John Siracusa mit massiver Kritik an Apple: „Zeit für einen Führungswechsel“


Der Software-Entwickler, Autor und Podcaster John Siracusa gilt als Kenner der IT-Branche: Er schrieb jahrelang Artikel für Ars Technica und machte sich mit Mac-Apps wie SwitchGlass und Hyperspace einen Namen. Er beschäftigt sich intensiv mit den Produkten von Apple und unterhält den Blog
Hypercritical, welcher einen eher kritischen Blick auf das Unternehmen wirft. In seinem neuen Beitrag
Apple Turnover gelangt Siracusa aber zu einer ungewöhnlich harschen Einschätzung: Der Konzern sei vom richtigen Kurs abgekommen und nicht länger daran interessiert, seine Produkte zu verbessern. Für Cupertino sei eine Neuorientierung erforderlich.
Siracusa: Gute Produkte ziehen gutes Geld nach sichSiracusa bemüht ein Zitat von Sokrates: Dieser erklärte, dass Geld keine Tugend sei, aus der Tugend aber Geld erwachse. Der Entwickler deutet diese Worte dahingehend, dass Unternehmen nicht primär daran denken sollten, Geld zu verdienen. Es gehe vielmehr darum, großartige Produkte zu erschaffen – das Geld komme dann von selbst. Apple habe diesen Leitspruch einst beherzigt, ihn aber mittlerweile ins Gegenteil verkehrt. Siracusa stellt klar, dass er sich nicht von jeder Kontroverse mitreißen lasse: Als etwa viele Branchenbeobachter empört reagierten, weil sich der Butterfly-Mechanismus von MacBook-Tastaturen als überaus störanfällig erwies, forderte er lediglich die Reparatur der betroffenen Geräte. Selbst die exorbitanten Preise für die RAM- und SSD-Upgrades der Macs und Apples hohe Umsatzbeteiligung bei In-App-Käufen würden lediglich „lässliche Sünden“ darstellen.
Apple habe die Produktqualität aus den Augen verlorenSiracusa verzeiht Apples Führungsriege einiges, nicht jedoch „den richtigen Zusammenhang zwischen Produktqualität und finanziellem Erfolg aus den Augen zu verlieren“. Genau das geschehe jedoch bereits seit Jahren. Cupertino habe viele Entscheidungen getroffen, welche die Produkte nicht verbessern. Stattdessen sei der Konzern bemüht gewesen, an Einfluss, Macht und letztlich Profit zu gewinnen. Siracusa nennt ein triviales Beispiel: Das iPhone wäre ein besseres Produkt, ließen sich E-Books direkt über die Kindle-App kaufen. Apple habe jedoch Millionen von Dollar an Anwaltskosten ausgegeben, um das zu verhindern. Im Bereich der Zahlungsabwicklung und der Geschäftsmodelle für den Vertrieb von Software gebe es zudem keinen Wettbewerb – und damit auch keine Verbesserungen.
Ein Führungswechsel tut notSiracusas Fazit fällt mehr als ernüchternd aus: Das Unternehmen habe seinen Leitstern verloren. Gute Führungskräfte würden bei neuen Informationen gegebenenfalls eine Kurskorrektur vornehmen. Apple hingegen wehre sich jedoch beharrlich gegen alle neuen Regulierungen und Klagen. Es sei an der Zeit, die Führung des Unternehmens auszutauschen, da der aktuelle Weg weder im Sinne des Konzerns noch seiner Kunden sei.