Sollte Netflix Warner übernehmen dürfen: Was passiert mit Ted Lasso und vielen anderen Serien?


Auch wenn in Diskussionen über den Abo-Dienst Apple TV oft die Rede von eigenproduziertem Content ist, handelt es sich bei den Apple Originals zwar um exklusive Inhalte, jedoch um nichts, das Apple in eigenen Studios erschaffen hätte. Derer gibt es nämlich keine, obwohl in der Vergangenheit mehrfach Gerüchte aufgekommen waren, Apple sei an der Übernahme eines namhaften Hollywood-Studios interessiert. Stattdessen findet man auf dem Portal Auftragsproduktionen vor, die meist von bekannten Anbietern gedreht und produziert werden. Ted Lasso, Shrinking und Bad Monkey stammen beispielsweise von Warner Bros – und genau das ließ bei einigen die Alarmglocken schrillen, immerhin will sich Netflix das Unternehmen für über 80 Milliarden Dollar einverleiben (wenngleich Paramount inzwischen sogar 108 Milliarden bieten will).
Was passiert mit den bisherigen WB-Aufträgen?Netflix hat bislang nie Inhalte für konkurrierende Sender oder Streamingplattformen produziert, während Warner Bros. traditionell ein großer Zulieferer für fast alle Anbieter ist – übrigens auch für Netflix. Die Befürchtung lautete, dass sich das ändern könnte und nur noch für die eigene Plattform neue Formate erscheinen. Das größte unabhängige Produktionshaus wäre damit auf einen Schlag vom Markt verschwunden. Kunden wie Apple behielten zwar sämtliche Rechte, die einzelnen Serien ließen sich nach Belieben weiterführen, doch die Gesamtnachfrage würde sich auf eine plötzlich viel kleinere Anbieterseite konzentrieren. Höhere Preise, zu geringe Kapazitäten und damit viele Serien-Einstellungen wären die Folge.
Netflix-CEO schafft KlarheitAllerdings hat Netflix nun klargestellt, dass derlei Szenarien nicht auftreten werden. Das Fernsehstudiogeschäft Warner produziere und lizenziere Inhalte an Dritte. Man selbst sei nie in diesem Geschäft gewesen – doch jetzt eben schon. Die Aussage stammt vom CEO Ted Sarandos, der noch hinzufügt: "Channing (Anm: Chef der TV-Gruppe bei WB) und ihr Team leisten hervorragende Arbeit, und wir wollen, dass sie das weiter tun". Man will also offenkundig nicht auf rein hausinterne Erstellung von Content setzen.
Starke Argumente für den Status Quo – vorerstEin wesentlicher Grund dafür dürfte sein, wie profitabel Warner Bros. arbeitet und man einen gesunden Geschäftsbereich hinzuerhält. Marktbeobachtern zufolge klingen die Aussagen daher glaubwürdig, denn einerseits benötige man den Cashflow nach der teuren Übernahme, andererseits würden Kartellbehörden den Deal ansonsten mit einiger Wahrscheinlichkeit blockieren. Auch längerfristig gesehen dürfte sich daran wenig ändern, immerhin erhalte Netflix ein zweites massives Standbein. Noch weiter in die Zukunft geblickt lasse sich aber nicht ausschließen, dass sich die Strategie wandelt und man externe Kunden nur zweitrangig beliefert – die Branche atmet daher nur halb auf.