LG evo 6K: Ton, Bild und FazitDer LG evo 6K verfügt über zwei interne Lautsprecher, die durch Verstärker mit 2 x 5 W Ausgangsleistung betrieben werden. Die Speaker lassen sich ohne die Hilfe einer App wie BetterDisplay nicht über die Mac-Tastatur in der Lautstärke steuern oder auf Mute schalten. Für die allgemeine Nutzung von Musikwiedergabe und zur Ausgabe von Systemtönen muss der LG als Ausgabegerät im Audio-Midi-Setup ausgewählt werden. Dort kann auch festgelegt werden, dass Systemtöne über die Display-Speaker ausgegeben werden sollen.
Im Vergleich zu den sechs Lautsprechern, die Apple im Studio Display verbaut hat, sind die Speaker im LG eine große Enttäuschung. Zwar erfüllen auch die Lautsprecher im Studio Display keine höheren HiFi-Ansprüche, doch sie erzeugen ein sehr viel satteres, vollständigeres Klangbild und ein enorm großes Stereo-Panorama, wohingegen die Wandler im LG lediglich einen Anspruch erfüllen können: sie machen Töne. Während viele Nutzer die Speaker im Studio Display so gut finden, dass sie auf externe Lautsprecher verzichten, dürfte das mit den im LG verbauten Tönern kaum je der Fall sein. Der Ton wirkt über sie außerdem sehr monaural. Von Stereo-Effekten keine Spur.
Eindrücke von der BildqualitätWie ich eingangs schon habe durchklingen lassen, bin ich kein Experte in Sachen wissenschaftlicher Analyse der Bildqualität von Monitoren. Ich bin anspruchsvoller Anwender, der für Fotografie und Bildbearbeitung einfach ein möglichst naturgetreues Bild „ab Werk“ erwartet. Ich will nicht aufwendig alle paar Monate den Bildschirm kalibrieren müssen, um eine bestimmte nachweisbare Farbkonsistenz zu erhalten. Das ist für meine Arbeiten nicht erforderlich. Wohl aber, dass das Bild schlicht scharf, kontrastreich und natürlich aussieht. Und da dient mir das Apple Studio Display, weil ich es hier habe und sehr schätze, als natürliche Referenz, auch wenn es aus „professioneller“ Sicht natürlich nicht der beste Bildschirm der Welt ist.
Den Punkt Bildschärfe kann ich relativ schnell abhaken. Mit seiner hohen Pixeldichte von 224 ppi (das Studio Display hat bei 5K und 27“ eine Pixeldichte von 218 ppi) lässt die Auflösung bei normalem Betrachtungsabstand keine Wünsche offen. Auch nicht, wenn man sehr nah herangeht.
Da man den Bildschirminhalt in aller Regel nicht mit der vollen Pixelauflösung von 6.144 x 3.456 Bildpunkten 1:1 betrachten wird, weil dann Texte und Bedienelemente viel zu klein dargestellt würden, kommt in der Regel immer eine Form von Skalierung zum Einsatz. Das ist ein komplexes Thema für sich, welches ich hier nicht weiter vertiefen will. Der Punkt ist, dass man in der Regel für den LG in den Bildeinstellungen eine Auflösung wählen wird, die deutlich unterhalb der nativen Auflösung liegt. Eine sinnvolle Einstellung und der "Standard" liegt bei genau der Hälfte, also bei 3.072 x 1.728 Bildpunkten. Diese wird per Skalierung auf die volle Pixelzahl des Displays hochgerechnet, sodass keine einzelnen Pixel sichtbar werden.
Die hohe Auflösung des UltraFine evo 32 Zoll 6K ist einer seiner Main-Selling-Points und hier liefert der Bildschirm auch voll ab. Es dürfte nur sehr wenige Menschen mit mehr als „100%“ Sehschärfe geben, die hier zwingend eine noch höhere Auflösung bräuchten. Aber auch wenn die Display-Auflösung nach wie vor ein sehr starkes Verkaufsargument darstellt, ist sie bei Auflösungen über 4K (selbst bei 32“) doch in Wahrheit weit weniger relevant, als andere Parameter.
Für manche Nutzer ist die Bildwiederholfrequenz ein wichtiges Thema. Aber auch die ist ein viel zu hoch bewertetes Thema in den Foren. Für reguläre Arbeiten am Computer sind die 60 Hz des LG mehr als ausreichend. Höhere Bildwiederholfrequenzen von 120 Hz oder mehr sind höchsten für einige Gamer relevant. Also können wir dieses Thema beim LG auch abhaken. Alles bestens. Gamer sind hier nicht die Zielgruppe. Zumal höhere Bildfrequenzen bei 6K Auflösung enorme Kapazitäten an die Grafik-Hardware und die Bandbreite der Schnittstelle stellen würden.
Für den allgemeinen Bildeindruck sind vor allem Parameter wie Farbwiedergabe und Kontrast von Bedeutung. Natürliche Farben sind dabei eines der größten Probleme, weil diese in vielen Parametern abgestimmt werden können, was nur Experten gut gelingt. Darum ist es für Normal-Anwender wichtig, dass Monitore mit einer guten Werkskalibrierung ausgeliefert werden, die auch langzeitstabil ist und nicht ständig nachkalibriert werden muss.
Der LG kommt ab Werk (und mit seinem Standard-Farbrofil) mit einer für meinen Eindruck sehr ordentlichen, aber nicht so natürlichen Einstellung wie das Apple Studio Display daher. Es ist mir (als Laie) auch nicht gelungen, die Farben manuell so überzeugend einstellen zu können, wie ich es von Apples Display gewohnt bin. Der LG wirkt immer eine Spur weniger lebensecht. Rein subjektiv.
