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Apple entfernt Razzienwarn-App "ICEBlock" aus dem App Store – nach Forderung der Trump-Regierung

Redefreiheit ist ein hohes Gut in den Vereinigten Staaten. Dass staatliche Institutionen nicht in das Recht der Bürger eingreifen dürfen, ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen, ist tief in der Verfassung verankert. Dieses Recht weitet sich auf moderne Kommunikation aus; so sind beispielsweise Radarwarner in den USA erlaubt, ja sogar in Apples offizielle Karten-App integriert. Auf dieses Recht beruft sich Joshua Aaron, welcher die App ICEBlock im iOS App Store veröffentlicht hat. Apple hat ihm nun mitgeteilt, dass seine App nicht mehr zum Download angeboten wird – wegen anstößiger Inhalte.


Mit ICEBlock können Nutzer Sichtungen der US-amerikanischen Immigrationspolizei (ICE) melden; wer sich in der Nähe aufhält, erhält einen Hinweis. Vorausgegangen war eine Aufforderung seitens der US-Regierung, diese und ähnliche Apps aus dem App-Angebot zu entfernen. "ICEBlock wurde gestaltet, um ICE-Agenten beim Ausüben ihres Berufs in Gefahr zu bringen, und Gewalt gegen Strafverfolgungsbehörden ist eine nicht tolerierbare rote Linie, die nicht überschritten werden darf", begründete Pam Bondi, oberste Staatsanwältin der US-Regierung, gegenüber Reuters ihre Aufforderung. Aaron widersprach der Darstellung, dass seine App zur Gewalt aufrufe, und kündigte an, gegen das Verbot anzukämpfen.

ICEBlock funktioniert wie ein Radarfallenwarner: Nutzerberichte erscheinen auf einer Karte, Anwender in der Nähe bekommen eine Mitteilung.

Aus dem App Store verschwunden
Im iOS App Store lässt sich die App nicht mehr finden; wer sie früher einmal heruntergeladen hatte, kann sie nicht erneut laden. Der Entwickler kann keine Aktualisierungen veröffentlichen. Befindet sich die App allerdings auf einem iPhone, funktioniert sie weiterhin. Ein ähnliches Schicksal ereilte die App "Red Dot" im Google Play Store, die einem ähnlichen Zweck dient. In diesem Fall definiert Google ICE-Behördenmitarbeiter als vulnerable Gruppe, welche vor Verfolgung geschützt werden müsse.

Gruber: "Schlimmer als in China"
Der einflussreiche Blogger John Gruber widmete dem Verschwinden von ICEBlock einen längeren Beitrag, in dem er das aktuelle Verhalten Apples als verwerflicher bezeichnet als die Löschung der HKmap.live-App im chinesischen App Store. Sein Argument: Während es in China keine Gerichte gibt, an welchen die Rechtmäßigkeit einer App-Sperre angefochten werden kann, bestehen in den USA juristische Mittel, eine staatliche Aufforderung auf Angemessenheit zu überprüfen. Apple tat dies nicht, sondern handelte im vorauseilenden Gehorsam. Dabei, so Gruber, sei nichts an dieser App nach US-Recht illegal.

Kommentare

MartinGrebe
MartinGrebe06.10.25 15:54
Irgendwie bringe ich den Namen Pam Bondi mit Por....filmen in Verbindung.
Aber nichts desto trotz: Apple zeigt hier (mal wieder) kein gutes Verhalten, bzw., Courage.
Egal was du auch tust im Leben, gib immer 100%. Außer du gehst Blut spenden.
+2
KarstenM
KarstenM06.10.25 16:20
War bestimmt eine kostenfrei App. Hätte die Geld gekostet, oder vielleicht sogar In-App-Käufe gehabt, hätte sich Apple bestimmt mehr angestrengt.
0
Kehrblech06.10.25 16:21
Mal abgesehen davon, dass der Zusammenhang von "Gewalt gegen ICE-Beamte" und der App wohl ziemlich an den Haaren herbeigezogen sein dürfte. Die riesige Mehrheit der Nutzer wird die App schlicht nutzen, um zu erfahren, in welchen Gebieten man sich derzeit besser nicht sehen lassen sollte. – Widerlich, Apple! Ihr beteiligt Euch an der faschistischen Wende in den USA!
+4
cj_apple
cj_apple06.10.25 16:23
Einer nach dem anderen gibt nach, und Apple steht dabei an vorderster Front. Rückgrat zeigen sieht anders aus.

