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Vereinheitlicht Apple die Optik von macOS und iOS? Icons geben Hinweise auf Abkehr vom Flat Design

Einen ersten Blick auf iOS 15 und iPadOS 15 wird man aller Voraussicht nach am 7. Juni dieses Jahres erhaschen können. Apple nutzt traditionell den ersten Tag der World Wide Developers Conference (WWDC), um neue Versionen des Betriebssystems für iPhone und iPad zu präsentieren. Bislang sind aus Apples Hauptquartier noch keine Informationen über Neuerungen nach außen gedrungen. Jetzt allerdings könnte es erste versteckte Hinweise auf anstehende Veränderungen geben.


App-Updates deuten Abkehr vom "flachen" Design an
Apple hat nämlich in den vergangenen Tagen und Wochen zwei der Allgemeinheit eher unbekannte Apps aktualisiert und gleichzeitig mit neuen Icons versehen. Dabei blieben zwar die eigentlichen Symbole der Anwendungen im Wesentlichen erhalten, die Gestaltung der Icon-Flächen und -Hintergründe hat Apple allerdings merklich verändert. Besonders augenfällig ist jedoch die Abkehr vom "flachen" Design, welches bislang ein charakteristisches Merkmal von iOS 14 und iPadOS 14 darstellt.


Das altes Icon (links) von Apple Music for Artists und die neue Version

Leichte 3D-Anmutung und separater Rahmen
Die App Apple Music for Artists, welche am 5. April ein Update erhielt, präsentiert sich jetzt mit roten Noten auf hellgrauem Untergrund. Zudem ist das Icon von einem nach innen gerückten Rand umgeben und weist eine leichte 3D-Anmutung auf. Das Design erinnert daher insgesamt ein wenig an das Aussehen der Icons in macOS 11 Big Sur. Beim Mac-Betriebssystem hatte Apple die Symbole bereits im vergangenen Jahr im Vergleich zu den Vorgängerversionen wie Catalina und Mojave kräftig überarbeitet.


Das neue Symbol von App Store Connect (rechts)

Icon von App Store Connect ebenfalls verändert
Auch die schon Ende Januar aktualisierte Entwickler-Anwendung App Store Connect erhielt ein neues Icon. Es lehnt sich ebenfalls im grundsätzlichen Design an das Aussehen von macOS Big Sur an. Wie bei Apple Music for Artists verfügt das Symbol über einen separaten abgesetzten Rahmen, ist aber noch deutlicher als 3D-Element zu erkennen. Der Hintergrund ist gleichermaßen hellgrau und leicht schattiert.

Neue Icons sind vermutlich keine Einzelfälle
Es spricht einiges dafür, dass die neuen Icons von Apple Music for Artists und App Store Connect einen Hinweis auf anstehende Design-Änderungen in iOS/iPadOS 15 geben. Apple legt bekanntlich großen Wert auf eine konsistente Gestaltung der UI-Elemente, daher dürften die beiden App-Icons keine Einzelfälle darstellen. Die (Wieder-)Einführung von 3D-Symbolen für lediglich zwei Anwendungen wäre ein Bruch mit den lange gepflegten Traditionen des kalifornischen Konzerns. Wie genau die Icons aller anderen Apps aus Cupertino und weitere UI-Elemente der kommenden Betriebssysteme für iPhone und iPad aussehen, bleibt allerdings abzuwarten.

Kommentare

MetallSnake
MetallSnake07.04.21 17:30
Noch weit entfernt von schön, aber doch endlich ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung hin zu etwas was man Design nennen könnte.
Das Schöne an der KI ist, dass wir endlich einen Weg gefunden haben, wie die Wirtschaft weiter wachsen kann, nachdem sie jeden Einzelnen von uns getötet hat.
+7
MikeMuc07.04.21 17:36
Solange es praktisch ist.... Das Zeug muß ja nicht immer perfekt aussehen, es muß aber bedienbar sein. Nur wenn man die Schaltflächen nicht mehr als solche erkennt und nicht weiß, das man bei einer Website noch "nach unten" scrollen sollte weil da vielleicht noch wichtige Informationen stehen nur weil das System (Apple) meint, die Sichtbarkeit von Scrolllbalken sei überbewertet...
+6
becreart07.04.21 17:44
MikeMuc

So sind die Meinungen verschieden
0
nane
nane07.04.21 18:09
Die Einheitlichkeit der Bedienelemente auf Mac OS, iOS und iPad OS wäre schon mal sehr schön. Und ich gebe MetallSnake 100% Recht. Es ist endlich mal wieder ein Schritt in die Richtung, die man früher auch "Design" nannte.

