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Grundsatzfrage: Was ist besser? All-In-One oder Einzelkomponenten? – Die Qual der Wahl

Die Frage ist nicht neu. Bestimmte technische Lösungen gibt es entweder als spezialisierte Einzelbausteine, oder es werden mehrere Funktionen in einem Gerät integriert. Schon in den Achtzigern stand für Bürotechnik oft die Frage im Raum, ob man Drucker, Scanner und Fax lieber einzeln oder kombiniert in einem Gerät kaufen soll.


Auch in der Computerwelt stellt sich diese Frage, jedoch heute immer seltener. Hier geht es eher um das Thema Modularität. Traditionell sind PCs oder auch der Mac Pro dafür ausgelegt, einzelne Komponenten wie Grafikkarten oder Festplatten je nach Bedarf einbauen zu können. Das Prinzip der Modularität gilt vielen als grundsätzlich überlegen, aber das ist es keineswegs. Zumindest nicht so pauschal. Bei Computern veralten beispielsweise die (nicht wechselbaren) Schnittstellen, sodass es mit der ewigen Aufrüstbarkeit und nachhaltigen Nutzung gar nicht so weit her ist. Zudem bedeutet eine sorgfältige Abstimmung aller Komponenten seitens des Herstellers oft eine bessere Gesamtperformance bei gleichzeitig höherer Effizienz und geringeren Maßen. Computer wie der Mac Studio oder auch iPhones sind der beste Beweis dafür. Modulare Systeme scheitern hingegen oft an ihrem Anspruch.

Ganz anders die Situation bei Unterhaltungselektronik, speziell Musikanlagen. Hier ist die Sache noch komplexer und der Kunde kann heute den Grad der Integration aller benötigten Baugruppen für eine Wiedergabekette sehr frei wählen. Es lassen sich nicht nur beliebig Einzelkomponenten zusammenstellen, diese können auch noch von vielen unterschiedlichen Herstellern stammen. Doch dazu muss man wissen, was man will und wo die Vor- und Nachteile der jeweiligen Lösung sind.


Die Kette ist lang
Zunächst sollte man sich darüber klar werden, dass eine Wiedergabekette für Musik aus ziemlich vielen Gliedern besteht. Und die sind nicht alle immer scharf voneinander trennbar. Ein einfaches Beispiel aus der analogen Ära: Für die Musikwiedergabe gab es schon beinahe immer integrierte Systeme, wie etwa Musiktruhen, die Schallplatten abspielen, das Signal verstärken und über integrierte Lautsprecher wiedergeben konnten. Aber es gab auch schon immer Einzelkomponenten. Also Plattenspieler, Verstärker und Lautsprecher getrennt.


Heute ist die Sache noch viel komplexer. Die digitale Musikreproduktion bedeutet mehrere Verarbeitungsschritte. So muss die digitale Datei erst mal an den Ort ihrer Verarbeitung gebracht werden. Es gibt also einen Datentransport, beispielsweise von einem Streamingdienst über das Internet oder lokal von einer Festplatte. Im Gegensatz zur Datenverarbeitung auf Computern enden dann aber schnell die Gemeinsamkeiten, denn die Musik wird nicht bis zum Ende in Datenpaketen, sondern in einem kontinuierlichen Datenstrom verarbeitet. Dieser Datenstrom muss zwangsweise irgendwann analog gewandelt werden, was in einem DAC (Digital-to-Analogue-Converter) geschieht. Der muss dann die analogen Signale gegebenenfalls im Pegel regeln (meistens dämpfen oder auch leicht vorverstärken) und an einen Leistungsverstärker weitergeben. Der wiederum schickt die Signale dann an die Lautsprecher.


