Meinung: Die WWDC 2025 könnte ein Wendepunkt sein – in beide Richtungen


Bereits seit vielen Jahren präsentiert Apple die kommenden Betriebssystemgenerationen im Sommer auf der Worldwide Developers Conference – und im Herbst erscheinen dann die finalen Versionen für alle Nutzer. Schon oft nutzte Apple in der Vergangenheit die WWDC, um Großes zu verkünden – und in diversen Apple-Communitys und Foren sind die Erwartungen hoch, dass Apple diverse aktuelle Missstände angeht oder ausräumt.
Software-QualitätViele Nutzer und Entwickler fordern, dass sich Apple vom Jahrestakt bei den Betriebssystemen verabschiedet und frei nach dem Motto "It's done when it's done" größere Updates freigibt. Zu klein seien die Verbesserungen – und trotzdem finden sich zu viele Bugs in den Aktualisierungen wieder. Das jüngste Beispiel: iOS 18.4 und macOS 15.4. Hier unterliefen Apple gleich mehrere Fehler und große nützliche Neuerungen suchte man als Nutzer ziemlich vergeblich.
Apple könnte die Problematik begriffen haben, denn Bloomberg
berichtete kürzlich, dass sich Apple bei iOS 19 mehr auf Qualität konzentrieren will. Ob es tatsächlich dazu kommt, wird sich erst im Herbst 2025 zeigen. Mit einer Ankündigung ähnlich Mac OS X 10.6 Snow Leopard, bei welchem Apple offensiv damit warb, keine neuen Features implementiert und sich stattdessen nur auf Qualität konzentriert zu haben, ist aber höchstwahrscheinlich nicht zu rechnen.
Bedingungen für Entwickler verbessern, um rechtlichem Ärger aus dem Weg zu gehen?Apple musste am 1. Mai einen herben rechtlichen Rückschlag
hinnehmen: Aufgrund eines Urteils hat Apple in den USA nun zu dulden, dass Entwickler mittels Links auf alternative Angebote außerhalb des App Stores hinweisen. Dies bedeutet, dass sich Apple keine Umsatzbeteiligung von 30 Prozent einverleiben kann – und das in einem der wichtigsten Märkte für den Konzern. Diverse große Konzerne nutzen bereits diese Möglichkeit, und Apple dürfte mittlerweile Umsatzeinbußen hinnehmen müssen.
Doch dieses Urteil ist nicht der einzige rechtliche Ärger bezüglich des App Stores: Weltweit sind viele Verfahren von Kartellbehörden anhängig, welche sich an Apples Geschäftspraktiken stören. Momentan versucht der Konzern noch mit aller Kraft, diese Verfahren abzuwenden oder zumindest zu verzögern – doch der Schaden ist immens.
Oft ist der Wunsch in Foren und Communities zu lesen, dass Apple die WWDC 2025 dazu nutzen sollte, das Geschäftsmodell des App Stores so umzugestalten, dass dies auch für die kommende Dekade kartellrechtlich tragbar wird – denn durch verschiedene Rechtsprechungen der letzten Jahre gleicht das Regelwerk des App Stores nun einem Flickenteppich mit lokal sehr unterschiedlichen Bedingungen.
Anschluss bei KI verlorenIm März 2025 musste Apple eingestehen, dass die Entwicklung der KI-gestützten Siri-Version, welche Apple im Sommer 2024 ankündigte, nicht wie gewünscht verläuft – und das Erscheinungsdatum mit einer wohl bewusst zweideutigen Formulierung auf entweder Ende des Jahres oder auf 2026 verschieben. Sieht man sich die Ankündigungen auf beispielsweise der
Google I/O 2025 an, lässt dies nur einen Schluss zu: Apple ist beim immer wichtiger werdenden Thema "Künstliche Intelligenz" abgehängt. Die KI-Dienste von "Apple Intelligence" können nicht mit den Angeboten der Konkurrenz mithalten.
Noch ist völlig unklar, wie Apple den großen Abstand zu Microsoft, OpenAI und Google bezüglich KI aufholen will. Es ist hier nicht zu erwarten, dass Apple aus eigener Kraft auf der WWDC 2025 neue Dienste ankündigen kann, welche den Abstand zur Konkurrenz spürbar verringern. Es ist schwierig, wie Apple mit diesem Thema öffentlich umgehen sollte, denn ein Eingestehen des Entwicklungsrückstandes könnte dem Konzern stark schaden.
Chance WWDC 2025?John Siracusa verfasste einen langen Artikel bezüglich des aktuellen Zustands von Apple – und fordert nicht weniger als einen
Führungswechsel. Ob man derart weit gehen muss, sei einmal dahingestellt – doch für Apple ist die diesjährige Entwicklerkonferenz eine Chance zu zeigen, dass man weiterhin anpassungs- und wandlungsfähig ist. Die meisten Nutzer, Entwickler und Marktbeobachter dürften wohl enttäuscht sein, wenn Apple nur "Business as usual" abliefert und mit keinem Wort auf die zuvor beschriebenen aktuellen Schwierigkeiten eingeht.