Bastelprojekt: Mac-Emulator auf Raspberry-Pi-Basis mit Retro-Gehäuse


Den ersten Mac vergisst ein Apple-Fanboy nie. Der daraus resultierenden Nostalgie angemessen Rechnung zu tragen, ist jedoch eine Gratwanderung: Die reine Browsersimulation des Betriebssystems, wie sie
Infinite Mac anbietet, reicht oftmals nicht, um das ursprüngliche Gefühl langer Nächte am Mac zurückzuholen. Der Betrieb der Original-Hardware ist hingegen aufwendig, teilweise brandgefährlich (wegen überalterter Kondensatoren) und verbraucht unverhältnismäßig viel Strom. Ein Kompromiss stellt eine Emulation dar – schon kleine ARM-Boards wie der Raspberry Pi bringen genügend Rechenleistung, um ein klassisches Mac OS zu emulieren. Quinn Nelson wählte diesen Weg und verpflanzte die kleine Platine zudem in ein selbst gestaltetes Gehäuse im Beige der Achtzigerjahre.
Die Software, welche Nelson (auf YouTube bekannt als Snazzy Labs) für sein Projekt verwendete, setzt auf eine Hardware auf, welche selbst fast schon Retro ist: Ein
Raspberry Pi 3+ kommt zum Einsatz, auf dem eine über drei Jahre alte Version des Linux-basierten Raspberry Pi OS Buster läuft. Alternativ lässt sich auch ein Raspberry 2 oder
Zero 2 W verwenden. Der Grund: Das GitHub-Projekt
MacintoshPi ist für diese Kombination aus Hard- und Software optimiert. Mit lediglich zwei Kommandozeilen installiert man darüber eine umfangreiche Sammlung an Emulatoren für 68K (Basilisk II) und PowerPC (SheepShaver), zusammen mit Laufwerksemulatoren, Launchern und dem Commodore-Emulator VICE. Auf diese Weise setzen Anwender recht schnell einen startfähigen Classic-Emulator auf.
Retro-Gehäuse aus dem 3D-DruckerNach knapp acht Minuten des Videos hat Quinn Nelson die Software-Installation abgehandelt. Den größten Teil des 30-minütigen Videos nimmt die Gestaltung und Umsetzung eines individuellen Gehäuses ein. Dies realisierte er mit einem multifunktionalen 3D-Drucker, den ihm der Hersteller (und Sponsor des Videos) zur Verfügung gestellt hat. Nelsons Design nimmt viele Anleihen erster All-in-One-Macintosh-Modelle, ersetzt dabei allerdings den Röhrenmonitor durch ein 10,5-Zoll-HDMI-Display. Das L-förmige Chassis versteckt die notwendige Kabelage, der Raspberry Pi wird auf einer herausnehmbaren Schublade verschraubt. Zur Stromversorgung von Raspberry Pi und HDMI-Display führen zwei USB-C-Kabel aus dem Gerät. Das 3D-Modell steht inklusive Links zu verwendetem Zubehör auf
Makerworld zum Download zur Verfügung.
ADB-Tastatur dank WombatIn den letzten fünf Minuten des YouTube-Videos geht es noch einmal um Mac-spezifische Feinheiten des Projekts: Nelson will für ein möglichst authentisches Look-and-feel eine ADB-Tastatur an den Raspberry Pi anschließen. Dafür nutzt er ein zusätzliches Board namens
BMOW Wombat. Es übersetzt ADB- in USB-Signale, und dies praktischerweise bidirektional. Man kann es auch nutzen, um eine USB-Tastatur an einen Mac anzuschließen, der nur ADB kennt. In diesem Fall emuliert ein Taster am Rand des Boards den Power-Knopf, welcher bei Apple-Tastaturen integriert war.