Philips hue in der PraxisIch besitze schon seit einigen Jahren zwei Philips hue Living Colors Lampen, die ich zur Erzeugung von Ambientelicht am Abend verwende. Diese Lampen sind allerdings noch nicht netzwerkfähig und somit nicht per App steuerbar. Über eine kleine runde Fernbedienung, die in ihrer Ergonomie leider an wenig an Apple Puck-Maus erinnert (wo ist oben?), kann man diese Lampen per Funk ein- und Ausschalten, sowie über ein Dreh- und Wipprad nahezu jeden beliebigen Farbton erzeugen und die Lampe(n) dimmen. Die sehr bunten Farben, die damit möglich sind, haben sich für meine Bedürfnisse eher als Spielerei entpuppt, die ich nicht nutze. Stattdessen habe ich einen möglichst angenehmen, warmweißen Farbton eingestellt und auf eine der beiden Speichertasten gelegt.
Die neuen Living Colors-Lampen Bloom aus dem Starter Kit mit der Bridge machen im Prinzip dasselbe, sie sind aber, bei etwa gleicher Lichtleistung, erheblich kleiner als die ballonartigen Living Colors-Lampen der älteren Generation. – Was natürlich mehr Freiheiten bei der Aufstellung ermöglicht. Zudem besteht das Gehäuse der neuen Living Colors aus Metall.
Aber es gibt im Vergleich zur alten Generation auch einen nicht ganz unerheblichen Nachteil: Während die alten hue-Lampen ihr farbiges Licht recht homogen erzeugen, wird das Licht bei den Bloom-Modellen über die verschiedenfarbigen LEDs farblich voneinander getrennt abgestrahlt. Das führt zu unschönen Schatten mit rot/grünen Farbsäumen, wo das Licht auf Kanten trifft. Beispiel: Beleuchtet man einen Gegenstand, wie eine Vase, dann weist der Schatten der Vase an den Rändern besagte Farbsäume auf. Das wirkt leider alles andere als schön. Wo keine Schatten geworfen werden, ist das indirekte, reflektierte Licht allerdings sehr angenehm.
Über die App – in meinen Beispielscreenshots die iPad-Version – kann man die gewünschte Lichtfarbe einfach per Fingerzeig auf einem großen Farbfeld auswählen. Das Problem: Diese Art der Farbauswahl ist ziemlich ungenau. Will man beispielsweise einen bestimmten, warmweißen Ton einstellen, erfordert es einiges an Fingerspitzengefühl, um das einigermaßen hinzubekommen. Warum orientiert sich Philips hier nicht lieber an Programmen wie Lightroom oder Photoshop, wo man über Schieberegler und/oder numerische Eingabe exakte Werte einstellen kann? Über die hue-App in ihrer derzeitigen Form ist das ein ziemliches Geduldsspiel.
Die Living Colors-Lampen bieten allerdings ohnehin nicht die gleiche Lichtqualität bei der Farbtemperatur, wie die Phönix-Lampen. Das in der sehr eleganten, recht schweren und gut verarbeiteten Tischlampe verbaute LED-Leuchtmittel kann zwar keine knalligen Farbtöne darstellen, dafür bieten sie ein sehr viel natürlicheres Weiß. (Wer eine "farbfähige" Alternative zur Phönix-Serie sucht, wird vielleicht mit der
hue Beyond fündig.) Zudem erzeugt der Lampenschirm der Phönix ein sehr weiches, nach oben und unten abgestrahltes Licht, welches einen Raum stärker ausleuchtet, als beispielsweise eine nur nach unten abstrahlende Schreibtischleuchte. Das bedeutet aber auch: Auf Schreibtischen als Arbeitsleuchte eingesetzt fällt das Licht der Phönix im Augenwinkel ggf. stärker auf. – Was mich persönlich nach kurzer Gewöhnungsphase nicht mehr stört. Durch die bessere Raumausleuchtung wird das Arbeiten damit an dunklen Tagen oder nach Sonnenuntergang sogar noch etwas entspannter. Letztlich muss aber jeder selbst ausprobieren, ob dieses Licht als Arbeitsplatzleuchte zusagt, oder ob Schreibtischleuchten mit Schwenkarm und einseitiger Lichtabstrahlung nicht doch besser passen. Für Wohnräume oder als Nachttischleuchte eignet sich die Phönix ebenfalls hervorragend.
