

Wer in der Softwareentwicklung tätig ist, weiß normalerweise, dass die "letzte Meile" extrem wichtig ist. Hier geht es darum, sich nach dem eigentlichen Abschluss der Feature-Entwicklung einige Wochen oder Monate auf das Beheben kleinerer Unschönheiten und Bugs zu konzentrieren – oder auch Stellen zu identifizieren, an welchen die Nutzerführung noch nicht passt. Entwickelt man auf einen starren Release-Termin hin, bleibt oft nur unzureichend Raum für diese wichtige Periode der Entwicklung – doch die Zeit ist sehr wichtig, um aus einem akzeptablen oder guten Projekt ein sehr gutes zu machen.
Seit Apple vor vielen Jahren auf einen jährlichen Release-Zyklus bei den Betriebssystemen setzt, scheint die "letzte Meile" wohl oft zu kurz zu kommen. Doch erst einmal das Positive: macOS 26 Tahoe und iPadOS 26 funktionieren grundsätzlich in der Release-Candidate-Version recht verlässlich – große Abstürze wie Kernel Panics oder gar Datenverlust gibt es unserer persönlichen Erfahrung nach nicht. Und auch in Foren- oder Social-Media-Posts findet man derartige Schilderungen sehr selten.
Negativ fällt jedoch an den Systemen die große Anzahl an kleinen Fehlern auf – oftmals an der Benutzeroberfläche. Und diese sind einfach mehr als ärgerlich, da man eigentlich davon ausgehen sollte, dass Apple derartige Mängel bereits bei internen Tests auffallen müssten:
Tahoe: Umschalten Hell-/Dunkel-Modus ein GlücksspielWir (also Synium Software) passen derzeit unsere Apps auf die neuen Systeme an – und testen natürlich bei der Umsetzung viele Aspekte. Hierzu gehört natürlich auch das Testen im Dunkel-Modus – und offenbar hat Apple hier noch mit Problemen zu kämpfen. Schaltet man den Darstellungsmodus um, kommt es oftmals zu Problemen: Einige der neuen Glas-Bereiche passen sich entweder gar nicht oder nach einer Verzögerung von Sekunden oder Minuten an das neu gewählte Erscheinungsbild an:
Tahoe: TV-App zeigt keine Titel mehr anBesitzt man noch eine eigene Film-Bibliothek, welche beispielsweise durch umgewandelte DVDs entstanden ist, erlebt man in macOS 26 Tahoe eine Überraschung: Es werden nur noch Cover eingeblendet – und falls keines vorhanden ist, ein merkwürdig gefülltes Ersatzcover. Offenbar gibt es keine Möglichkeit, dieses Verhalten in macOS Tahoe zu verändern. Was sich die Apple-Entwickler hierbei gedacht haben, bleibt schleierhaft.
iPadOS 26: Fenster bleiben steckeniPadOS 26 bringt endlich einen halbwegs verwendbaren Fenster-Modus mit – doch leider muss man auch hier mit Implementierungsproblemen leben. Ab und an kommt es vor, dass sich beim Vergrößern oder Verkleinern eines Fensters der Inhalt nicht korrekt an die Fenstergröße anpasst. Dies kann man nicht nur bei Dritthersteller-Apps beobachten, sondern auch bei den mitgelieferten Programmen. Der Inhalt wird beim Auftreten des Bugs verzerrt dargestellt – die App läuft zwar normal weiter, aber stark verzogen.
Liquid Glass nicht steuerbarBei der Umsetzung des Liquid-Glass-Effekts gab sich Apple große Mühe und die Bedienelemente passen sich automatisch dem Hintergrund an. Bei der Einführung der weichgezeichneten Bereiche an der Benutzeroberfläche mit iOS 7 und OS X 10.10 Yosemite konnte der Entwickler noch wahlweise selbst bestimmen, wann und wie ein Effekt anzuwenden ist – doch dies ist mit macOS 26, iOS 26 und iPadOS 26 mit Liquid Glass nicht mehr möglich: Hier kann der Programmierer nicht mehr eingreifen, wann und wie sich Nutzerelemente einfärben.
Tahoe: Nachrichten-App ohne AuswahlUm peinliche Nachrichten zu vermeiden, sollte der Nutzer schnell erkennen können, an wen man diese gerade schickt – doch genau das ist bei macOS Tahoe nicht so einfach. Befindet sich die Nachrichten-App im Hintergrund, zeigt diese weder im hellen noch im dunklen Modus an, welcher Chat gerade ausgewählt ist. So kann es schnell mal passieren, dass eine Nachricht an den falschen Empfänger verschickt wird.
Tahoe: Vollbild-Modus mit merkwürdigem DesignIn macOS Tahoe und iPadOS 26 bestehen die allermeisten Fenster aus drei Elementen: Der Werkzeug-/Knopfleiste am oberen Rand, einem Auswahlbereich am linken Rand und dem eigentlichen Inhalt. Offenbar hat Apple aber hier nie den Vollbild-Modus getestet, denn in dieser Standard-Konfiguration mutet die Darstellung der Werkzeugleiste und der Seitenleiste sehr merkwürdig an:
Tahoe: Der verschwundene DesktopDer Desktop ist Bestandteil des Macs seit des allerersten Macintosh 128k – zu dumm, wenn dieser einfach verschwindet: In macOS Tahoe ist auf mehreren Macs zu beobachten, dass Icons auf dem Desktop von Zeit zu Zeit einfach verschwinden. Die Daten sind nicht weg, denn im Finder wird der Schreibtischinhalt weiterhin angezeigt. Ein Neustart schafft vorerst Abhilfe – zumindest, bis der Fehler nach einigen Stunden wieder auftritt.
Xcode 26 sehr absturzfreudigÜber die vielen Vorabversionen von Xcode 26 besserte sich ein Aspekt seit Erscheinen im Juni 2025 ganz und gar nicht: die Stabilität. Auf mehreren Macs mit diversen, sehr unterschiedlichen Projekten stürzt Xcode mehrfach täglich an sehr unterschiedlichen Stellen ab – unter macOS 26 Tahoe wie auch unter macOS 15 Sequoia. Apple erhält natürlich die Absturzberichte seit der ersten Vorabversion und auch in Foren und Communities wird oftmals die mangelhafte Stabilität diskutiert. Es ist mehr als ärgerlich, dass Apple eine derart instabile Software als "Release Candidate" betitelt.
Meinung: Mehr Zeit!Wäre der jetzige Stand von macOS Tahoe und iPadOS 26 die erste, öffentliche Vorabversion und hätte Apple noch 2-4 Monate Zeit, auf die finalen Versionen hinzuarbeiten, wäre alles in Butter. Da wir hier jedoch von Release-Candidate-Versionen sprechen, welche am heutigen Abend für jeden Nutzer freigegeben werden, kann man zu keinem anderen Schluss kommen: Apple hätte mehr Zeit für Feinschliff, Fehlerbehebung und Detailverbesserungen benötigt. Grobe Fehler, welche Endkunden bei der Nutzung beeinträchtigen, gibt es wohl nicht – doch der Qualitätseindruck wird maßgeblich durch die sehr vielen Unschönheiten beeinträchtigt.