Die Vereinigten Staaten von Amerika können sich hinsichtlich der Zensurpraxis mit China und Russland vergleichen lassen.
+6
a_berger06.10.25 16:25
Na so, wie extra für für Beschreiben der Zustände in China das Gesellschaftssystem "Wirtschaftskommunismus" erfunden wurde, kann man jetzt neben den üblichen Gesellschaftssystemen (Kapitalismus, Sozialismus etc.) die "Wirtschaftsautokratie" oder "Wirtschaftsdiktatur" als Begriff hinzufügen.
Apple übt halt schon mal, wie man sich in moderen Gesellschaftssystemen verhält und als Konzern überlebt, nachdem die alten Demokratien am Sterben sind.
+5
heldino06.10.25 16:34
Einfach traurig…… nichts als bunte Bildchen oder schwarz-weiße Bildchen, die sich im Nachgang als inhaltslos entpuppen…. Nur gut für den Verkauf aber ohne echten Geist und Haltung :'(

"Think different" ist ein berühmter Slogan von Apple Inc., der 1997 gestartet wurde und die Idee ehrt, anders zu denken und den Status quo in Frage zu stellen. Er war eine ikonische Werbekampagne, die Persönlichkeiten wie Albert Einstein und Muhammad Ali zeigte, um Menschen zu feiern, die nicht konventionell sind.
+4
Peter Parker
Peter Parker06.10.25 16:52
Apples legendärer „1984“-Super-Bowl-Spot inszenierte einst den Macintosh als Befreiungsschlag gegen die technokratische Kontrolle und Propaganda, symbolisiert durch „Big Brother“ — im Kontext der damaligen Zeit eine klare Anspielung auf IBMs marktbeherrschende Stellung und Orwells düstere Zukunftsvision der Unterdrückung. Die Botschaft war, persönliche Freiheit und unabhängiges Denken durch Technologie zu fördern und gegen gleichmacherische Autoritäten anzutreten.

Apples Imagewandel und Opportunismus

Heute wird Apple vielfach nicht mehr als Rebell, sondern als multinationales Unternehmen wahrgenommen, das seine Geschäftspraktiken an den jeweiligen Machtzentren ausrichtet. Das jüngste Beispiel: Unter Druck der Trump-Regierung hat Apple Apps entfernt, die Nutzer vor ICE-Einsätzen warnen sollten. Während Apple offiziell auf Sicherheitsbedenken für US-Beamte verweist, kritisieren Entwickler und Bürgerrechtsgruppen diese Maßnahme als Einknicken vor einem autoritären Regime und formulieren klare Parallelen zum politischen Opportunismus. Relevanter Kontext: 2024 entfernte Apple auf Regierungsanfragen weltweit mehr als 1.700 Apps, in den USA bislang auffällig selten – doch dies scheint sich nun zu ändern.
With great power there must also come — great responsibility! Stan Lee
+2
Peter Parker
Peter Parker06.10.25 16:54
Vergleich IBM-Holocaust: Technik und Verantwortung
Der Vergleich mit IBM in der NS-Zeit ist historisch belastet, aber für Debatten zur Verantwortung von Tech-Firmen relevant. IBM lieferte mit seiner Tochter DEHOMAG Tabellier- und Auswertungstechnologien (Hollerith-Maschinen), die den Nationalsozialisten die digitale Erfassung, Sortierung und Deportation von Millionen Menschen ermöglichten – dokumentiert und belegt in zahlreichen Studien und Berichten. Ohne diese IBM-Technik und ihre laufende Wartung hätten die Nazis den Völkermord organisatorisch nicht in dieser Dimension durchführen können, so die Kernaussage der Forschung. IBM behauptet zwar, das Ausmaß sei „nie vollständig nachvollziehbar“, bestreitet die Zusammenarbeit aber nicht.
With great power there must also come — great responsibility! Stan Lee
+3
Dunnikin
Dunnikin06.10.25 16:57
Na ja, bei aller berechtigter Kritik, was soll Apple machen? Den US-Markt aufgeben?Sie müssen sich lokalen behördlichen Anordnungen fügen und verbotene Apps aus dem Store nehmen.

