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Howard Oakley: Ein Mac-Jahr voll Irritationen und Rückschritten

Wer gerne wissen möchte, wie sich die Taktraten eines Effizienzkerns im M4 verändern, wenn man 14x in Folge eine Geteiltdurch-Rechnung im Taschenrechner ausführt, während die Erinnerungen-App gerade eine Benachrichtigung auslöst, findet möglicherweise auch hierzu irgendwann eine ausführliche Analyse von Howard Oakley auf Eclectic Light. Kaum jemand analysiert mit derlei Akribie, was sich hinter den Kulissen so alles abspielt und den meisten Nutzern verborgen bleibt.

Was sich im ablaufenden Jahr bei Apple abspielte, enttäuschte ihn dabei aber ganz gehörig – wobei seine Kritik vor allem auf etwas abzielt, das jeder sehen kann: Apples neue UI-Sprache. Voller Irritationen, Unglauben und Rückschritten sei die Zeit der Umstellung gewesen.


Fehlentwicklung – und komplett ignoriertes Feedback
Liquid Glass sieht Oakley in vielerlei Hinsicht als Fehlschlag und Rückschlag an. Den eigenen Geschmack einmal außer Acht gelassen, habe Apple Usability und Lesbarkeit teils maßgeblich verschlechtert. Dazu komme eine Masse an problematischen Entscheidungen, die er Apple während intensiver Betatests zwischen Juni und September zwar als Feedback übermittelt hatte, welche jedoch keine Beachtung fanden: weder in 26.0 noch in 26.1 noch in 26.2. Die Liste an Verschlechterungen und zweifelhaften Änderungen sei lang.

Platzverschwendung ohne Nutzwert
Übermäßig abgerundete Fensterformen führen dazu, dass angesichts meist rechteckig angelegter Inhalte spürbar weniger Arbeitsfläche zur Verfügung stehe. Platz an den Rändern werde verschwendet, zudem gebe es einen Bruch zwischen Fensterform und Inhalt. Größere UI-Elemente ohne jeden Nutzen führt Oakley ebenfalls als Schritt in die falsche Richtung an, denn die Vergrößerung von Buttons, Feldern oder Leisten verbessert die Lesbarkeit nicht, sondern nehmen dem Content noch mehr Platz weg. Dazu kommen unschöne Überlappungen, da der Platz oft nicht mehr reicht. Vereinheitlichte App-Icons verschlechtern seiner Ansicht nach zudem die Erkennbarkeit. Visuelle Wiedererkennung ist schwerer geworden, da sich die Symbole weniger voneinander unterscheiden – eine Degradierung hin zu unklaren Farbklecksen, wie er es nennt.


Aus Oakley App: Das waren mal Buttons, jetzt überlagernde Flächen

Visuelle Unschärfe statt Klarheit
Die nicht unter dem Gesichtspunkt von Struktur und Lesbarkeit umgesetzten Transparenzeffekte mindern zudem Kontrast und Klarheit. Inhalte aus dem Vorder- und Hintergrund vermischen sich miteinander und verschmieren Ansichten, die Blickführung werde mangels klarer optischer Anknüpfpunkte erschwert. Unterschiedliche Interface-Ebenen (z. B. aktive/inaktive Bereiche, Suchfelder, Leisten) sind tonal kaum noch getrennt und zerstören damit Hierarchien. Die Einstellung, Transparenzeffekte zur besseren Lesbarkeit zu reduzieren, funktioniert in macOS 26.1 und 26.2 nicht mehr korrekt. Für Nutzer mit Sehschwäche ist das laut Oakley ein echter Rückschritt, da eine zentrale Barrierefreiheitsfunktion ihren Zweck nicht mehr erfüllt.

Einige Beispiele

Drei Beispiele für "verschmierte Ansichten" und Platzverschwendung statt Lesbarkeit

Konsequente Verschlechterung
Oakley "Unglauben, was 2025 passierte", bezieht sich somit nicht nur auf die generelle Software-Qualität, sondern die konsequente funktionale Verschlechterung des Systems. Hätten die optischen Anpassungen irgendeinen Nutzwert, so könnte man es schlicht als Geschmacksfrage abtun, doch so wie viele andere Kritiker auch sieht Oakley in erster Linie Nachteile in der Bedienung. Apple nehme das systematisch in Kauf und stelle modern wirkende Optik in den Vordergrund. Vielleicht werde er aber einfach nur alt, heißt es im Schlusswort. Allerdings habe er die Zeiten erlebt, in denen Apple für außerordentliche Qualität und Funktionalität bei Oberflächen bekannt war. Die Zeit einfach zehn Jahre zurückzudrehen, sei zwar ebenfalls nicht wünschenswert – doch zumindest würde er gerne wieder Inhalte auf seinem Display gut lesen können.