Und als nächsten Schritt wünsche ich mir, dass man die Konfigurationen von Mac OS, iOS und iPad OS vereinheitlicht. Teilweise ist es wirklich unterirdisch, irgendwas bestimmtes auf iOS/iPadOS zu finden und zu konfigurieren. Ohne googeln hat man oftmals keine Chance. Mal sind Teile in "Allgemein" mal in "Bedienungshilfen" mal irgendwie wieder extra in einer App. Das ist zum Bedienen ein Alptraum. Schon klar, dass die Konfigurationsoptionen immer wieder wachsen und erweitert werden, aber was spricht gegen eine zentrale, vereinheitlichte und vor allem logisch-konsistente Konfiguration unter einem Zahnrad? Mac OS kann das ja auch mit den Systemeinstellungen.
Das Leben ist ein langer Traum, an dessen Ende kein Wecker klingelt.
+11
pixel7707.04.21 18:52
MetallSnake
Noch weit entfernt von schön, aber doch endlich ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung hin zu etwas was man Design nennen könnte.


So unterscheiden sich die Auffassungen von gutem Design. Reduzierte Darstellungen haben im Userinterface-, Icon- oder Logo-Design jedenfalls absolut ihre Berechtigung und letztendlich landet man am Ende auch immer wieder dort, weil sie funktionieren. Nun is halt etwas mehr Dreidimensionalität und der Aqua/Glas-Look trendy, solange es dezent und einheitlich ist und ein klares Design bleibt meinetwegen. Aber bitte nicht wieder anfangen zu „schmücken“. Die skeuromorphe UI von damals wünsche ich mir jedenfalls nicht zurück, wäre ein Rückschritt aus meiner Sicht.
+10
David_B
David_B07.04.21 19:12
Erinnert mich an Linolschnitte zu meiner Grundschulzeit. Hat trotz Pflasterbedarf Spaß bereitet.
+1
CaliforniaSun
CaliforniaSun07.04.21 19:12
Solange wie für das Adress/Telefonbuch nicht wieder ein in Leder gebundenes Adressbuch als Icon erscheint wie unter Steve's Führung damals, ist mir so ziemlich alles recht. Diese Icon's damals waren ja Kitsch pur. Furchtbar!
+1
berstema
berstema07.04.21 20:18
Mir gefallen die neuen Icons. Ich hätte persönlich nichts dagegen, wenn alle hauseigenen Apps mit iOS 15 in etwa so aussehen würden.
+1
breaker
breaker07.04.21 21:03
CaliforniaSun
Solange wie für das Adress/Telefonbuch nicht wieder ein in Leder gebundenes Adressbuch als Icon erscheint wie unter Steve's Führung damals, ist mir so ziemlich alles recht. Diese Icon's damals waren ja Kitsch pur. Furchtbar!
Als Icon gehts ja noch so einigermaßen, aber ich erinnere mich mit grauen an diese Leder Hintergrund Optik in der App selbst 😬
+4
macuser96
macuser9607.04.21 22:20
Okay und warum ist der Schatteneffekt beim Music-icon wesentlich schwächer als beim App Store-icon? Diese Inkonsistenz nervt schon wieder nur.
+2
caba
caba07.04.21 22:41
Erinnern mich irgendwie an Bierdeckel. 😁
Und warum hat das blaue einen Farbverlauf und das rote nicht? 🙄
Meinungen sind keine Ideen, Meinungen sind nicht so wichtig wie Ideen, Meinungen sind nur Meinungen. (J. Ive)
+1
stefanbayer
stefanbayer07.04.21 23:10
nane
Die Einheitlichkeit der Bedienelemente auf Mac OS, iOS und iPad OS wäre schon mal sehr schön. Und ich gebe MetallSnake 100% Recht. Es ist endlich mal wieder ein Schritt in die Richtung, die man früher auch "Design" nannte.

