Vor 20 Jahren: Der Tiger erscheint!


Am 29. April 2005 war es so weit: Eineinhalb Jahre nach Mac OS X 10.3 Panther erschien Mac OS X 10.4 Tiger. Offiziell vorausgesetzt wurde ein Mac mit mindestens 300 MHz, 256 MB RAM, 3 GB Speicherplatz sowie DVD-Laufwerk. Die ersten iMacs und iBooks konnten somit nicht mehr auf Tiger aufgerüstet werden, sondern mussten bei Panther verbleiben. Tiger stellte die letzte Version von Mac OS X dar, die überhaupt noch auf G3-Macs zu installieren war, sofern diese über den Mindestanforderungen lagen. Auf direkte Nachfrage konnte man zudem eine Tiger-Version auf CD erwerben, das Angebot richtete sich insbesondere an Besitzer eines eMacs.
WWDC 2004 zeigt 10.4Erstmals zu sehen war Tiger auf der WWDC 2004. Zu den wichtigsten Neuerungen zählte die Metadaten-basierte Suche Spotlight, Safari RSS, Dashboard, Automator, VoiceOver, Mail 2 sowie Version 3 von iChat AV. Erneut warb Apple mit "mehr als 150 neuen Funktionen". An der Oberfläche nahm Apple einige Änderungen vor; der in Panther noch vorhandene Streifen-Look wich einer glasähnlicheren Optik. Für Entwickler brachte 10.4 die neue Datenbanktechnologie CoreData mit, außerdem hielten CoreVideo sowie CoreImage Einzug. Der gewaltige Vorteil von CoreImage/Video ist, dass die Effekte auf der Grafikkarte laufen, der Hauptprozessor im Idealfall also nicht in Anspruch genommen wird. Eindrucksvolle grafische Effekte ohne CPU-Last wurden damit möglich.
Tiger als System der großen "Transition"Eine gewaltige Zäsur stellte sich nicht mit, sondern nach der Veröffentlichung von 10.4 Tiger ein. Bei Tiger handelte es sich um die erste Version von OS X für Intel-Macs. Genau genommen ist die Aussage nicht richtig, da laut Steve Jobs auch die bisherigen Ausgaben sowohl für PPC- als auch für Intel-Macs kompiliert werden mussten, 10.4 war jedoch das erste offizielle herausgegebene Mac OS X für Intel-Rechner. Auf der WWDC 2005 hatte Apple den Umstieg auf Intel-Prozessoren angekündigt, im Januar erschienen die ersten Intel-Macs mit Mac OS X 10.4.4. Auf den sogenannten "Developer Transition Kits" lief eine angepasste Version von 10.4.1.

Die bei den vorangegangenen großen Updates entstandenen Diskussion OS 9 vs. OS X waren mit Mac OS X 10.4 schlicht nicht mehr vorhanden. Vier Jahre nach Version 10.0 handelte es sich bei OS X um das allgemein akzeptierte, alleinige Betriebssystem auf dem Mac. Allerdings begannen nun neue Streitigkeiten, die noch erheblich heftiger ausgefochten wurden: PowerPC-Prozessoren vs. Intel-Prozessoren. Um den Übergang zu erleichtern und zudem nicht auf reine PowerPC-Software verzichten zu müssen, stellte Apple "Rosetta" vor. Somit ließen sich auch PPC-Programme auf dem Intel-Mac ausführen, wenngleich mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit (viel weitreichender als Rosetta 2 beim Umstieg auf ARM). Das letzte Sicherheitsupdate für Mac OS X 10.4 Tiger erschien übrigens im Jahr 2009; seitdem wurde zwar noch die unter Tiger lauffähige Version von Safari aktualisiert, ansonsten konzentrierte sich Apple auf 10.5 und 10.6.