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Mac-Praxis: Woher der Finder weiß, womit er eine Datei öffnen soll

In frühen Windows-Versionen war die Art, Dateien zu benennen, ein beliebtes Thema für Spott: Während Macintosh-Nutzer ihren Dokumenten lange Namen geben konnten, welche sogar Leerzeichen enthalten durften, war ein Windows-3.11-Nutzer auf acht Zeichen beschränkt, plus Dateiendung mit meist drei Buchstaben. Am Mac benötigte man keine kryptischen Typenschilder an jeder Datei. Mit der Einführung von Mac OS X gewannen Dateiendungen auch am Mac an Bedeutung. Doch bleiben sie oftmals unsichtbar – und zudem bestimmen sie in den meisten Fällen nur bedingt, welches Programm ein Objekt öffnet. Meistens bleiben Anwender von diesen Details verschont.


Das generelle Prinzip ist recht einfach: Wenn Mac-Programme oder iOS-Apps Daten in Dateiform ablegen, fügen sie dem Dateinamen eine Endung hinzu, welche auf das jeweilige Programm verweist. Beispiel iWork: Pages-Dateien erhalten die Endung „.pages“, Tabellen erkennt man am „.numbers“-Anhang, Keynote-Dateien enden auf „.key“. Der Finder zeigt diese in vielen Fällen nicht an – es erscheint lediglich der individuell gewählte Dateiname. Ein Doppelklick oder das Tastenkürzel +O) öffnet automatisch Pages, Numbers respektive Keynote. Anwender müssen nicht grübeln, was wozu gehört – der Mac macht das.

Alternative Wege
Will man ein anderes Programm verwenden, etwa um eine RTF-Datei mit Pages anstatt TextEdit zu bearbeiten, nutzen Sie das Ablage-Menü. Wenn der Mauszeiger über „Öffnen mit“ schwebt, erscheint rechts daneben die Liste an Programmen, welche das Dokument bedienen können. Wählen Sie Pages aus, um es einmalig mit Apples mächtigem Layout-Programm zu öffnen. Wollen Sie diese Datei fortan immer mit einem anderen Programm öffnen, halten Sie dabei die -Taste gedrückt – dann verwandelt sich der Menübefehl in „Immer öffnen mit“. Dieses Menü erscheint übrigens auch im Kontext-Menü – dieses offenbart sich, wenn Sie einen Sekundärklick (Rechtsklick, -Klick oder Zwei-Finger-Klick) auf eine Datei im Finder ausführen.

Über das Ablage- oder Kontext-Menü bestimmen Sie ein alternatives Programm zum Öffnen der ausgewählten Datei.

Für alle Dateien dieses Typs ändern
Gelegentlich kommt es vor, dass Sie fortan alle Dateien eines Typs mit einem anderen Programm öffnen wollen. Wer etwa Texte in Markdown schreibt, wundert sich vielleicht nach der Installation von Xcode, dass fortan Apples Entwicklungsumgebung sämtliche Dateien mit der Endung „md“ für sich beansprucht. Glücklicherweise gibt es auch dafür einen Weg, und der führt über das Informationen-Fenster des Finders. Wählen Sie die betreffende Datei aus und wählen „Ablage/Informationen“ (Tastenkürzel +I). Im Bereich „Öffnen mit“ wählen Sie den gewünschten Editor, um danach auf „Alle ändern …“ zu klicken. Daraufhin erscheint ein Dialog, in dem Sie Ihre Entscheidung bestätigen müssen. Klicken Sie auf „Fortfahren“, damit Ihr Wunsch in die Tat umgesetzt wird. Danach öffnet jeder Doppelklick auf eine Datei dieses Typs nicht mehr Xcode, sondern das Programm Ihrer Wahl.

Über das Informationen-Fenster bestimmen Sie ein neues Programm als Standard für einen Dateityp.


Im Hintergrund: UTI
Die Dateiendung ist nur ein kleiner Teil, der über den Dateityp bestimmt. Im Hintergrund kommt ein System zum Einsatz, welches als Uniform Type Identifier (UTI) bezeichnet wird. Howard Oakley widmet dem komplexen System einen umfangreichen Blog-Beitrag. macOS erkennt mittlerweile Hunderte unterschiedliche Dokumenttypen, welche zum Teil hierarchisch aufgebaut sind. Eine AppleScript-Datei (Endung scpt) hat etwa die UTI com.apple.applescript.script und entspricht gleichzeitig den UTIs public.script, public.source-code, public.text sowie public.data. Alle Programme, die angeben, diese Typen anzeigen zu können, erscheinen im Untermenü von „Öffnen mit“ im Ablage-Menü.

