Industriespionage: Apple zeigt Ex-Angestellten an


Wer bei Apple arbeitet, muss zu Beginn eine umfangreiche Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen. Hard- und Software-Entwicklung werden zusätzlich verpflichtet, eine Vereinbarung über geistiges Eigentum (Intellectual Property Agreement, IPA) unterzeichnen. Wechselt ein Entwickler den Arbeitgeber, darf er die erlernten Fähigkeiten mitnehmen, aber keine Details zu Produkten und Entwicklungen. Manchmal sind die Grenzen unscharf zwischen den beiden Bereichen. Doch so, wie Apple den Fall eines ehemaligen Sensor-Entwicklers in einer
Klageerhebung beschreibt, plante dieser seinen Wechsel zur Konkurrenz – und sammelte gezielt Informationen, um sie an seinen neuen Arbeitgeber weiterzugeben.
Seit Anfang 2020 arbeitete der Angeklagte als Sensor System Architect im Apple-Watch-Team. Im Juni 2025 verkündete er seinen Kollegen gegenüber, dass er nach China umziehen wollte, um sich um seine Eltern zu kümmern. Tatsächlich begann er, bei der US-Dependance des Rivalen OPPO zu arbeiten. Apple wirft ihm vor, dabei betriebsinterne Informationen gesammelt zu haben – mit dem Ziel, sie an den Wettbewerber weiterzugeben. Dafür haben sie eine Menge an Beweismaterial: Auf seinem Dienst-iPhone sowie dem Arbeits-MacBook fanden sich unzählige Indizien.
Kopierte Dokumente, Meetings mit KollegenOffenbar schöpfte Apple bereits früh Verdacht und inspizierte das Arbeitsgerät des ehemaligen Angestellten. In der Browser-Historie fanden sich verräterische Suchanfragen, etwa „wie man ein MacBook löscht“ und „kann jemand sehen, dass ich eine Datei auf einem gemeinsamen Laufwerk geöffnet habe?“. Offensichtlich konnte jemand – Apple will nachweisen können, dass der Angestellte Dateien auf sein MacBook kopiert und von dort auf einen USB-Stick übertragen hat.
Chat mit zukünftigem ArbeitgeberZudem, erklärt die Anklageschrift, habe der Angestellte mit seinem künftigen Vorgesetzten kommuniziert, dem Vice President of Health bei OPPO. Auf Chinesisch unterrichtete er diesen am 4. Juni, dass er interne Informationen gelesen und Einzelgespräche mit Kollegen bei Apple geführt habe, um möglichst viele Informationen zu sammeln – mit dem Ziel, diese später an OPPO weiterzugeben. Dieser antwortete mit dem OK-Emoji. Offenbar konnte Apple diesen Austausch vom iPhone des Angestellten auslesen.
Überspezifisches Dementi von OPPOOPPO stellt Smartphones, Ohrhörer, Tablets und Smartwatches her – das Produktportfolio entspricht in weiten Teilen dem von Apple. Das aktuelle Modell
Watch X2 ist auch in Deutschland erhältlich und umfasst Sensoren für Puls, Blutsauerstoff und Luftdruck. Mit der Klageschrift konfrontiert, antwortete der Konzern gegenüber Macrumors mit einer Zurückweisung: Man respektiere die Geschäftsgeheimnisse aller Unternehmen, inklusive Apple. Eine interne Untersuchung konnte keine Verbindung zwischen den Vorwürfen und dem Verhalten des Angestellten während seiner Tätigkeit bei OPPO feststellen.