Jeder einzelne dieser Schritte kann entweder von einer dafür spezialisierten Komponente übernommen werden, oder alle diese Schritte können in einem Gerät zusammengefasst werden. Oder bestimmte Gruppen von Schritten können kombiniert werden. Etwa der Part Streaming+DAC+Vorverstärker, oder DAC+Vor-/Endverstärker, oder DAC+Verstärker+Lautsprecher, oder, oder, oder…

Genaugenommen ist die Liste der möglichen Baugrupen noch länger. So könnte beispielsweise ein Phono-Entzerrer bzw. ein Phono-Vorverstärker benötigt werden, oder auch ein Kopfhörerverstärker. Digitale Geräte mit analogen Eingängen benötigen auch einen A/D-Wandler. Und selbst einzelne Baugruppen wie die Clock für das digitale Timing kann ausgelagert werden. Die Kombinationsmöglichkeiten sind äußerst vielfältig.

Um nun entscheiden zu können, welche und wie viele dieser Elemente in einem Baustein zusammengefasst für den eigenen Bedarf am sinnvollsten sind, sollte man die Vor- und Nachteile der Integration kennen. Auch das möchte ich wieder anhand eines Beispiels erläutern. Und zwar an Lautsprechern.

In diesem Artikel habe ich schon einmal vor längerer Zeit aufgedröselt, welche Unterschiede es zwischen Aktiv- und Passivlautsprechern gibt, und wie sich das auf die Möglichkeiten und die praktische Nutzung auswirkt. Bitte gerne noch mal reinlesen. Der Text hat nichts an Aktualität verloren.


Die kurze Erkenntnis daraus ist, dass eine höhere Integrationsdichte zwar theoretisch eine bessere Qualität und Komfort verspricht bzw. weniger Aufwand erfordert (zumindest kurzfristig), mehr Individualkomponenten hingegen bieten mehr Wahlfreiheit und ermöglichen letztlich eine längere Lebensdauer der Kette. Wobei HiFi-Systeme hier nur schlecht mit „modularen“ Computerlösungen vergleichbar sind. Im HiFi veralten die wesentlichen Schnittstellen nicht so schnell.

Der goldene Mittelweg …
… ist meistens der Beste. Selbst nach jahrzehntelanger Erfahrung mit Audiosystemen unterschiedlichster Art kenne ich bis heute nicht die eine Kombination, die für alle Anwendungen und Ansprüche die Beste ist. Die wird es auch nie geben. Aber es gibt die Kunst des Kompromisses, wobei jeder für sich selbst den besten Kompromiss finden muss.

Meine Empfehlung lautet wie folgt: Sogenannte All-In-One-Komponenten (AIO) mögen zwar auf den ersten Blick attraktiv sein, aber sie versperren in aller Regel den Weg für künftige Aufrüstungen einzelner Baugruppen. Beispiel Streaming-Lautsprecher: Gibt es Neuentwicklungen im Bereich DAC oder eher noch Digital-Signal-Processing (DSP), kann man diesen Part nicht einfach austauschen. Und soll es irgendwann mal größere, leistungsstärkere Lautsprecher für die neue Wohnung sein, muss mit den alten Lautsprechern auch die gesamte Signalelektronik verworfen und neu gekauft werden.

Selbst wenn ein Hersteller Modularität und damit Aufrüstbarkeit verspricht (was es bei AIO-Komponenten so gut wie nie gibt), sollten Sie das mit Vorsicht genießen. Eine Garantie auf unendliche Aufrüstbarkeit gibt es nicht.

Greifen Sie lieber zu einer Lösung, die zumindest Lautsprecher und Elektronik trennt. Zwar werden manche Hersteller nicht müde, die technischen Vorteile von Aktivlautsprechern zu betonen, aber in der Praxis sind Passivlautsprecher mit guten vorgeschalteten Verstärkern nicht wirklich schlechter. Und vor allem gibt es hierfür eine wesentlich größere Auswahl.


Die zweite Entscheidung betrifft dann das „Front-End“, also alles, was vor den Passivlautsprechern liegt. Will man möglichst viel von dem Komfort von AIO-Lautsprechern beibehalten, ist ein streamingfähiger Vollverstärker wie etwa der eversolo PLAY eine gute Möglichkeit, das Setup überschaubar zu halten. Tatsächlich bietet eine solche Kombination aus Streaming-Amp und Passivlautsprechern sogar einen größeren Komfort als aktive, streamingfähige Lautsprecher, weil der Amp als zentrales Bedienelement und Verwalter für weitere Tonquellen (wie den TV) zentral eingesetzt werden kann, was den Verkabelungsaufwand deutlich geringer hält, als alle Strippen zu einem Lautsprecher verlegen zu müssen.