Und als nächsten Schritt wünsche ich mir, dass man die Konfigurationen von Mac OS, iOS und iPad OS vereinheitlicht. Teilweise ist es wirklich unterirdisch, irgendwas bestimmtes auf iOS/iPadOS zu finden und zu konfigurieren. Ohne googeln hat man oftmals keine Chance. Mal sind Teile in "Allgemein" mal in "Bedienungshilfen" mal irgendwie wieder extra in einer App. Das ist zum Bedienen ein Alptraum. Schon klar, dass die Konfigurationsoptionen immer wieder wachsen und erweitert werden, aber was spricht gegen eine zentrale, vereinheitlichte und vor allem logisch-konsistente Konfiguration unter einem Zahnrad? Mac OS kann das ja auch mit den Systemeinstellungen.

Volle Zustimmung. macOS und tvOS sollten auch die gleichen Einstellungsmenüs sowie Icons verwenden. Außerdem sollten endlich mal alle Apps die für iOS (iPhone) von Apple verfügbar sind auch auf dem iPadOS verfügbar sein. Stichwort Apple Wetter App und Taschenrechner.
0
AE-3508.04.21 02:16
Ich war ein und bin ein Fan des alten Designs aus der Ära von Steve Jobs. Was andere "kitschig" finden, hat mir immer ein Schmunzeln entlockt oder ein Lächeln. Ich war immer fasziniert von dem Detailreichtum und der Liebe der Designer zu raffinierten, kleinen Effekten. Ich fand es war "delightful" Design.

Das Flat Design fand ich immer reizlos und ich kann mein iPhone 11 nicht mehr so reibungslos bedienen, wie mein damals™ mein iPhone 3, nicht nur weil ich aktive Elemente nicht mit 1 Blick erkennen kann, sondern sicher auch, weil ich das Design bunt, aber unraffiniert finde.

Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich älter bin und noch mehr intuitive Wurzeln in der analogen gegenständlichen Welt habe und Repräsentationen dieser Welt als Icons besser verstehe. Warum aber z.B. das Telefon-Icon immer noch die Form eines Hörers hat, obwohl das wirklich kein Gegenstück mehr IRL hat - nun gut, das müssen die Flatties selber wissen.

Allerdings sehe ich inzwischen auch ein, dass viele der skeuomorphischen Elemente und Icons von damals im Grunde Illustrationen waren und weniger Bedienelemente im eigentlichen Sinne. Ich habe auch nie verstanden, warum gerade auf dem iPhone, wo die Haptik eine zentrale Rolle spielt, die 3D Effekte verschwunden waren und auf dem Mac, wo man mit einem Cursor viel abstrakter mit dem Interface interagiert, das Skeuo-Design nie völlig verschwand.

Den neuen 3D- Icons fehlt aber häufig (nicht immer) die Raffinesse der alten. Bin jedenfalls hoffungsvoll, wie es weiter geht.
+10
shotekitehi
shotekitehi08.04.21 07:43
glaab iech ned, moll obwarddn

Besser fände ich technische als optische Änderungen. Bin mit iOS 14 ganz zufrieden.

Etwas mehr Aktion für die Widgets, auch am Sperrbildschirm fände ich gut.
Auf der Schachtel stand: ‘Benötigt Windows XP oder besser’. Also habe ich mir einen Mac gekauft.
0
Sitox
Sitox08.04.21 08:43
Hilfe, sind Kai's Power Tools zurück? Ich mochte den Look in den 90ern schon nicht, der damit produziert wurde.
+1
macuser22
macuser2208.04.21 09:31
pixel77
MetallSnake
Noch weit entfernt von schön, aber doch endlich ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung hin zu etwas was man Design nennen könnte.

So unterscheiden sich die Auffassungen von gutem Design. Reduzierte Darstellungen haben im Userinterface-, Icon- oder Logo-Design jedenfalls absolut ihre Berechtigung und letztendlich landet man am Ende auch immer wieder dort, weil sie funktionieren. Nun is halt etwas mehr Dreidimensionalität und der Aqua/Glas-Look trendy, solange es dezent und einheitlich ist und ein klares Design bleibt meinetwegen. Aber bitte nicht wieder anfangen zu „schmücken“. Die skeuromorphe UI von damals wünsche ich mir jedenfalls nicht zurück, wäre ein Rückschritt aus meiner Sicht.

