EU-Paukenschlag: Apple zu weitreichenden Öffnungen in vielen Bereichen gezwungen – Produktentwicklung dürfte sich dadurch verändern


Apple hat viele Möglichkeiten, es Konkurrenten möglichst schwer zu machen – und nutzt diese nach Ansicht der weltweiten Wettbewerbsbehörden auch reichlich aus. Systemfunktionen werden demnach gezielt gesperrt bzw. nicht freigegeben, sodass zu Apple-Produkten konkurrierende Angebote nie vergleichbare Funktionen bieten können. Ob es die Anbindung einer Smartwatch, eines Kopfhörers (Auto-Pairing wie bei AirPods oder automatischer Wechsel zwischen Geräten) oder Festlegen von Standard-Apps (z.B. Wahl einer anderen Karten-App) ist, stets führt Apple angebliche Sicherheitsrisiken an. Allerdings glauben dieser Argumentation sehr viele nicht, denn oft ist schlicht offensichtlich, dass es um den Schutz eigener Märkte geht.
Marktbeherrschendes Unternehmen – das andere nicht mehr aussperren darfNun hat die EU Apple in zahlreichen weiteren
Bereichen untersagt, auf diese Weise zu agieren. Nachdem die Stellung als marktbeherrschendes Unternehmen erwartungsgemäß vom höchsten Gericht bestätigt wurde, ist der Weg für einige Neuregelungen frei. Dabei handelt es sich unter anderem um die folgenden Punkte:
- Alternativen zu AirDrop müssen erlaubt werden
- Alternativen zu AirPlay sind zu gestatten
- Es darf nicht von Apples Entscheidung abhängen, ob eine App Benachrichtigungen senden kann. Dies sei die Wahl des Nutzers, nicht des Plattformbetreibers
- Verbundene Geräte (z.B. Smartwatches) dürfen unter iOS Hintergrundaufgaben ausführen und somit die Funktionalität der Apple Watch bieten
- Auto-Pairing und Audio-Switching für Drittanbieter-Kopfhörer darf nicht mehr gesperrt werden
- Aufhebung der Bandbreitensperre von WiFi-Verbindungen, genauer gesagt Peer-to-Peer-Verbindungen durch Drittanbieter-Produkte
- NFC-Chip darf von Drittanbietern genutzt werden, nicht nur für Banking
- APIs, die ausschließlich Apple-Devices Zugriff erlauben, dies aber durchaus für alle tun könnten, müssen geöffnet werden. Dies hat zum Zeitpunkt der Markteinführung zu erfolgen, nicht verzögert
Umsetzung mit iOS 19 und 20Einen Zeitplan gibt es ebenfalls bereits. 2026 müssen die Änderungen durchgeführt sein, der Zugriff auf Benachrichtigungen erscheint als Beta bereits Ende 2025. Man kann also davon ausgehen, dass iOS 20 mit den weitreichenden Umstellungen aufwartet. AirDrop-Alternativen sind ab 1.6.2026 erlaubt, bei AirPlay hat Apple bis zum September 2026 Zeit.
Apple muss bessere Produkte machen – nicht alternative Angebote verschlechternFür Apple bedeutet dies, sich fortan noch viel stärker darauf konzentrieren zu müssen, eindeutig bessere Hardware als Mitbewerber zu entwickeln – und nicht mehr Softwarefunktionen dazu einsetzen zu dürfen, anderen Anbietern grundlegende Systemfunktionen zu verwehren. Die Konkurrenzsituation dürfte sich dadurch erheblich verschärfen, denn viele Drittanbieter sind dann in der Lage, ihre Produkte besser zu integrieren und eine Anbindung zu schaffen, die Apple bislang verhinderte und nur eigenen Lösungen zugestand.
Genau diese Art von Wettbewerb ist es, was Kartellbehörden stets zum Ziel haben. Die Überzeugung lautet, dass alle Kunden davon profitieren, wenn es viel Konkurrenz gibt und mächtige, marktbeherrschende Plattformen oder Netzwerke nicht mehr dafür eingesetzt werden dürfen, kleine Hersteller auch weiterhin kleinzuhalten. Apple ist dadurch gleichermaßen zu mehr Einsatz und Innovation gezwungen, um sich vom Markt abzuheben – dies soll aber durch bessere Produkte erfolgen und eben nicht durch bewusste Verschlechterung oder Benachteiligung alternativer Angebote. Es ist sehr davon auszugehen, dass nach Öffnung der Schnittstelle viele neue Produkte entstehen, die auf Augenhöhe mit Apples Hardware arbeiten – oder zumindest gleichwertige Einbindung in das zuvor abgeschottete Ökosystem zur Verfügung stellen.
Apples StellungnahmeMan muss kein Hellseher sein, um direkt zu wissen, mit welcher
Antwort Apple auf die Vorschriften reagiert. Man stelle sich entschieden dagegen und fürchte viele Nachteile für Nutzer. Sowohl Sicherheit als auch Privatsphäre sei gefährdet – man habe hier das Wohl der Anwender im Sinn und wolle sicherstellen, dass alle Kommunikation über Apples geschützte Prozesse laufe. Gleichzeitig sei man gezwungen, Innovationen kostenlos an andere abzugeben. Die eigene Arbeit an neuen Produkten werde behindert, wenn man gleichzeitig auf Konkurrenten zugehen müsse. Mehr Wettbewerb entstehe dadurch nicht, so Apples Argumentation.