Passive Lautsprecher und ein Streaming-Vollverstärker sind sozusagen der kleinste gemeinsame Nenner für ein Wiedergabesystem aus Einzelkomponenten. Eine Alternative wären analoge Aktivlautsprecher in Kombination mit einem Streaming-DAC-Vorverstärker, wie den eversolo-Modellen DMP-A6/A8/A10 oder einem WiiM Ultra. Allerdings gibt es heute nur noch wenige rein analoge Aktivlautsprecher, weshalb diese durchaus sinnvolle Option nur schwer (oder für viel Geld) zu realisieren ist.


Jede weitere Auftrennung der Kettenglieder (Streaming, DSP, DAC, Vorverstärker, Endverstärker…) ist eine Frage des individuellen Bedarfs und Anspruchs. Technisch gesehen kann es Vorteile haben (aber auch Nachteile), wenn beispielsweise der Streaming-Part vom DAC getrennt ist, weil der DAC äußerst empfindlich auf elektromagnetische Beeinflussung reagiert. Je isolierter er ist, desto besser. Sinnvoller und klanglich ergiebiger ist aber die Abtrennung der Leistungsverstärker. Eine Kombination aus Streaming-DAC-Vorverstärker mit einer Stereo-Endstufe oder gar Mono-Leistungsverstärkern bietet viel Potenzial für Klangsteigerungen. Doch wer an dem Punkt angelangt ist, steckt meist schon tief genug in der Materie, um sich der Vorteile aber auch des zusätzlichen Geräteaufwands bewusst zu sein.


Zusammenfassung
Aus Sicht dieses Autors sind sogenannte All-In-One-Musiksysteme ok, wenn es um beispielsweise Bluetooth-Lautsprecher oder andere einfachere Lifestyle-Lösungen ohne höheren Klanganspruch geht. Auch eine Soundbar kann dann eine Lösung sein. Für höhere Ansprüche, mehr Flexibilität bei der Auswahl und mehr Zukunftssicherheit ist ein höherer Grad an Separation der einzelnen Bausteine aber sinnvoll. Ein paar passive Stereoboxen (immer noch die beste Lösung für besten Klang) kombiniert mit einem Streamingvollverstärker sind der goldene Mittelweg. Sowohl bei Passivlautsprechern als auch bei Streaming-Vollverstärkern ist die Auswahl groß und es gibt für jeden Anspruch und Geldbeutel eine Lösung.

Jede weitere Auftrennung der Glieder bringt mehr Potenzial für technische Aufrüstung, aber auch einen höheren Aufwand an Komponenten und Verkabelung. Außerdem erhöht sich damit die Wahrscheinlichkeit, Geräte zu kombinieren, die klanglich nicht gut harmonieren. Das bedeutet, man muss mehr selbst testen und hören. Das ist der Punkt, an dem aus einer reinen Zwecklösung ein echtes Hobby wird, das viel Spaß macht, aber auch teuer werden kann.

Kommentare

Froyo521922.11.25 08:21
Bin mir meiner Combo aus Eversolo Play und Q-Acoustic 3010i höchst zufrieden.
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Greasel22.11.25 08:54
Froyo5219
Bin mir meiner Combo aus Eversolo Play und Q-Acoustic 3010i höchst zufrieden.

Dem kann ich vollumfänglich zustimmen!
Ich betreibe die Q-Acoustics 3030c am Eversolo Play und bin ebenfalls begeistert.
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machilly
machilly22.11.25 09:09
…und zum dritten: Q-Acousitic am Cambridge Verstärker und Ifi Zen V2 Dac
Papa was a Rolling Stone? Ja - aber er küsste eine Crazy Mama. © Philipp Methling/Qobuz :-P
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