Logitech MX Master 4: Praxiserfahrungen und FazitBei einem kurzen Versuch im Ladengeschäft zeigen sich erst mal keine größeren Unterschiede zum Vorgänger. Erst bei längerer Nutzung fallen einige Dinge auf. Und die sind nicht alle positiv.
Die MX Master 3s wiegt nach meiner Messung 142,55 g, die MX 4 hingegen 151,96 g. Das minimal höhere Gewicht von gerade einmal 9,41 g ist erstaunlicherweise deutlich spürbar. Nicht so, dass die Maus dadurch unangenehm schwer wird, aber wer lange mit der 3s gearbeitet hat, merkt es sofort. Und es hat eine Auswirkung auf die Praxis. Doch dafür muss ich etwas ausholen.
Logitech hat sich die Kritik an der gummierten Oberfläche zu Herzen genommen. Die MX 4 hat nur noch an zwei Stellen rutschhemmendes Gummi, nämlich an der Daumentastenfläche und an der rechten Seite, wo in der Regel der Ringfinger die Maus greift, während Zeige- und Mittelfinger auf den Tasten liegen – die übrigens auch bei der MX 4 schön leise sind. Dort, wo die Handfläche ruht, ist jetzt kein Gummi mehr. So sollte sich das sich mit der Zeit unweigerlich ablagernde „Menschenfett“ besser entfernen lassen.
Und werfen Sie mal einen genauen Blick auf die Tasten. Die haben nämlich so etwas wie eine halbtransparente Oberfläche. Ob und welche Auswirkungen die im Dauerbetrieb haben könnte, kann ich noch nicht sagen. Die Funktion der Tasten sowie des unveränderten Mausrades fühlt sich vertraut und angenehm an.
Der Verzicht auf eine komplette Gummierung der Oberfläche in Kombination mit dem etwas höheren Gewicht führt aber zu einem Problem: Die Maus ist nicht mehr ganz so griffig. Insbesondere beim Anheben der Maus, was bei der Arbeit häufig erforderlich ist, um die Maus umzusetzen, wirkt die MX 4 rutschiger. Sie scheint aus der Hand gleiten zu wollen, weshalb man unweigerlich etwas fester zugreift. Doch dann kommt eine andere Änderung im Design ins Spiel:
Die Daumentaste, also der Kontakt, liegt in der 3s unterhalb des Daumens. Zum Auslösen muss der Daumen leicht nach unten gedrückt werden, als wolle man die Hand leicht auf dem Daumen abstützen. Das funktioniert super komfortabel. Bei der MX 4 wird die Daumentaste unabhängig von der Richtung, in die man drückt, ausgelöst. Also nach unten, nach innen, weiter vorne oder weiter hinten. Das hat Logitech bestimmt als Verbesserung eingeführt, aber die Sache hat einen Haken.
Die MX Master 4 neben der Tastatur MX Mechanical Mini for Mac (Test). Greift man die Maus beim Umsetzen fester (auch weil die MX 4 etwas rutschiger als die gummierte 3s ist), drückt man unweigerlich die Maustaste nach innen und löst die eingestellte Funktion aus. Das ist total lästig und bislang konnte ich mich daran nicht gewöhnen. Wie bei der 3s habe ich mir die Daumentaste mit der Tastenkombination cmd-H konfiguriert, um Fenster auszublenden. Ich navigiere damit routiniert und schnell, indem ich mit einem leichten Zucken des Daumens nicht benötigte Fenster aus dem Blick räume. Doch nun löse ich ständig versehentlich beim Umsetzen der Maus die Taste aus und mein Arbeitsfenster verschwindet. Ich bin nicht sicher, ob ich mich daran in absehbarer Zeit gewöhnen kann. Passiert mir das im konzentrierten Arbeitsfluss mehrmals hintereinander, greife ich genervt wieder zur 3s.
Und noch etwas halte ich an der neuen Daumentaste für kritisch. Bei der 3s ist der Bereich um den Daumen komplett gummiert und geschlossen. In der MX 4 ist die Daumenfläche hingegen mit einer umlaufenden Rille versehen, in der sich nach längerer Zeit mit Sicherheit „Menschenfett“ ablagert, was sich bestimmt nicht so leicht reinigen lässt. Jede noch so kleine Kante oder Ritze im Griffbereich ist ein potentieller Schmutzfänger. Ich werde in ein, zwei Jahren berichten, ob meine Befürchtung sich bewahrheitet hat.
So ist das Design der MX 4 in der Summe aller Dinge zwar nach wie vor spitze, und mit der Daumentaste hat Logitech es sicherlich gut gemeint, dass diese nun quasi in alle Richtungen auslösbar ist, aber ich halte das in der Praxis eher für eine Verschlimmbesserung. Die MX 3s ist definitiv griffiger und weniger anfällig für unerwünschte Auslöser der Daumentaste. Diejenigen Nutzer, die mit der Gummierung echte Probleme hatten oder die Maus damit vielleicht auch als zu klebrig empfinden (regelmäßige Reinigung hilft), werden das neue Oberflächen-Design der MX 4 aber sicherlich begrüßen.
