Wie Apple weiterhin Browser-Vielfalt unter iOS verhindert – trotz erzwungener Öffnung


Zähneknirschend musste Apple akzeptieren, dass man unter iOS Safari-Konkurrenten ähnlich zu behandeln hat. Sowohl in den USA als auch der EU waren Wettbewerbshüter unzufrieden damit, wie Apple Nutzern die freie Wahl schwierig machte – genau wie Microsoft in den 90ern, als sich das Unternehmen ebenfalls für Konkurrenten zu öffnen und deren Angebote aktiv anzuzeigen hatte. Warum Apple daran kein Interesse hat, liegt auf der Hand. Google überweist rund 20 Milliarden Dollar pro Jahr, damit Safari standardmäßig auf die Google-Suche setzt. Möchte man aber beispielsweise auf Bing umsteigen oder einen anderen Browser verwenden, der Google nicht bevorzugt, bedeutet das direkte Verluste für Apple. Während besagte Browser-Standardeinstellung seit fünf Jahren besteht, seit iOS 17.4 sogar ein konkreter Hinweis existieren muss, gibt es jedoch noch einen weiteren Punkt, der als Ausnutzung der Marktmacht galt.
Andere Browser-Engines dürfen nicht mehr verboten werden...So schrieb das Unternehmen seit jeher vor, dass Browser nur WebKit und keine eigenen Engines einsetzen dürfen – was echte Vielfalt verhindert. Seit rund eineinhalb Jahren ist das in der EU nicht mehr zulässig. Apple hat allerdings Sorge getragen, dass niemand ernsthaft über eigene Browser-Engines nachdenkt, sondern weiterhin auf WebKit setzt. Dies sorgt derzeit erneut für
Kritik an Apples Verweigerungshaltung, den Vorgaben realitätsnah nachzukommen.
...aber Apple verhindert diese mit anderen TaktikenVon Apple heißt es, man habe alles getan, damit Hersteller die volle Freiheit haben – diese entschieden sich jedoch freiwillig dafür, die Option nicht nutzen zu wollen. Diese Aussage rangiert aber irgendwo zwischen verzerrter Darstellung und handfester Lüge, denn genau das Gegenteil ist der Fall. Das Unternehmen setzt nämlich auf striktes Geoblocking und ausschließlich Nutzer der EU dürften auf derlei Browser setzen. In den USA gibt es zwar sehr ähnliche Forderungen, da diese aber noch keinen Gesetzesstatus haben, bleibt Apple bei den bisherigen Bestimmungen. Anbieter müssten daher für verschiedene Märkte technisch gänzlich unterschiedliche Browser entwickeln.
Effektive Maßnahmen gegen tatsächliche UmsetzungNoch einen weiteren, sehr wirkungsvollen Stein wirft Apple Konkurrenten in den Weg. Selbst wenn ein Hersteller außerhalb der EU also die Entscheidung trifft, mit einer eigenen Engine punkten zu wollen, greift das strikte Geoblocking. Der Entwickler muss hierzu nämlich in die EU reisen, andernfalls darf er seine eigene App überhaupt nicht selbst testen. Dazu kommt eine ellenlange Liste an scharfen Vorschriften, welche Browser-Hersteller einzuhalten haben.
Wie es damals zur Ankündigung jener Regeln oft in kritischen Kommentaren hieß: Man würde sich wünschen, dass Apple dieselbe Energie in Bugfixes und Stabilität investiert, wie in die sorgsame Ausarbeitung bewusst nicht zu erfüllender Vorgaben. Die
Trotzreaktion, gleichzeitig Web-Apps in der EU zu verbieten, wurde nach unverzüglichem Einschreiten der EU-Kommission übrigens unterbunden.