Komplexes System
Wie kompliziert die Bestimmung des Dateityps ist, offenbart sich zum Beispiel, wenn die Dateiendung fehlt. In diesem Fall kommen weitere Informationen zum Tragen, etwa MIME-Typ, OSType, Pasteboard-Typ oder ein im Dokument definierter UTI. Hat macOS keine weiteren Anhaltspunkte oder kann mit einer Endung nichts anfangen, bekommt die Datei einen einzigartigen (zufälligen) UTI zugewiesen. Für Anwender bleibt das Ganze unsichtbar – Apples Programme zeigen nicht, welche UTIs das System kennt und welchen er einer Datei zugewiesen hat. Oakley hat selbst zwei kostenlose Programme geschrieben, um mehr zu macOS-Dateitypen herauszufinden: UTIutility und Precize.

Dateien unbekannter Herkunft versieht macOS mit einem zufälligen UTI.

Kommentare

macparc
macparc28.10.25 17:41
Eine für die Zuordnung nützliche App resp. Systemeinstellung:

SwiftDefaultApps

0
Perry Goldsmith
Perry Goldsmith28.10.25 17:55
Schade. Die Idee dass immer (ausser temporär) alle gleichartigen Dateien vom gleichen Programm zu öffnen sind, ist in den Köpfen so zementiert, dass auch Get Info (🍏+i) nur noch in dem Kontext erwähnt wird. Aber es ist eben schon so, dass man manche Dateien dauerhaft anders öffnen möchte als andere und nur weil Windows das nicht kann, sollte man es nicht ignorieren.

Es gibt in der Computerei so viele gute Ideen, die von den Big Playern einfach vergessen oder ignoriert werden.
+2
teorema67
teorema6728.10.25 18:25
Mir gefiel das System mit den (für den User nicht sichtbaren) Type und Creator Codes im alten MacOS (bis MacOS 9) viel besser als die komischen Suffixe, egal ob Unix (ab MacOS X) oder Win
„These days the truth is a fleeting thing It depends who you talk to“ (Kathleen Edwards)
+6
t.stark
t.stark28.10.25 19:17
Komplexes System
Wie bei vielen Themen bei macOS. Aus meiner Sicht sollte Apple verschiedenen Thema zugänglicher machen wie z.B. Berechtigungen und sie dann auch auf anderen Plattformen bereitstellen.
0
Marcel Bresink28.10.25 20:33
teorema67
Mir gefiel das System mit den (für den User nicht sichtbaren) Type und Creator Codes im alten MacOS (bis MacOS 9) viel besser als die komischen Suffixe

Lediglich die Creator Codes wurden abgeschafft, weil sie noch aus einer Zeit stammen, als jedes Programm nur seine eigenen Dateien öffnen konnte und sonst niemand. Die Type Codes gibt es aber weiterhin und sie werden von macOS auch verwendet. Es ginge auch völlig ohne Suffixe.

Das wird im Artikel nicht so erwähnt und auch sonst hat man diesmal den Eindruck, dass Oakley nicht alle Zusammenhänge begriffen hat.

Völlig irreführend ist die Erklärung, macOS würde mithilfe von UTIs die Typen von Dateisystemobjekten erkennen, wobei suggeriert wird, die UTIs wären zu jedem Objekt gespeichert. Richtig ist: Die Dateityperkennung findet über den Typcode (OSType), über die Dateinamensendung oder bei Downloads über den MIME-Typ statt. Daraus wird ein UTI als vorübergehendes Ergebnis berechnet, um schnell zu definieren, welche Programme ein Objekt öffnen können. Der UTI ist aber dem Objekt nicht fest zugeordnet und was als Ergebnis herauskommt, hängt auch nicht von macOS ab, sondern von der Gesamtheit aller Programme, die auf einem konkreten Mac gerade vorhanden sind.

Wenn man also (wie als Beispiel im Originalartikel erwähnt) eine Textdatei mit der Namensendung ".swift" speichert, dann hat diese nicht von Vorneherein den UTI "public.swift-source". Nur deshalb, weil Oakley auf seinem Mac Xcode installiert hat und Xcode beim System vorher anmeldet, dass es Dateien mit der Endung ".swift" hierarchisch unter der Bezeichnung "public.swift-source" eingeordnet sehen will, wird sein eigener Mac das so handhaben. Andere Macs mit anderer Programmausstattung könnten das komplett anders machen. Würde man Xcode von diesem Mac löschen, käme ein ganz anderer UTI heraus, ohne dass man an der Datei oder macOS etwas ändert.
t.stark
Aus meiner Sicht sollte Apple verschiedenen Thema zugänglicher machen wie z.B. Berechtigungen und sie dann auch auf anderen Plattformen bereitstellen.

