Tim Cooks Kampf gegen Alterfeststellung im App Store – Reise nach Washington


In Texas wird es zum Jahresanfang bereits Pflicht, doch weitere Staaten oder gar die ganze USA könnten folgen: verpflichtende Altersfeststellung von Nutzern des App Stores. Betreiber von App-Plattformen sind im Rahmen des Gesetzes dazu verpflichtet, Software nur noch solchen Kunden zur Verfügung zu stellen, die das jeweilige Alter erfüllen – vor allem zielt man auf den Schutz Minderjähriger ab. Apple lehnte derlei Vorhaben bislang strikt ab, weswegen Tim Cook nun sogar persönlich nach Washington reiste, um den eigenen Argumenten Gewicht zu verleihen. Er sprach dabei vor dem "House Energy and Commerce Committee" und begründete, warum der "App Store Accountability Act" von Grund auf schädlich sei.
Job der Eltern, nicht der Stores?Es sei die Aufgabe der Eltern, das korrekte Geburtsdatum für Accounts ihrer Kinder zu hinterlegen – und man müsse ihrer Urteilsfähigkeit vertrauen. Jegliche persönlichen Informationen und Dokumente zum Altersnachweis gehören nicht in die Hände von Store-Betreibern oder Entwicklern. Stattdessen sei darauf zu drängen, dass Eltern von den Jugendschutzmöglichkeiten des Systems auch Gebrauch machen. Außerdem obliege es Nutzern/Eltern, darüber zu entscheiden, welche Informationen man teilen wolle. Allerdings sehen das texanische Gesetz sowie ähnliche Vorhaben nicht vor, jene Daten an Entwickler zu übermitteln – genauso, wie Entwickler auch keine Kundendaten erhalten. Entweder würde eine App die Anfrage an Apples System stellen und dann die Antwort zurückbekommen, ob der Kauf erlaubt ist oder nicht, oder der Store verhindert den Download direkt.
Viel Aufwand – und DatenschutzrisikoGesetzliche Altersverifikation ist tatsächlich nicht trivial und geht mit beträchtlichen Kosten für Anbieter einher. Neben dem Aufbau einer Infrastruktur und Support ergeben sich viel bürokratischer Aufwand und zudem Haftungspflichten bei Missbrauch. Genau auf dieses Feld will sich Apple nicht begeben, denn ein "Ausweisamt" möchte man natürlich nicht werden. Genau das wäre jedoch der Fall, samt aller datenschutzrechtlicher Implikationen. Apple müsste persönliche Dokumente anfordern, verifizieren und speichern – auf einen Schlag würde man zur größten privaten Ausweisdatenbank der USA. Derart zentralisierte Sammlungen mit höchst sensiblen Daten stellen ein großes Risiko dar und erfordern daher besonders viel Aufwand und Sorgfalt. Allerdings: Die meisten Nutzer dürften solche Daten lieber bei Apple liegen sehen, als bei einzelnen Anbietern stets aufs Neue Altersfeststellungen durchführen zu müssen.
Apples Argument: Schutz Minderjähriger jetzt schon möglichLaut Apple gebe es sehr viel bessere Wege, Kinder vor potenziell schädlichen Inhalten zu schützen, als die Ausweisdokumente der ganzen Bevölkerung zu speichern. Schon jetzt bieten die Altersangaben, welche Entwickler für ihre Apps festlegen, ausreichend Schutz. Natürlich möchte man sich auch keine Vorgaben machen lassen, wie genau die erforderlichen Dialoge ausgestaltet sein müssen – genau das sieht zumindest das texanische Gesetz vor, welches allerdings von vielen Beobachtern als Wegbereiter für identische Regelungen in anderen Staaten gesehen wird.