Man kann davon halten, was man will, dennoch muß ein Unternehmen auch in einem solchen Umfeld eben das tun, was Unternehmen so tun. Überleben. Und eine verbotene App, egal wie banal diese App aus unserer Sicht ist (VPN-Apps in China etwa, vielleicht auch bald in den USA), ist für den Betreiber des Stores ein ziemliches Problem.

Es ist klar, daß aus den USA eine Autokratie wurde, die mit Volldampf in Richtung Diktatur unterwegs ist. Mein Mitleid hält sich in Grenzen, die haben DT gewählt. Und jetzt? Deal with it. Das war eure letzte echte Wahl.

Apple ist auch in der EU unter ziemlichen Druck, aber aus anderen Gründen. Und wer sich auch in der EU nicht an die Regeln hält, kann sich eine ordentliche Strafe einfangen.

Ich denke, es wird andere Möglichkeiten geben, vor herumstromernden ICE-Mitarbeitern zu warnen. Etwa Chatgruppen. Und wenn es ganz banale SMS-Listen sind.
+1
Peter Parker
Peter Parker06.10.25 16:59
Gesellschaftliche Konsequenzen und Ausblick

Viele fragen sich heute, ob die sich wiederholenden Dynamiken (Kapitulation großer Konzerne vor politischen Drohungen, Unterstützung repressiver Maßnahmen durch Technologiekonzerne) ein wiederkehrendes Muster der Geschichte sind. Während Apple technisch nicht annähernd dieselbe Rolle spielt wie IBM damals, werden — in kleinerem Maßstab — Mechanismen sichtbar, bei denen wirtschaftliche Interessen und staatlicher Druck Meinungsfreiheit und Menschenrechte bedrohen. Die Sorge vor einer Zukunft, in der Tech-Giganten aus Angst vor Machtverlust oder wirtschaftlichen Sanktionen systematisch Freiheit einschränken, ist nicht unbegründet.
With great power there must also come — great responsibility! Stan Lee
+4
Peter Parker
Peter Parker06.10.25 16:59
Kurzum:

Apples einstige Rebellion gegen die „böse“ Übermacht ist längst Pragmatismus gewichen. Die Geschichte von IBM ist eine Mahnung, wie sehr technische Infrastruktur und unternehmerische Opportunität zu historischer Mitschuld führen können – und weshalb zivilgesellschaftliche Kontrolle und Transparenz heute wichtiger denn je bleiben.
With great power there must also come — great responsibility! Stan Lee
+3
Fontelster
Fontelster06.10.25 17:27
Peter Parker
IBM lieferte mit seiner Tochter DEHOMAG Tabellier- und Auswertungstechnologien (Hollerith-Maschinen), die den Nationalsozialisten die digitale Erfassung, Sortierung und Deportation von Millionen Menschen ermöglichten
Bist du sicher, dass das digital und nicht einfach nur elektronisch war? Der erste Computer (oder was man so bezeichnen könnte) wurde damals grade von Konrad Zuse erfunden und funktionierte zumindest als Z1 eher dürftig.
+2
dan@mac
dan@mac06.10.25 17:36
0
DunklesZischt06.10.25 17:50
Google hast auch schon gemacht, wie all die anderes das auch tun werden. Da gibt es keine "Courage". Es geht nur darum, dass das Geschäft weiter läuft. Gute Mine zum bösen Spiel.

Vielleicht regt sich ja doch irgendwann was in der Bevölkerung. Bis jetzt sieht es ja da eher mau aus.
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