30 Jahre "mp3" – ein Format, das die Musikwelt revolutionierte


Eines der bekanntesten Audioformate der Musikgeschichte dürfte mp3 sein, das MPEG-1 Audio Layer III. Zu großer Popularität brachte es mp3 Ende der 90er mit dem Aufkommen der Tauschbörsen wie beispielsweise Napster. Man tauschte "mp3s", so der gängige Begriff für heruntergeladene Titel – selbst wenn diese in einem anderen Format vorlagen. Der große Vorteil war, selbst mit den damals vergleichsweise schneckenlahmen Internetverbindungen ganze Musikstücke in wenigen Minuten laden zu können. Die gängigen 128 kbit/s gingen zwar mit erheblichen Qualitätseinbußen einher, doch waren Download und Tausch mit anderen Personen darüber einfach. mp3 feiert in diesen Tagen seinen dreißigsten Geburtstag, zumindest wenn man damit den Namenstag meint.
Forschungen der 70er JahreDas Format basiert auf Forschungsarbeiten von Dieter Seitzer aus den 1970er Jahren zur Verbesserung der Sprachqualität von Telefonleitungen und Heinz Gerhäusers Konzepte zur Audiocodierung in Echtzeit. Allerdings stand man bis in die 80er noch vor dem Problem, dass die erforderliche Rechenleistung weit oberhalb der Performance eines Heimcomputers lag. Was die Fraunhofer-Gesellschaft in Erlangen zusammen mit AT&T und Thomson ab 1982 geschaffen hatte, war der Grundstein für neue Verfahren der Audio-Komprimierung, wie sie beispielsweise auch bei AAC verfolgt werden. Nach der Standardisierung unter dem Namen ISO MPEG Audio Layer 3 begann 1992 das Lizenzgeschäft. 1995 gründeten Fraunhofer und Thomson einen gemeinsamen Lizenz-Pool und das Audio-Format erhielt seine eigene Endung: .mp3. Im Juli 1995 war also jener Name geboren, der die Musikwelt prägen sollte.
mp3 rippen, mp3-PlayerDer iTunes Music Store setzte zwar auf AAC statt mp3, iTunes-Nutzer hatten ihre CDs zuvor aber ebenfalls meist im mp3-Format gerippt und in ihre Mediathek befördert. Auch eine neue Hardware-Gattung sollte ab 1998 entstehen. Waren zuvor Walkman oder Discman die bevorzugten Player, so begann die Ära der mp3-Player – einen Trend, den Sony übrigens gehörig
verschlafen hatte. 2001 brachte Apple ein eigenes Device in dieser Kategorie auf den Markt, der zunächst belächelte iPod (als "Idiots price our Devices" verspottet) wandelte nicht nur das Unternehmen, sondern die komplette Branche.
Auch heute noch von BedeutungDie Bedeutung von mp3 ist zwar deutlich zurückgegangen, allerdings darf man diese nicht unterschätzen. So besteht Kompatibilität mit beinahe jeglichem Gerät, das Audio wiedergeben kann – und im Podcastbereich stellt es immer noch das vorherrschende Format dar. Das Patent ist übrigens im Jahr 2017 abgelaufen, jeder darf seitdem ohne Einschränkungen mp3-Unterstützung implementieren. Die Lizenzgebühren für reine Abspielgeräte hatten bei 75 Cent bis 2,50 Euro gelegen, für Streaming-Anbieter waren es einige Tausend Euro.