Einen nicht unerheblichen Anteil an diesem Eindruck dürfte der allgemeine Kontrast des Bildschirms haben. Aufgrund der starken Mattierung des Sichtglases wirkt der LG nie so kontrastreich, wie das Apple Display. Zudem ist die Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung auch nicht ganz optimal. So wirkt mein Desktop-Hintergrund nach dem Wechsel auf das LG-Display so, als hätte ich das Foto nachträglich vignettiert. Die Ecken und Ränder erscheinen deutlich dunkler.
Grundsätzlich gefällt der LG mit einer ordentlich tiefen Schwarzdarstellung, doch im Gesamtkontrast wirkt das Studio Display (hier ohne Nanotextur) stets knackiger und dadurch auch farbenfroher.
Fazit: Viel Platz und hohe AuflösungMeine durchaus kritischen Bemerkungen sollten keinen falschen Eindruck vermitteln. In der Summe aller Dinge überzeugt der LG mit einer sehr guten Darstellung in allen Bereichen. Kombiniert mit seiner größeren Bildfläche im Vergleich zum 27“ Studio Display dürften viele Anwender genau diesen zusätzlichen Platz (oder die damit mögliche größere Darstellung) sehr zu schätzen wissen. Mich eingeschlossen. Immerhin entspricht das rund 42% mehr Fläche als bei 27 Zoll. Dass dabei auch die Pixeldichte auf bzw. sogar leicht über dem Niveau des Studio Display liegt – und das zu einem ähnlichen Preis – macht den LG zu einer wirklich attraktiven Alternative.
Doch es gibt eine nicht ganz kurze Liste von Einschränkungen, die eine gewisse Kompromissbereitschaft voraussetzt. Zunächst einmal sollten Sie sich die Idee aus dem Kopf schlagen, der evo 6K könnte eine günstige Alternative zum Apple Pro Display XDR sein. An den reicht der Monitor aus Korea außer in Sachen Größe und Auflösung nicht heran. Aber als größere Alternative zu Apples Studio Display ist der evo 6K eine Überlegung wert.
Die beschriebenen Einschränkungen in der Bildqualität (allgemeiner Kontrast, Ausleuchtung, Standard-Farbrofil) können teilweise durch eine exakte Kalibrierung behoben werden und sind in der Praxis auch nicht so dramatisch, wie es in der Beschreibung klingen mag. Aber in einigen Bereichen muss Verzicht geübt werden: keine Webcam, kein Mikro (kann beides ggf. durch das iPhone ersetzt werden), deutlich schlechterer Ton und höherer Stromverbrauch müssen im Vergleich zum 27-Zöller von Apple gegengerechnet werden. Ebenso, wie die Verarbeitungsqualität, die beim Studio Display glatt zwei Klassen höher angesiedelt ist.
Es bleibt abzuwarten, wie sich der Straßenpreis des LG entwickelt. Zum Zeitpunkt dieses Tests lag der Marktpreis noch beim UVP von 1.999 Euro, jedoch gab es Gutschein-Aktionen mit 250 Euro Nachlass. Das Apple Studio Display war zum Testzeitpunkt
bei Amazon ab ca. 1.530 Euro erhältlich (ab ca. 1.660 Euro
mit Nanotexturglas).
Wer die hohe Pixeldichte nicht braucht und mit 4K auskommt, kann noch erheblich Geld sparen. Entsprechende Monitore – auch von LG – sind für unter 1.000 Euro zu haben. Doch der evo 6K ist eine willkommene Bereicherung am Markt. Mit der Zeit dürfte sich die 6K-Auflösung bei 32 Zoll weiter verbreiten, sodass mehr und noch günstigere Angebote dieser Art zu erwarten sind.
Den LG UltraFine evo 32 Zoll 6K kann ich guten Gewissens allen empfehlen, die einen 32-Zöller mit bestmöglicher Auflösung zu einem erträglichen Preis suchen. Derzeit gibt es nicht viele Alternativen, die auch noch so gut zum Mac passen. Darum ein dickes Lob und Dankeschön an LG für diesen Vorstoß.
Plus/Minus LG UltraFine evo 32 Zoll 6K:+ hohe Auflösung, gute Schärfe und viel Platz
+ keine Lüfter, absolut geräuschlos
+ ordentliche Farben mit LG-Werksprofil (aber nicht ganz so gut wie Studio Display)
+ effektive Entspiegelung
+ inklusive Standfuß mit Höhenverstellung und Pivot
+ dank VESA-Mount auch direkt an Schwenkarmen nutzbar
+ Thunderbolt 5 (1 Up-, 1 Downstream)
+ USB-C Hub, HDMI, Display Port
+ sehr blickwinkelstabil
+ einfache Installation
+ viele Anschlussmöglichkeiten auch Abseits des Mac
– großes externes Netzteil (360 W)
– DC-Zuleitung vom Netzteil sollte etwas länger sein
– kein Kabelmanagement
– Anschlüsse schlecht auseinanderzuhalten
– Tonqualität nicht annähernd so gut wie Studio Display
– Ausleuchtung könnte homogener sein (deutliche „Vignettierung“)
– etwas reduzierter Gesamtkontrast durch Entspiegelung
– Höhenverstellung mit Standfuß nur wenige Zentimeter
– keine Webcam, kein Mikrofon