Absolut meine Meinung. Mein erster Eindruck: OMG. "Designauffassungen" laufen teils weit auseinander. Als "Fan" der Hochschule für Gestaltung Ulm und anderen mit ähnlicher Ausrichtung, bin ich der Überzeugung, dass Design bestimmte Aufgaben zu erfüllen hat und nie Selbstzweck sein darf. Daher gefällt mir das aktuelle recht gut, auch wenn man immer noch etwas optimieren kann. Auch ohne 3D-Effekte

Btw, es war schon so, dass UI und Gerätedesign Verwandtschaften aufwiesen (vgl. Knubbel-iMac und erstes OS X). Bin gespannt …
Erkenne dich selbst –//– Nichts im Übermaß
+2
iEi
iEi08.04.21 09:31
Ich fände es cool. Mir hat das Flatdesign noch nie gefallen.
+2
macuser22
macuser2208.04.21 09:34
iEi
Ich fände es cool. Mir hat das Flatdesign noch nie gefallen.
Hand aufs Herz: wie gut kannst du’s benutzen, unabhängig von deinem geschmacklichen Empfinden?
Erkenne dich selbst –//– Nichts im Übermaß
+1
globalls
globalls08.04.21 09:35
AE-35
Ich war ein und bin ein Fan des alten Designs aus der Ära von Steve Jobs. Was andere "kitschig" finden, hat mir immer ein Schmunzeln entlockt oder ein Lächeln. Ich war immer fasziniert von dem Detailreichtum und der Liebe der Designer zu raffinierten, kleinen Effekten. Ich fand es war "delightful" Design.

Das Flat Design fand ich immer reizlos und ich kann mein iPhone 11 nicht mehr so reibungslos bedienen, wie mein damals™ mein iPhone 3, nicht nur weil ich aktive Elemente nicht mit 1 Blick erkennen kann, sondern sicher auch, weil ich das Design bunt, aber unraffiniert finde.

Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich älter bin und noch mehr intuitive Wurzeln in der analogen gegenständlichen Welt habe und Repräsentationen dieser Welt als Icons besser verstehe. Warum aber z.B. das Telefon-Icon immer noch die Form eines Hörers hat, obwohl das wirklich kein Gegenstück mehr IRL hat - nun gut, das müssen die Flatties selber wissen.

Allerdings sehe ich inzwischen auch ein, dass viele der skeuomorphischen Elemente und Icons von damals im Grunde Illustrationen waren und weniger Bedienelemente im eigentlichen Sinne. Ich habe auch nie verstanden, warum gerade auf dem iPhone, wo die Haptik eine zentrale Rolle spielt, die 3D Effekte verschwunden waren und auf dem Mac, wo man mit einem Cursor viel abstrakter mit dem Interface interagiert, das Skeuo-Design nie völlig verschwand.

Den neuen 3D- Icons fehlt aber häufig (nicht immer) die Raffinesse der alten. Bin jedenfalls hoffungsvoll, wie es weiter geht.
Du schreibst mir aus der Seele. Ich denke heute noch gerne zB an das YouTube Icon
Muss ich denn alles selber machen?
+1
struffsky
struffsky08.04.21 10:00
Da bin ich mal gespannt ob das besser wird. Was soll denn der Rand? Der nimmt doch nur Platz weg! Werden dann dafür die Zwischenräume kleiner? Die "runden Ecken" brauchen ja auch Platz. Wie wäre es mit je einer App-Notch statt Rand
0
cfkane08.04.21 10:28
So richtig schön sind die beiden neuen Icons nicht (der AppStore ist sogar fast schon häßlich), aber trotzdem eine gute Nachricht.

Nachdem's der Skeuomorphismus in Exzentrik übertrieb, kam die Gegenbewegung Flat Design, die aber auch natürlich nicht an der Torlinie stoppte, sondern weit darüber hinausschoß.

Das Flat-Design-Paradigma hat für mich drei Probleme:
(1) Es bevorzugt abstrakte Gestaltungen (siehe das Fotos-Icon). Diese können auch mal ästhetisch wirken, sind aber meist Kopfgeburten, eher kühl und emotionsarm, mit geringem Identifizierungswert. Das hatte ja auch schon Kandinsky versucht, aber Bilder nur mit mit Linien, Kreisen und Dreiecken zu malen, hat halt doch nicht die Aussagekraft.

