie erhofft auf Geräte, die neue und von Apple nicht abgedeckte Zielgruppen ansprachen. Viel mehr war zu beobachten, dass sich Clones an Apples Spezifikationen orientierten, dies aber zu wesentlich niedrigeren Preisen. Massive Umsatzrückgänge für Apple waren die Folge – was das bereits angeschlagene Unternehmen wahrlich nicht gebrauchen konnte.
Das System 100 sollte eine Randnote bleibenRadius blieb dem Clone-Geschäft übrigens nicht einmal ein Jahr lang treu. Lange bevor Steve Jobs durch einen Trick den Stecker für Clone-Hersteller zog (für "Mac OS 8" hatten diese nämlich keine Rechte), verkaufte Radius die eigene Lizenz an Umax Data Systems. Desktop-Computer im absoluten High-End-Bereich, diese mit dem Apple-Betriebssystem ausgestattet, blieben somit eine Randnote.