Kriminalgeschichte: "Wo ist?" überführt iPhone-Diebesring mit Zehntausenden gestohlenen Geräten


Die App "Wo ist" hilft dabei, verlegte AirPods wiederzufinden, fehlgeleitete Gepäckstücke zu orten und einem Bekanntenkreis den aktuellen Aufenthaltsort mitzuteilen. Manchmal unterstützt die Lokalisierungsfunktion in Apple-Hardware aber auch dabei, Verbrechen aufzuklären. Letzteres war der Fall bei einer Razzia der Londoner Metropolitan Police (Met) in 28 Wohnungen. Sie stellte den Höhepunkt einer mehrmonatigen Ermittlung dar, deren Auslöser ein einzelnes gestohlenes iPhone war. Die BBC durfte bei der Razzia zugegen sein und
berichtet ausführlich über die Ermittlungen.
An Weihnachten im Jahr 2024 stahlen Unbekannte das iPhone einer Passantin auf der Oxford Street, einer beliebten Einkaufsmeile. Diese wandte sich sowohl an die Met als auch an die BBC, um von der Erfahrung zu berichten. In diesem Zuge konnte sie ihr iPhone über die Wo-ist-Funktion in einer Lagerhalle in der Nähe des Flughafens lokalisieren. Der Karton, in dem sich das iPhone befand, war für den Versand nach Hongkong vorbereitet und enthielt 894 weitere Smartphones.
Erst Straßenstopp, dann RazziaEine forensische Analyse dieser sowie weiterer Lieferungen führte die Ermittler zu zwei Männern, welche zunächst überwacht und dann auf offener Straße in ihrem Auto festgenommen wurden. Dabei fanden sie Dutzende weitere Smartphones, welche die Verdächtigen in Alufolie gewickelt hatten – offenbar der gezielte Versuch, eine Ortung zu vereiteln. In der vergangenen Woche folgte eine Razzia in 28 Gebäuden, bei der 15 weitere Verdächtige festgenommen wurden.
Zielort ChinaDie gestohlenen Geräte waren allesamt für China bestimmt, wo für ein Smartphone aus westlichen Ländern bis zu 4.000 Pfund (rund 4.600 Euro) gezahlt werden. Anders als den in China verkauften Smartphones fehlt den gestohlenen Geräten die von der Regierung auferlegte Zensurtechnologie, was sie dort deutlich wertvoller mache, erklärte die Londoner Polizei gegenüber Reportern der BBC. Besonders absurd: Herstellungsland eines großen Teils moderner Smartphones ist China. Die nun überführte Gang soll insgesamt für rund 40.000 gestohlene Geräte verantwortlich sein.
Rundum SchuldzuweisungenVon 2020 bis 2024 hat sich die Zahl der auf Londoner Straßen gestohlenen Smartphones nahezu verdreifacht, von 28.000 auf über 80.000. Viele Bestohlene äußerten Kritik an den Strafverfolgungsbehörden: Hinweise zum Aufenthaltsort von gestohlener Ware würden oftmals nicht verfolgt. Die Met selbst verweist darauf, dass sie kaum Ressourcen hat, um allen Anzeigen nachzugehen – die finanziellen Mittel reichten nicht aus, man müsse gerade 2.000 Polizisten entlassen. Der Bürgermeister der Stadt, Sadiq Khan, sieht die Verantwortung bei den Herstellern. Seiner Ansicht nach sei es deren Aufgabe, gestohlene Smartphones unbrauchbar zu machen.
Die gestohlenen Geräte waren in Alufolie gewickelt, offenbar um ein Aufspüren zu verhindern. (Quelle: London Metropolitan Police via
BBC)
Anteil an iPhones unklarWie viele der gestohlenen Geräte von Apple stammen, verrät der Bericht nicht. Apple hat in den vergangenen Jahren viel getan, um iPhones als Diebesgut unattraktiv zu machen. Eine spezielle Lücke schloss das Update auf iOS 17.3 Anfang des Jahres 2024: Mit dem "Schutz für gestohlene Geräte" verhindert das Betriebssystem, dass Diebe bei entsperrten iPhones den Geräte-Code sowie Face ID zurücksetzen und die Ortung ausschalten. Allerdings müssen Nutzer diese
Sicherheitsfunktion erst aktivieren.