(2) Es wurden oft nur noch Farbflecken ohne Kontur (siehe Icons oben) verwendet. Das sieht aber unfertig und unvollständig aus. Das menschliche Auge sucht nach Konturen. Es zeichnet ja auch keiner (ok, einen gibt's bestimmt irgendwo ) Comics nur mit Farbflächen, nur mit Konturen gibt's seit Ewigkeiten.

3) Funktionselemente sind nicht mehr eindeutig von Inhalts- und Gestaltungselementen unterscheidbar. Zur Unterscheidung wird dann oft Weißraum (gerne in Verbindung mit dünnen Schriften) verwendet. Das mag auf Papier elegant aussehen, aber auf Bildschirmen funktioniert es eher schlecht. Der Weißraum strahlt viel zu hell, die Schriften sind schwerer lesbar. Und er braucht Platz, der auf Bildschirmen oft nicht da ist, da viel mehr untergebracht werden muß als in Büchern. Zudem gibt es im Digitalen eben die neue Kategorie der Funktionselemente.
Man gewöhnt sich zwar an vieles, aber wenn ich mal wieder meinen alten iPod Touch mit iOS 5 anwerfe, spüre ich den Unterschied. Die Oberfläche sieht zwar grobschlächtiger aus, aber die Bedienung ist soviel entspannter und leichtgängiger, einfach weil die verschiedenen Elemente eindeutig gestaltet sind.

Mit den neuen Icons macht ja Apple was zum zweiten Punkt, wichtiger wäre mir aber der dritte. Aber das kommt wohl (so schnell) nicht ...
+4
pixel7708.04.21 12:30
cfkane
So richtig schön sind die beiden neuen Icons nicht (der AppStore ist sogar fast schon häßlich), aber trotzdem eine gute Nachricht.

Nachdem's der Skeuomorphismus in Exzentrik übertrieb, kam die Gegenbewegung Flat Design, die aber auch natürlich nicht an der Torlinie stoppte, sondern weit darüber hinausschoß.

Das Flat-Design-Paradigma hat für mich drei Probleme:
(1) Es bevorzugt abstrakte Gestaltungen (siehe das Fotos-Icon). Diese können auch mal ästhetisch wirken, sind aber meist Kopfgeburten, eher kühl und emotionsarm, mit geringem Identifizierungswert. Das hatte ja auch schon Kandinsky versucht, aber Bilder nur mit mit Linien, Kreisen und Dreiecken zu malen, hat halt doch nicht die Aussagekraft.

(2) Es wurden oft nur noch Farbflecken ohne Kontur (siehe Icons oben) verwendet. Das sieht aber unfertig und unvollständig aus. Das menschliche Auge sucht nach Konturen. Es zeichnet ja auch keiner (ok, einen gibt's bestimmt irgendwo ) Comics nur mit Farbflächen, nur mit Konturen gibt's seit Ewigkeiten.

3) Funktionselemente sind nicht mehr eindeutig von Inhalts- und Gestaltungselementen unterscheidbar. Zur Unterscheidung wird dann oft Weißraum (gerne in Verbindung mit dünnen Schriften) verwendet. Das mag auf Papier elegant aussehen, aber auf Bildschirmen funktioniert es eher schlecht. Der Weißraum strahlt viel zu hell, die Schriften sind schwerer lesbar. Und er braucht Platz, der auf Bildschirmen oft nicht da ist, da viel mehr untergebracht werden muß als in Büchern. Zudem gibt es im Digitalen eben die neue Kategorie der Funktionselemente.
Man gewöhnt sich zwar an vieles, aber wenn ich mal wieder meinen alten iPod Touch mit iOS 5 anwerfe, spüre ich den Unterschied. Die Oberfläche sieht zwar grobschlächtiger aus, aber die Bedienung ist soviel entspannter und leichtgängiger, einfach weil die verschiedenen Elemente eindeutig gestaltet sind.

Mit den neuen Icons macht ja Apple was zum zweiten Punkt, wichtiger wäre mir aber der dritte. Aber das kommt wohl (so schnell) nicht ...

1) würde ich nicht am Design Stil festmachen, abstrakte Gestaltungen gibt es überall. Sind immer schwierig, auch wenn sie manchmal hübsch aussehen mögen.

