Vorwurf gegen Apple: Notarisierung schränkt Entwickler und Nutzer ein – EU-Klage eingereicht


Apple entscheidet, welche Software in den App Stores landet: Kürzlich verschwand die App ICEBlock aus dem offiziellen iPhone App Store auf Basis einer
Bitte der Trump-Regierung. Doch auch in alternativen App-Marktplätzen, wie sie Apple entsprechend der EU-Gesetzgebung seit Anfang 2024 zulassen muss, bleibt die letzte Entscheidung in Apples Hand: Aufgrund der auch dort verpflichtenden Notarisierung kann Apple einer App den Zugang verwehren – das geschah jüngst mit der
iTorrent-App im AltStore. Darum haben nun mehrere Bürgerrechtsorganisationen gegen Apple vor einem EU-Gericht Klage eingereicht. Sie fordern eine Notarisierung, welche unabhängig vom Hersteller agieren kann.
Die aus Deutschland stammende Gesellschaft für Freiheitsrechte sowie die britische Menschenrechtsorganisation Article 19 sind Klageführer. Unterstützt werden sie unter anderem vom europäischen Ableger der
Free Software Foundation. Diese erklärt, warum Entwickler freier Software nur schwer oder gar nicht Zugang zu iOS sowie iPadOS erlangen: Die verpflichtende Notarisierung werde von Apple durchgeführt. Auch wenn der Konzern für alternative App-Marktplätze deutlich weniger Regeln zur Anwendung bringt als bei den hauseigenen App Stores, bleibt deren Auslegung weiterhin in der Hand des Konzerns.
Entwickler tragen die KostenDiese verpflichtende Notarisierung bedeute sowohl für App-Entwickler als auch für App-Marktplätze hohe Kosten, argumentiert die Free Software Foundation: Wer Apps unter iOS vertreiben will, muss ein Haftungsvermögen von einer Million Euro nachweisen oder alternativ zwei durchgehende Jahre lang ein erfolgreicher App-Entwickler mit mindestens einer Million App-Installationen im letzten Kalenderjahr sein. Stattdessen fordert der Verband eine dezentrale Software-Notarisierung, wie sie etwa F-Droid anbietet. Hier gebe es transparente Überprüfungsabläufe und Auditierungen durch die Entwicklergemeinde. Anwender könnten bei einem solchen Modell entscheiden, wem sie vertrauen, und Kuratoren seien der Öffentlichkeit verpflichtet (und nicht Anteilseignern).
Hauseigene NotarisierungMichael Tsai entwickelt Mac-Software wie SpamSieve und DropDMG; er ergänzt, dass Apples Notarisierungsworkflow sich zudem als instabil erweist. Jedes zweite Mal erhalte er derzeit eine Fehlermeldung; die automatische Notarisierung scheitere. Tatsächlich gebe es für diesen Fehler keinen tatsächlichen Grund; führe er den Prozess mehrfach hintereinander aus, sei er von Erfolg gekrönt. Für eine seit
sieben Jahren existierende, verpflichtende Prozedur sei das ein Unding. Dabei helfen auch die alternativen Installationswege wenig, welche unter macOS bereitstehen: Standardmäßig setzt macOS mittlerweile ebenfalls voraus, dass ein Programm über eine aktuelle Notarisierung verfügt; diese Überprüfung zu umgehen, wird Anwendern Jahr um Jahr erschwert.
iTorrent wieder verfügbarFür den Entwickler von iTorrent, dem BitTorrent-Client für iPhone, gab es am 25. Oktober 2025 gute Nachrichten: Sein Entwickler-Account wurde reaktiviert, Version 2.1.0 der App steht als Beta im AltStore zum Download zur Verfügung. Vorangegangen war eine dreimonatige Sperre. Es dauerte einen Monat, bis Apples Review-Team Nachfragen von Entwickler und App-Marktplatz beantwortete und über die Ursache
aufklärte.