In der App wird die Wahl der Farbtemperatur der Phönix in einem separaten Farbwähler oberhalb des Living-Color-Pickers angezeigt. Wie Sie im Screenshot weiter oben sehen, stehen hier nur Farbtöne im Bereich von gelblich bis bläulich zur Verfügung. Die genaue Einstellung erfordert auch hier etwas Geduld und Feingefühl. Eine Einstellung der Farbtemperatur beispielsweise nach Grad-Kelvin existiert nicht. – Schade eigentlich.
Immerhin sind für die Phönix in der App ein paar „Szenen“ vorgegeben. Zum Beispiel „Konzentrieren“ mit einem relativ neutralen, nicht zu kalten, tageslichtähnlichen Farbton, der sich gut zum Arbeiten eignet, oder „Lesen“, mit wärmerer Lichtfarbe und „Relax“ mit noch wärmerem Ton und etwas gedimmter Lichtstärke. Die beiden erstgenannten Szenen haben sich für mich als die am meisten genutzten herausgestellt. Tagsüber „Konzentrieren“ als Arbeitslicht, abends „Lesen“ als angenehm warmes, aber nicht zu rötliches Ambientelicht. Die vielen anderen möglichen Farbtöne blieben bei mir nach einer gewissen Zeit sowohl bei der Phönix als auch bei den auf dem Boden stehenden Living Colors weitgehend ungenutzt.
Wer häufig das Farbschema wechselt und viel mit neuen Farben experimentiert, muss auf die App zurückgreifen. Allerdings ist man dabei nicht zwangsläufig auf die Philips hue App beschränkt, denn auch andere Anbieter können Apps für die hue-Lampen veröffentlichen – und davon gibt es inzwischen eine sehr große Auswahl an kostenlosen und kostenpflichtigen Programmen im App Store. Für nahezu jeden Anwendungsfall findet sich eine passende Lösung. Geben Sie einfach im App Store mal „hue“ als Suchbegriff ein. Eine Auswahl von Apps findet sich auch
auf dieser Seite von Philips.
Und es geht noch viel mehr: Mit sogenannten IFTTT-Rezepten (If This Than That – zu deutsch: Wenn Dies Dann Das) kann man Ereignisse aus anderen Anwendungen mit den Lampen verknüpfen. Zum Beispiel: Beim Empfang einer E-Mail eines bestimmten Absenders soll die Lampe blinken. Oder, wenn es anfängt zu regnen, soll das Licht auf blau wechseln. Eine Vielzahl solcher Rezepte findet sich
hier.
Auf dem Lichtschalter hue tap kann man nicht beliebig viele unterschiedliche Lampen und Szenen programmieren, da er nur vier Tasten hat. Nachdem ich meine persönlichen Favoriten gefunden hatte, habe ich die erste Taste des tap mit der Phönix Tischleuchte und der Szene „Konzentrieren“ programmiert. Die zweite Taste schaltet die Phönix auf „Lesen“ um (Die Namen der Szenen kann man übrigens umbenennen.) und die dritte Taste schaltet die beiden Living Colors-Lampen auf angenehmes Abendlicht. Mit der Haupttaste des tap werden alle Lampen ausgeschaltet.
Nebenbei bemerkt: Wer mehrere iDevices mit hue App nutzt, kann die Lichtszenen zwischen den Geräten synchronisieren. Allerdings geht das nur, wenn man sich mit der App auf dem Philips-Portal „my hue“ anmeldet. Eine Offline-Synchronisation über das lokale WLAN wäre wünschenswert.