2) Outlines sind kein muss für gute Interfaces oder Illustrationen, solange die Flächen sich gut genug abheben (Stichwort: Contrast Ratio). Es gibt genug gute Beispiele die vollkommen wirken und prima funktionieren. Feine Outlines und Schattierungen können es halt einfacher machen, gerade auf wechselnden Hintergründen. Almost Flat oder Material Design greifen diesen Ansatz ja auf und ergänzen diese einfachen zweidimensionalen Formen genau damit. Apple sind die neuen Icons in BigSur nicht besonders gut gelungen, weil die Schattierungen unterschiedlich sind, mal sehr dezent, mal recht plump. Mal glossy, mal matt, mal flat, mal skeuomorph usw.. Wäre schon schön, wenn wenigstens die Apple eigenen Icons auf allen Plattformen stilistisch auf einer Linie wären, gibt schon genug Wildwuchs bei Fremd-Apps. Dein Vergleich mit Comics hinkt. Kein Gesetzt, sondern schlicht ein stilistisches Mittel.

3) Wie schon der gute Spiekermann feststellte, war die dünne Helvetica ein Design Fail, da gebe ich Dir also recht. Mit den letzten Anpassungen und der Apple San Francisco wurde dieser Fehler meiner Meinung nach weitgehend behoben. Weißraum ist in der Bildschirmgestaltung ja nicht zwingend eine „weiße“, strahlende Fläche. Hier hat der Designer eine Vielzahl von Farben zur Auswahl, solange er auf das Kontrastverhältnis achtet, ist doch alles prima? Mit dem Kontrastverhältnis hat es in BigSur leider nicht überall gut geklappt, ich hoffe Apple bessert hier noch nach. Inhalt will jedenfalls Atmen, so ist der Abstand zwischen Elementen wichtig. In einem modernen UI/UX Design gibt es Mittel und Wege diesen Platz zu schaffen. Das eine Oberfläche durch Verzierungen und unnötige Details leichter zu bedienen ist, wird jeder gut ausgebildete UI/UX Designer bezweifeln. Auch wenn ich das bei älteren Semestern natürlich nachvollziehen kann, dass der Einstieg etwas leichter ist, wenn die Elemente gegenständlicher gestaltet sind, bei der „jüngeren“ Generationen spielt das jedoch keine Rolle mehr. Mein Vater hat sich mit dem „neumodischen“ Design jedenfalls ganz gut arrangiert. Das Symbole eindeutig sein müssen (das werden sie aber nicht zwingend durch Deko), stimmt absolut.

Als digitaler Gestalter kann ich denen die vereinfachtes Design als kein Design bezeichnen bescheinigen, dass es deutlich schwieriger ist Design einfach zu halten als Dinge zu „dekorieren“. Ich verstehe so manchen Apple User nicht, wir alle lieben doch das reduzierte, einfache Produktdesign der Apple Geräte? Warum muss dann das UI immer so dekorativ sein?

Ich wünschte, Apple würde sich auch bei Benutzeroberflächen wieder mal mehr von den Thesen der Design Legende Dieter Rams inspirieren. Die sind auch heute noch richtig.

https://www.usabilityreport.de/design-thesen-rahms
+2
AE-3508.04.21 13:50
@globalls

Jaaa!
0
AE-3508.04.21 14:01
Das Beispiel des alten YouTube Icons ist ein gutes Beispiel, denn es ist im Grunde super ironisch mit dem extremen Retro-Look. Es transportiert eine Emotion mit, vielleicht nur für die Menschen, die offen dafür sind.

Inzwischen würde ich selbst für Websites auch keinen Skeuomorphismus mehr, kann man Kunden nicht antun, dass ihre Website so radikal anders aussieht, als die ihres Konkurrenten Der Header ist nicht mehr gewölbt, der Seitenhintergrund hat keinen Verlauf und kein Pattern und im Footer wird nix mehr "gestanzt". Und eigentlich ist es wirklich besser so.

Allerdings mogele ich immer noch einen kleinen Schatten irgendwo rein, ein Kontaktformular mache ich fast immer noch so wie früher. Der border-bottom ist dunkleres Grau als der obere und machmal ist der linke Rand eines Elements heller, als der rechte. Man fühlt es nur. Und der Senden Button ist fast immer etwas 3D.