Kommentare

olivoel29.12.25 13:24
Dafür, dass die Neuerungen misslungen wären, ist Apple aber 2025 erstaunlich erfolgreich gewesen, unter schwierigen Bedingungen.
-8
Niederbayern
Niederbayern29.12.25 13:35
Dann können sie halt mit ios27 wieder glänzen
0
konnektor29.12.25 13:36
olivoel
Dafür, dass die Neuerungen misslungen wären, ist Apple aber 2025 erstaunlich erfolgreich gewesen, unter schwierigen Bedingungen.
Das fehlen von Alternativen treibt einen halt dazu. Du bekommst ja nicht mal mehr Sicherheitsupdates vom Vor-System, wenn Dein Gerät den Scheiß hier unterstützt.
+4
AndreasDV29.12.25 13:37
Und mir gefällt es. Mich stört gar nichts an Liquid Glass😂
-3
iBleedIn6Colors29.12.25 13:56
olivoel
Dafür, daß die Neuerungen misslungen wären, ist Apple aber 2025 erstaunlich erfolgreich gewesen, unter schwierigen Bedingungen.
Ja, den Gedanken hatte ich auch. Apple hat genau 2 Metriken mit denen sie messen, ob's gut läuft oder nicht: Quartalsergebnisse und Börsenkurs. Folgt man dieser "Logik" haben sie absolut ALLES richtig gemacht. Oder um es bildlicher ausdrücken: Wenn ein mannshohes Rohr auf einen gerichtet ist, aus dem kontinuierlich Geldscheine mit Hochdruck auf einen einprasseln, dann ist es echt VERDAMMT schwer, irgendeinen Fehler im eigenen Handeln zu erkennen…
+5
Kehrblech29.12.25 13:58
Zum Glück kann man auf älteren Systemen bei Sequoia bleiben!
Der ganze Liquid Glas-Kram existiert ja wahrscheinlich nur wegen des vollkommenen Scheiterns der eigenen AI-Ambitionen. Von daher habe ich das Gefühl, wir sehen jetzt erstmals, wie Apple unter Druck reagiert. Und, wie so oft, schaltet Druck den Verstand und das ästhetische Empfinden aus. Und das für irgendwelchen Spielkram, den die meisten User hoffentlich ignorieren – denn er blockiert nur die eigene Weiterentwicklung (von limitierten(!) Spezialanwendungen einmal abgesehen, wo AI sehr sinnvoll ist). Ich weiß es nicht genau, aber die Leute, mit denen ich verkehre, lassen ihre Texte ganz sicher nicht von AI verbessern. Sie bestehen auf ihrer Individualität. Die Suchmaschinen-AI bringt mir auch keinen Vorteil, weil ich als erstes immer kontrolliere, was auf den angegebenen Seiten wirklich steht. Außerdem führen normale Links etwa bei Google häufig zu viel aussagekräftigeren Befunden. Das Apple dafür nun auch noch das eigene UI schlachtet, finde ich irgendwie irre. Als ginge es nur noch um Prahlerei: Ich habe aber den viel besseren AI-Assistenten …! Das so etwas ausgerechnet in der Tech-Branche passiert, lässt mich den Glauben an Apples berechtigtes Selbstvertrauen verlieren.
0
t.stark
t.stark29.12.25 14:12
Es gibt sicher einige Verschlechterungen, aber es gibt auch Verbesserungen. So pauschal kann man es nicht sagen. Konkret sind die Optionen in den Bedienungshilfen aus meiner Sicht teilweise besser umgesetzt, so dass man hier vieles angenehmer machen kann.
+1
MacSquint
MacSquint29.12.25 14:30
Apples wirtschaftlicher Erfolg hat ja wohl so absolut gar nichts mit iOS, iPadOS, macOS 26 zu tun.
¾ des Jahres war das Elend gar nicht da und mit absolut hoher Wahrscheinlichkeit hat niemand ein Apple Gerät wegen dieser Betriebssystem Updates gekauft.
Auf dem Mac vermeiden sehr viele dieses Update, auf den mobilen Geräten bedauern viele das Update. Ich glaube, es wurde noch nie so oft in den Bedienungshilfen Transparenz reduzieren angeschaltet wie in den letzten Wochen.
Die richtige These heißt deshalb: trotz der neuen OS Versionen ist Apple erfolgreich.
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ein großer Teil der Nutzer darauf hofft, dass entweder Liquid Glas komplett wieder verschwindet oder endlich so umgesetzt wird, dass man davon kein Augenkrebs mehr bekommt. Von den ganzen Performance Issues rede ich erst gar nicht.
+3
Magicbuster
Magicbuster29.12.25 14:53
Ok - auch auf die Gefahr hin, hier "Schläge" zu kassieren:

1. Mir gefällt LiqiudGlass. Erst recht, wenn ich mir die tausend Android Klone angucke
2. Ich möchte stabile, gut designte Hardware. Bietet Apple für mich
3. Ich möchte ein Betriebssystem, welches schnell bootet und zügig reagiert, sowie einfach zu bedienen ist. Bietet Apple für mich
4. Ich möchte kein Abomodell für OfficeSoftware. Bietet Pages und Co.
5. Ich möchte eine Vernetzung zwischen Phone und Desktopsystem. Bietet Apple.
6. Ich möchte schnelle, energieeffiziente Prozessoren. Hat Apple.