Was ist damit gemeint? Apple hält sich bei den Berechtigungen an die üblichen Normen wie POSIX oder Industriestandards wie "POSIX.1e", die auch von fast allen anderen Plattformen genutzt werden, teilweise seit 40 Jahren.
+13
t.stark
t.stark28.10.25 23:33
Marcel Bresink
Was ist damit gemeint? Apple hält sich bei den Berechtigungen an die üblichen Normen wie POSIX oder Industriestandards wie "POSIX.1e", die auch von fast allen anderen Plattformen genutzt werden, teilweise seit 40 Jahren.
Das ist ein System, dass für Normalsterbliche nicht funktioniert. Gerade wenn man mit APFS auf die Kommandozeile oder Drittanbietertools gezwungen wird.
-4
Marcel Bresink29.10.25 08:36
t.stark
Das ist ein System, dass für Normalsterbliche nicht funktioniert. Gerade wenn man mit APFS auf die Kommandozeile oder Drittanbietertools gezwungen wird.

Es ist immer noch unklar, was gemeint ist. Berechtigungen gibt es für jedes Dateiobjekt und das hat nichts mit APFS zu tun.

Richtig ist allerdings, dass Apple versucht hat, im Info-Panel des Finders nicht die tatsächlichen Rechte anzuzeigen, sondern die Anzeige "für Normalsterbliche" zu vereinfachen. Diese vermeintliche Vereinfachung ist in der Praxis eine Katastrophe, die zu vielen Fehlern führt. Es ist immer schlecht, wenn eine Bedieneroberfläche die Daten absichtlich verfälscht, weil sie den Benutzer für blöd hält.
+4
gfhfkgfhfk30.10.25 10:08
teorema67
Mir gefiel das System mit den (für den User nicht sichtbaren) Type und Creator Codes im alten MacOS (bis MacOS 9) viel besser als die komischen Suffixe, egal ob Unix (ab MacOS X) oder Win
Ich empfand das immer als recht krude, da es ein spezielles Dateisystem erforderte (MFS, HFS bzw. zuletzt HFS+) und die Zuordnung gerade beim Datenaustausch mit Windows bzw. UNIX/Linux gerne falsche Zuordnungen ergab. Ich hatte eine kleine Anwendung auf dem Desktop, so dass man per Drag&Drop die Zuordnungen bearbeiten konnte, da ich es so häufig ändern musste. Denn leider sind Dateiendungen nicht immer eindeutig.

Wenn man Macintosh Dateien auf einem nicht MFS/HFS/HFS+ Medien speichern wollte, musste man sie kodieren. Das erfolgte üblicherweise entweder als Apple Single oder Apple Double. Bei ersterem wurde Datei und Resource Forks in eine Datei kodiert, bei letzterem in zwei.

Da ich früher einen Amiga hatte, kenne ich noch das AmigaOS. Neben der eigentlichen Datei konnte es eine .info Datei geben. Da stand alles was bei Apple in der Resource Fork enthalten war drin. Per Workbench wurden immer beide Dateien kopiert, und zwar vollkommen unabhängig vom Dateisystem. War etwas falsch, konnte man das einfach im Dialog ändern und brauchte keine zusätzliche Software.
+2
teorema67
teorema6730.10.25 18:26
gfhfkgfhfk
... zusätzliche Software.

Da fällt mir ResEdit ein. Ich hatte viel Spaß damit (echt!). Z. B. hab ich mir eine Tastaturressource gebastelt, mit der ich leichter Deutsch und Italienisch gleichzeitig schreiben konnte 🤪
„These days the truth is a fleeting thing It depends who you talk to“ (Kathleen Edwards)
+1
t.stark
t.stark30.10.25 23:19
Berechtigungen gibt es für jedes Dateiobjekt und das hat nichts mit APFS zu tun.
Das Beispiel ist die Funktion "auf unterobjekte anwenden", die für APFS-Volumen sind im Infofenster verfügbar ist.
Diese vermeintliche Vereinfachung ist in der Praxis eine Katastrophe, die zu vielen Fehlern führt. Es ist immer schlecht, wenn eine Bedieneroberfläche die Daten absichtlich verfälscht, weil sie den Benutzer für blöd hält.
Wenn es ein gutes System hat, ist auch ein gutes UI kein Problem. Zu versuchen ein schlechtes System mit einem UI zu retten, ist in der Tat nicht die beste Idee.
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