Mit der neuen Tendenz bei Apples Design oder dem Neumorphismus könnte man wieder anfangen zu spielen, aber die Zeit dafür ist vielleicht einfach vorbei.
+2
pixel7708.04.21 14:35
AE-35
Das Beispiel des alten YouTube Icons ist ein gutes Beispiel, denn es ist im Grunde super ironisch mit dem extremen Retro-Look. Es transportiert eine Emotion mit, vielleicht nur für die Menschen, die offen dafür sind.

Inzwischen würde ich selbst für Websites auch keinen Skeuomorphismus mehr, kann man Kunden nicht antun, dass ihre Website so radikal anders aussieht, als die ihres Konkurrenten Der Header ist nicht mehr gewölbt, der Seitenhintergrund hat keinen Verlauf und kein Pattern und im Footer wird nix mehr "gestanzt". Und eigentlich ist es wirklich besser so.

Allerdings mogele ich immer noch einen kleinen Schatten irgendwo rein, ein Kontaktformular mache ich fast immer noch so wie früher. Der border-bottom ist dunkleres Grau als der obere und machmal ist der linke Rand eines Elements heller, als der rechte. Man fühlt es nur. Und der Senden Button ist fast immer etwas 3D.

Mit der neuen Tendenz bei Apples Design oder dem Neumorphismus könnte man wieder anfangen zu spielen, aber die Zeit dafür ist vielleicht einfach vorbei.

Ich fand das eine oder andere Icon damals auch süß anzusehen und wenn man mit dem Objekt irgendwelche nostalgischen Erinnerungen verknüpfen konnte, weckte das natürlich Emotionen. Die haben sich ja auch Mühe gegeben und die Icons gut gestaltet. Das YouTube Icon ist aber auch ein gutes Beispiel dafür, dass es schwieriger ist, die Identität der Marke abzubilden. Wenn man das Icon damals und heute nebeneinander stellt, wird kaum jemand auf die Idee kommen, das das alte Icon ein YouTube App ist (war‘s damals ja auch nur inoffiziell). Es ist halt super austauschbar, erst recht wenn alle plötzlich kleine TVs malen.

Ich finde Flat Design, Almost Flat oder Material Design prima. Es fokussiert sich auf das Wesentliche, hat ein besseres branding, skaliert besser, ist flexibler und adaptiver, es lädt schneller, es lässt sich einfacher animieren und über Stylesheets manipulieren. Anforderungen heute, die ein skeuomorphes Design kaum erfüllen kann. So süß es ja war.
+1
Modnerd08.04.21 17:40
macuser22
Btw, es war schon so, dass UI und Gerätedesign Verwandtschaften aufwiesen (vgl. Knubbel-iMac und erstes OS X). Bin gespannt …

Die Gestaltung wirft wieder Schatten, wird dicker ... die Geräte auch!
0
AE-3509.04.21 04:30
@pixel77
"Süß" sagst Du, ich sage "erbaulich" (oder wie immer die Übersetzung von "delightful" lautet). Es stimmt aber schon, dass Steves Skeuo-Welt etwas von Disney hatte, von Zeichentrick.

Vielleicht ist es tatsächlich schwieriger die Marke YouTube durch das Fernseher-Icon abzubilden, aber Apple und auch anderen gelang die gleiche Aufgabe mit eigenen Icons sehr gut. YouTube hatte einfach kein Symbol für seine Marke, sondern nur ein Schriftlogo, Google auch nicht, Facebook auch nicht, MS auch nicht.

Das Argument der Skalierbarkeit, Animierbarkeit und der schnelleren Ladezeiten - eigentlich Pixel vs. Vektor - ist das klassische pro Flat-Argument, aber ich kauf es nicht ganz. Weil ein Icon als Pixelgrafik eine schlechtere Performance hat als ein SVG, werden stattdessen riesige Fotos geladen, Videos als Seitenhintergrund und tonnenweise Javascript. Mit den hochauflösenden Bildschirmen könnte man wirklich pixelperferkte Icons bekommen und kann (scrset) für Web nur die für die passende Auflösung laden. 3D Effekte kann man auch mit svg machen und wenn ich mit die Animojies angucke, dann geht 3D über Mobilfunk doch ganz gut und auch animiert.

