Cook manövrierte Apple aus der 100%-Zoll-Gefahrenzone – Schmeicheleien, Geschenke und erwünschte Schlagzeilen


Wer als CEO eines international agierenden Unternehmens seinen Konzern derzeit aus unruhigen (politischen) Fahrwassern halten will, muss entweder voll auf Linie der US-Regierung sein – oder sich als ausgezeichneter Diplomat erweisen, der zumindest genau das suggeriert. Schon während der ersten vier Trump-Jahre war Tim Cook ein Meister auf diesem Fach, obwohl er in vielen Fragen ganz sicher nicht mit Trump übereinstimmen dürfte. Die zweite Amtszeit scheint nun sehr ähnlich abzulaufen, denn erneut hält Tim Cook Schäden von Apple fern, indem er sich als kooperativ darstellt. Ihm ist bestens bewusst, dass es der Trump-Regierung weniger um tatsächliche Umsetzung, als um wohlklingende Überschriften geht. Genau diese lässt Cook durch verschiedene Ankündigungen produzieren.
100 % Aufschlag auf importierte Chips: Nicht für AppleSeit Monaten steht im Raum, dass Chip-Importe mit Sonderzöllen von 100 Prozent belegt werden könnten. Das wäre fatal für Apple, denn die entsprechende Chip-Fertigung gibt es in den USA nicht – und wird wohl auch in der erforderlichen Größenordnung auf lange Sicht hin nicht kommen. Auf dem gestrigen Event im Weißen Haus hieß es zwar, die genannten Strafzölle sollen weiterhin kommen, "aber nicht für Apple", so Trump. Obwohl nur ein einziger wichtiger Chip des iPhones aus den USA stammt, nämlich das Modul von Face ID, kann Apple wohl mit den aktuellen Lieferketten unverändert fortfahren.
Er bietet die Schlagzeilen, welche Trump lesen willCook sorgte dafür, dass er Trump Schlagzeilen verschaffte, mit denen sich der Präsident brüsten kann, Apple zu 600 Milliarden Dollar Investitionen und US-Produktion bewogen zu haben. Dass es sich größtenteils nicht um neue Projekte handelte und die "neuen" Partner der Fertigungsinitiative allesamt alte sind, zählt da nicht. Für Cook war es also eine leichte Zusage, zumal es lediglich eine Absichtserklärung war – bzw. Neutitulierung langfristiger Strategien. Ein so vorsichtig und nachhaltig agierendes Unternehmen wie Apple stampft sicherlich nicht weitreichende logistische und produktionstechnische Umstellungen ganz spontan aus dem Boden.
Cooks Geschenk an Trump: 24K-Gold aus Utah mit Glas aus KentuckyBlickt man auf einige Details, so wie in unserem
heutigen Artikel, dann wird vor allem klar: Für das iPhone ändert sich so ziemlich gar nichts. Die Hauptforderung Trumps, iPhone-Produktion in den USA zu erzwingen, scheint durch Cooks Diplomatie und die jüngsten Ankündigungen wohl vom Tisch zu sein. Für Apple stellt das eine sehr gute Nachricht dar, wäre man ansonsten vor eine ziemlich unlösbare Aufgabe gestellt. Cook sind also gleich mehrere Dinge gelungen: Zollschäden minimieren bzw. so wie während der ersten Administration Ausnahmen zu erhalten, von oberster Stelle als Vorbild für US-Unternehmen gelobt zu werden – und dennoch mit Ausnahme von Produktionsverlagerungen von China nach Indien relativ wenig umstellen zu müssen. Schmeicheleien in Pressemitteilungen, gewünschte Bekenntnisse zum US-Markt, wertvolle Geschenke sowie Teilnahmen an privaten und öffentlichen Trump-Veranstaltungen verfehlen einmal mehr ihre Wirkung nicht.