„Wir wollen keine Göffel“ – Craig Federighi zur Frage, ob iPadOS und macOS vereint werden


Es war eine lange Reise hin zu iPadOS 26. Vor zehn Jahren wagte Apple den ersten Anlauf mit Split View und Slide Over. Im Jahr 2022 erhielten iPad-Nutzer mit Stage Manager eine alternative Fensteransicht. Für diesen Herbst kündigte Apple eine umfangreiche Änderung an: Je nach Leistungsfähigkeit können iPads zukünftig bis zu zwölf überlappende Fenster anzeigen, zudem lässt sich vom oberen Bildschirm eine Menüleiste hereinwischen. Das sind Fähigkeiten, die Mac-Nutzer kennen und lange vermissten. In einem
MacStories-Interview verdeutlichte Craig Federighi, Senior Vice President of Software Engineering bei Apple, dass die beiden Systeme nicht verschmelzen werden.
Federighi bezeichnet sich als täglicher und ständiger iPad-Nutzer. Die richtige Multitasking-Erfahrung für dieses Gerät herauszufinden, mit allem, was es einzigartig macht, sei etwas gewesen, das seiner Meinung nach vorsichtige Erforschung verdiente. Am Anfang des iPads vor fünfzehn Jahren war das Konzept maximale Reduktion. Die Bedienoberfläche war „so automatisch und einfach, dass es uns erlaubte, im Fluss zu bleiben“ – das Betriebssystem sollte weitestgehend verschwinden.
Gegensätzliche AnwendergruppenFür einen großen Teil der Nutzerschaft sei dies weiterhin die optimale Nutzungsform. Doch gebe es noch eine zweite Anwendergruppe, und diese wünschten sich umfassende Kontrolle, mit so vielen Einstellungsmöglichkeiten wie irgend möglich. Der in iPadOS 26 unter „Multitasking & Gesten“ aktivierbare Modus „Apps als Fenster“ ist für Nutzer, die gern selbst entscheiden, wie Apps auf ihrem Bildschirm erscheinen. Und natürlich sind iPads erst nach vielen Jahren Chip-Entwicklung in der Lage, so viele Apps gleichzeitig darzustellen, gibt Federighi zu bedenken.
Strategische EntscheidungenFederighi erklärt, dass man sich bei Apple mit guten Gründen lange Jahre dagegen entschieden hat, die von macOS bekannte statische Menüleiste zu verwenden. Wäre sie auf dem iPad von Anfang an dabei gewesen, hätte dies App-Entwickler dazu verleitet, die meisten Funktionen in Menübefehlen unterzubringen. Deren Fehlen hat dazu geführt, dass ein ganzes App-Ökosystem entstand, welches eine einfache, Touchscreen-optimierte Bedienbarkeit bewahrte. Inzwischen sei die iPad-App-Welt so weit gereift, dass man Entwicklern die Freiheit gewähren könne, ohne die zugrunde liegenden Ziele zu gefährden: Die Menüzeile erscheint nur, wenn Anwender sie aktiv von oben ins Bild wischen (oder bei gekoppelter Maus den Zeiger an den oberen Bildschirmrand bewegen).
iPadOS 26 bringt erstmals eine Menüleiste auf Apples Tablets; standardmäßig bleibt sie ausgeblendet. (Quelle:
Apple)
Ziel: „Kein Göffel“Dabei legt Federighi Wert darauf, dass die Systeme von Macs und iPads voneinander getrennt bleiben, um die hardwarespezifischen Vorteile beider zu erhalten. „Wir haben nicht vor, ein Autoboot zu erschaffen – oder einen Göffel“. Gabel und Löffel seien für sich jeweils optimal für ihren Zweck; deren Kombination in ein einzelnes Besteckelement sei jedoch für beide Aufgaben weniger gut geeignet.