Das Argument des besseren Fokus durch Flat Design kaufe ich auch nicht, denn meine Alltagserfahrung mit iOS ist seit 7 das Gegenteil und ich bin nicht der Einzige. Wenn ich sehe, wie vor allem junge Leute hoch konzentriert, über ihr iPhone gebeugt stehen, es mit beiden Händen bedienen und dafür recht lange brauchen, dann kann mit der Usability etwas nicht stimmen, denn "design is how it works".
+2
AE-3509.04.21 04:39
pixel77
https://www.usabilityreport.de/design-thesen-rahms

Schöner Blog. Deiner?
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pixel7709.04.21 14:57
AE-35
@pixel77
"Süß" sagst Du, ich sage "erbaulich" (oder wie immer die Übersetzung von "delightful" lautet). Es stimmt aber schon, dass Steves Skeuo-Welt etwas von Disney hatte, von Zeichentrick.

Vielleicht ist es tatsächlich schwieriger die Marke YouTube durch das Fernseher-Icon abzubilden, aber Apple und auch anderen gelang die gleiche Aufgabe mit eigenen Icons sehr gut. YouTube hatte einfach kein Symbol für seine Marke, sondern nur ein Schriftlogo, Google auch nicht, Facebook auch nicht, MS auch nicht.

Das Argument der Skalierbarkeit, Animierbarkeit und der schnelleren Ladezeiten - eigentlich Pixel vs. Vektor - ist das klassische pro Flat-Argument, aber ich kauf es nicht ganz. Weil ein Icon als Pixelgrafik eine schlechtere Performance hat als ein SVG, werden stattdessen riesige Fotos geladen, Videos als Seitenhintergrund und tonnenweise Javascript. Mit den hochauflösenden Bildschirmen könnte man wirklich pixelperferkte Icons bekommen und kann (scrset) für Web nur die für die passende Auflösung laden. 3D Effekte kann man auch mit svg machen und wenn ich mit die Animojies angucke, dann geht 3D über Mobilfunk doch ganz gut und auch animiert.

Das Argument des besseren Fokus durch Flat Design kaufe ich auch nicht, denn meine Alltagserfahrung mit iOS ist seit 7 das Gegenteil und ich bin nicht der Einzige. Wenn ich sehe, wie vor allem junge Leute hoch konzentriert, über ihr iPhone gebeugt stehen, es mit beiden Händen bedienen und dafür recht lange brauchen, dann kann mit der Usability etwas nicht stimmen, denn "design is how it works".

Wenn eine Marke genug Reichweite hat, reicht im Prinzip schon ein Buchstabe der Wortmarke und die primäre Hausfarbe, damit es der Großteil erkennt.

Was möglich ist und aktuell davon umgesetzt wird, steht auf einem anderen Blatt. Ich hab schon rein vektorbasierte illustrative Websites gemacht, die wirklich sehr klein und performant waren, mit verhältnismäßig wenig JS. Mit neuen Bild- und Videoformaten (WebM, HEIC, HEIF, WebP) kann man dieser Problematik sicher in Zukunft auch etwas entgegenwirken. Es gibt ja auch gute Kompressionstools. Wenn man weiß wie, kann man auch heute schon viel machen. Kümmern sich halt nur wenige darum, kostet ja auch alles Zeit und Geld. Ich stimme dir da voll zu, wenn‘s auch bei Websites ein wenig anders aussieht als beim UI.

Ich sag ja auch nicht, dass der Ist-Zustand perfekt ist und wir das beste Userinterface sehen. Es ging aber in die richtige Richtung. Mehr Deko halte ich für nicht hilfreich, Icons mit eindeutigerer Symbolik allerdings schon. Gegen ein paar Schatten und 3D hab ich nichts, solange es einheitlich ist. Kann aber auch gerne darauf verzichten.

Ist nicht mein Blog, fand ihn und Rams Thesen aber teilenswert.
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pixel7709.04.21 15:36
AE-35
3D Effekte kann man auch mit svg machen und wenn ich mit die Animojies angucke, dann geht 3D über Mobilfunk doch ganz gut und auch animiert.

Klar, kann man 3D Effekte auch in SVGs machen, man erreicht mit zunehmender Komplexität (Pfadpunkte, Layer, Verläufe usw.) irgendwann einen Punkt wo die Dinger dann alles andere als klein und performant sind. Im Flat Design (meinetwegen auch Material Design) hat man schon etwas mehr Luft sich auszutoben (Icon verändern Form/Komplexität bei Skalierung, Farbewechsel oder Animation bei einem Event usw.).
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