Das alles wiegt den einen oder anderen Nachteil für mich bei weitem auf.
+2
Apple@Wien
Apple@Wien29.12.25 14:54
Es gibt schon noch ein paar Fehler in der UI, die Apple besser von Anfang an, also noch in der Beta von 26.0 beheben hätte sollen.

Aber der Schlusssatz von ihm mit dem Alter, entspricht auch ein wenig der Wahrheit. Ich kenne einige, die sich mit zunehmendem Alter schwerer mit Veränderungen tun, was vor paar Jahren noch leichter war. Nicht nur in Bezug auf Software und deren UI.

Ich persönlich finde die neue dynamische UI in der Beta .3 super, dennoch bin auch der Meinung das Apple selten so viele Fehler in einer UI hatte und derart häufig nachbessern musste.
+1
Metty
Metty29.12.25 15:08
Magicbuster
Das alles wiegt den einen oder anderen Nachteil für mich bei weitem auf.
Mit all Deinen Punkten hast Du sicherlich gute Argumente. Natürlich bleiben wir alle bei Apple, weil die Alternativen um ein vielfaches schlimmer sind, aber darum geht es hier gar nicht. Apple war mal Meister des User-Interface Design und scheint diese Fähigkeit verloren zu haben.
Das Problem ist, dass Apple viel Zeit und Geld in die Hand genommen hat um eine bewährte und funktionierende Oberfläche Stück für Stück in einen Nachteil zu verwandeln.
Das kommende Problem wurde schon im Ansatz erkannt, von Testern bemängelt und anschliessend von Apple ignoriert. Das ist das eigentliche Problem. Apple ignoriert seine Tester und schlägt berechtigte Kritiken einfach in den Wind. Den Grad der Benutzerfreundlichkeit kann man testen und messen. Das hat Apple einfach ignoriert. Dafür müssen sie sich berechtigterweise nun die Kritik anhören.
0
deus-ex
deus-ex29.12.25 15:12
Liquid Glas war eine Veränderung nur des Änderungswillen. Auf VisionOS ist das ganz geil ich durch die Räumlichkeit nicht das Problem habe das es durch Überlagerung zu -Unleserlichkeiten kommt. Aber auf einem starren Desktop, bei dem man doch ständig Fenster übereinander liegen hat ist LG einfach scheisse, auch wenn es toll aussieht.
0
TorstenW29.12.25 15:13
Magicbuster
Ok - auch auf die Gefahr hin, hier "Schläge" zu kassieren:
Ich schließe mich an.
Bin auch ein Fan von Liquid Glass. Natürlich gibt es noch Ecken und Kanten, aber die gab es bei der Einführung des Flat-Design auch. Auch damals war das Geschrei groß.
Zum einen ist vieles einfach Gewöhnungssache und zum anderen wird das auch einfach mal ein paar Monate dauern, bis Apple und vor allem die App-Anbieter ihr Zeug komplett angepasst haben.
Ich bin erst mit 26.2 gewechselt und selbst das ist früh für mich, normalerweise warte ich bis zu .4 Version. Ganz ehrlich, wer eine .0 installiert und davon ausgeht, dass das fehlerfrei ist, der hat die letzten Dekaden verpennt. Das gab es bei keiner Firma, erst recht nicht bei Apple..
Mein größter Positivpunkt bei Liquid Glass ist tatsächlich, dass es endlich wieder Buttons gibt, die als solche erkennbar sind. Dieses "Hier ist ein Pfeil, mitten im Nirgendwo und irgendwo drum herum ist eine Schaltfläche, aber wir sagen dir nicht wo".. hat mich oft genervt.

Ich hab (vmtl als einer der Wenigen) zum ersten Mal seit Jahren "Transparenzen reduzieren" ausgeschaltet. Ich hatte das mindestens die letzten 10 Jahre aktiviert, dieses Mal finde ich es nicht so schlimm. Aber es gibt eben auch die Möglichkeit für alle, denen es nicht gefällt.
Insgesamt bin ich auch eher ein Freund der vielen Einstellungsmöglichkeiten, die sich in den letzten Jahren angesammelt haben. Ja, das widerspricht ein wenig dem "everything just works", aber ich fühlte mich schon öfter gegängelt und hab dann Zusatzprogramme installiert und Dinge zu ändern.
Liquid Glass entspricht tatsächlich mehr meiner Ästhetik als das Flat-Design. Ist halt Geschmacksache.
0

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