In allem anderen Belangen ist die Ergonomie und auch die Präzision unverändert spitze. Auf einige Features, wie die Möglichkeit, bis zu drei Geräte per Bluetooth zu koppeln und per Taste an der Unterseite zu wechseln, oder dass der 8.000-DPI-Sensor der MX 4 wirklich auf allen Oberflächen hervorragende Arbeit leistet, brauche ich hier nicht näher einzugehen. Das sind keine nie gesehenen Features, sondern quasi Logitech Master-Standard.
Zur Akku-Ausdauer kann ich noch nichts Näheres sagen. Der hielt auch mit der 3s schon immer mehrere Monate und dürfte mit der MX 4 nicht schlechter geworden sein. Cool wäre vielleicht die Integration einer drahtlosen Lademöglichkeit per Qi gewesen, aber das hätte mit Sicherheit das Gewicht (und den Preis) zu sehr erhöht und vielleicht lässt sich dass auch nicht so leicht um den Sensor an der Unterseite integrieren. So muss auch weiterhin zum Aufladen ein USB-C-Kabel angeschlossen werden. Nach rund drei Wochen normaler wochentäglicher Arbeit steht der Akku noch auf 90%.
Noch etwas: Logitech verspricht eine verbesserte Konnektivität dank eines neuen Chips und einer optimierten Antennenplatzierung. Bei Bedarf kann die Business-Variante mit USB-Dongle gewählt werden, die insbesondere in überfüllten Büros mit vielen Drahtlosverbindungen mehr Stabilität verspricht und zudem von der IT-Abteilung fernüberprüft werden kann. In meinem Umfeld konnte ich von der verbesserten Verbindungssicherheit nichts spüren und ich hatte auch nicht die Business-Variante mit Dongle zum Test.
Fazit: Noch immer der King – aber mit Schrammen in der KroneDie neue Logitech MX Master 4 bleibt der unangefochtene Spitzenreiter unter den Profi-Mäusen. Ich kenne keine auch nur annähernd so gute Alternative für Working Pros. Die Neuerungen zur MX Master 3s halten sich aber in Grenzen. Der verminderte Einsatz von gummierten Oberflächen dürfte das leidige Problem mit sich ablösenden und vergilbten Oberflächen verringern, aber das hat auch seinen Preis. Die MX 4 ist weniger griffig. Alle anderen ergonomischen Eigenschaften bleiben auf unverändert hohem Niveau.
Als echten Rückschritt oder zumindest extrem gewöhnungsbedürftig empfinde ich die neu gestaltete Daumentaste, die zu leicht unbeabsichtigt ausgelöst werden kann. So wird das, was eigentlich ein Vorteil sein sollte, zu einem Ärgernis. Das muss nicht jeden Nutzer betreffen. Probieren Sie es unbedingt selbst aus.
Mit dem neuen Actions Ring gewinnt die MX 4 enorm an Möglichkeiten. Doch an das Interface muss man sich erst gewöhnen, und ich hoffe, dass Logitech die Erkennbarkeit der Ring-Icons auf verschiedenen Untergründen (auch im Dark Mode) noch deutlich verbessert.
So bleibt die
Logitech MX Master 4 (129,99 Euro UVP) in der Summe aller Dinge die beste Maus der Welt, doch wer den direkten Vorgänger besitzt und keine Probleme mit der Gummierung hat, sollte meine im Text beschriebenen Bedenken unbedingt berücksichtigen. Sonst ist der Umstieg womöglich mit einem kräftigen Dämpfer versehen.
Plus/Minus Logitech MX Master 4+ äußerst präzise Mausführung und angenehm ergonomische Form
+ weniger Gummi im Griffbereich (weniger Verschmutzung, keine Ablösung)
+ umfassend konfigurierbare Tastenfunktionen, auch dank Actions Ring
+ verbesserte Konnektivität versprochen
+ leise Klicks
+ bis zu drei Geräte koppelbar
+ solide Verarbeitung
+ eine zusätzliche Taste, gut erreichbar, frei konfigurierbar
+ USB-C-Schnellladung (1 Minute laden für 3 Stunden)
+ als Mac-Edition in Space Black oder White Silver erhältlich
+ super schnelles Scrollen mit automatisch umschaltenden MagSpeed-Scrollrad
+ neues haptisches Feedback (echter Nutzen muss noch gefunden werden)
– gut gemeinte neue Daumentaste mit Problemen in der Praxis
– mangels Gummierung und wg. etwas höherem Gewicht weniger griffig als 3s