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Hohe Strafen: Hintergründe zu den "Verhandlungen" zwischen Apple und der EU-Kommission

Apples Geschäftspraktiken, Software-Vertrieb nur über den App Store zu erlauben, dort beliebig über Art und Inhalt entscheiden zu dürfen, hohe Gebühren zu verlangen und aus angeblichen Sicherheitsbedenken jegliche sonstige Vertriebsform zu verbieten, ist in mehreren Wirtschaftsräumen als eindeutig wettbewerbswidrig beurteilt worden. Als marktbeherrschendes Unternehmen mit extremem Einfluss auf die gesamte Branche ist das Duopol aus Apple und Google daher unter starkem Beschuss. Gerade erst musste Apple in den USA eine schwere Niederlage einstecken und darf weder Verweise auf Angebote außerhalb des App Stores (z.B. "Spotify kann man auf der Herstellerseite abonnieren") verbieten, noch für dadurch entstehende Käufe hohe Provision verlangen. Selbst der Kauf von Android-Software wäre unter diesen Vorgaben plötzlich provisionspflichtig geworden.


"EU-Komission ist kein Rechtsberater"
Ein Artikel von Politico wirft nun einen Blick darauf, was in der EU hinter den Kulissen passierte. Auch wenn die USA einem ähnlichen regulatorischen Weg wie die EU folgen, war man mit Einschränkungen für die Tech-Riesen schneller. Laut Politico habe es im vergangenen Jahr von Apple Angebote gegeben, wie man sich zukünftig an die geltende Gesetzgebung halten wolle. Eines sei gewesen, kein Kommunikationsverbot gegenüber Entwicklern mehr durchzusetzen. Allerdings habe die EU-Kommission hier eindeutig klargemacht, dass man keine Bewertung für Apple vornehmen wolle. Es sei alleinige Aufgabe und Verantwortung der Hersteller, den Bedingungen zu entsprechen – die Kommission wollte nicht als externer Berater fungieren.

Regeln einhalten – oder eben nicht
Laut Sprecherin Lea Zuber waren Apples Vorschläge aber nicht ansatzweise das, was der Digital Market Act vorschreibt. Man bewerte die "Gatekeeper" nicht nach theoretischen Erwägungen, was sie tun könnten – sondern wie sie sich tatsächlich verhalten. Nachdem Apple den Kurs fuhr, minimalen Kooperationswillen zu zeigen, mündete dies in die jüngst verhängte Strafe in Höhe von 500 Millionen Dollar. Dass es auch anders gegangen wäre, zeigen die Beispiele "Standard-Apps" und "Zugriff auf den NFC-Chip". Dort ließ die EU weitere mögliche Strafen fallen, denn Apple bietet inzwischen innerhalb der EU die Option, für eine Vielzahl an Anwendungen Alternativen einstellen zu können (u.A. bevorzugte Navigations-App, Übersetzungstool, etc.).

Kritik von Apple: Plötzlich immer neue Vorgaben
Apple stellt die Auseinandersetzung so dar, als habe man stets alle Forderungen erfüllt, nur um dann plötzlich vor neuen Regeln zu stehen. "Hunderttausende Entwicklungsstunden" seien angeblich in EU-konforme Änderungen geflossen – wenngleich Kritiker oft anführen, ein beachtlicher Teil des Aufwands habe darin bestanden, die neuen Freiheiten so unattraktiv und praxisfern wie nur irgendwie möglich zu gestalten.

"Kein Dialog!" – doch das war so auch nicht vorgesehen
Zwar muss Meta ebenfalls 200 Millionen Euro entrichten, die Summe ist aber deswegen deutlich unterhalb der Apple-Strafe angesiedelt, da Meta alle geforderten Anpassungen im vergangenen November umsetzte. Apple hingegen habe die Entscheidung getroffen, abzuwarten und erst einmal wenig zu tun. Politico lässt einen Rechtsberater Apples zu Wort kommen, welcher kritisiert, die "Diskussionen" mit der Kommission seien nie solche gewesen, ein dialog-basiertes Instrument stand nicht zur Verfügung. Dem steht allerdings die bereits erwähnte Auffassung der Kommission entgegen, dass es bei eindeutigen rechtlichen Rahmenbedingungen eben keinen Dialog gebe, sondern Umsetzung – oder eben nicht.

Kommentare

Frank Drebin
Frank Drebin09.05.25 08:41
Ich finde dieses "Gatekeeper"-Getue von der EU ist wirklich lächerlich. Die haben Jahrelang Microsoft und Co. zu dem gemacht was sie sind. Nun wird aber Apple die ganze Zeit angegangen? Wieso nimmt man sich nicht Meta richtig vor? Oder X? Die sind das große Übel? Apple muss man nicht kaufen. Ich muss nicht von der EU vor Apple gerettet werden. Eher vor den anderen die mich ausspionieren oder mir die ganze Zeit Falschinfos und Propaganda vorschieben.
-20
xcomma09.05.25 08:48
MTN
jüngst verhängte Strafe in Höhe von 500 Millionen Dollar
Apple kann sich noch glücklich schätzen nur mit diesem "kleinen" Betrag erstmal davonzukommen. Die EU kann normalerweise bis zu 10% des weltweiten Jahresumsatz als Strafe verhängen. Hier ist sie noch mit Samthandschuhen herangegangen mit nur 0.1% .
+12
Moranai
Moranai09.05.25 08:49
Frank Drebin
Ich finde dieses "Gatekeeper"-Getue von der EU ist wirklich lächerlich. Die haben Jahrelang Microsoft und Co. zu dem gemacht was sie sind. Nun wird aber Apple die ganze Zeit angegangen? Wieso nimmt man sich nicht Meta richtig vor? Oder X? Die sind das große Übel? Apple muss man nicht kaufen. Ich muss nicht von der EU vor Apple gerettet werden. Eher vor den anderen die mich ausspionieren oder mir die ganze Zeit Falschinfos und Propaganda vorschieben.

Der Artikel sagt ja, dass Meta die Vorgaben umgesetzt hat. Nur Apple eben nicht. Microsoft hat den Kampf ja auch schon vor Jahren durchlaufen, als es eine freie Browserwahl implementieren musste. Und wenn Microsoft so weiter wie bisher mit seinem Copilot agiert, dürfte da in Zukunft auch etwas auf Microsoft zukommen. Wenn Apple die Vorgaben direkt umgesetzt hätte und vor allem nutzerfreundlich, wären sie wie Meta mit einer sehr geringen Strafe davon gekommen. Aber der Artikel beschreibt ja sehr gut, warum Apple eine solche Strafe zu zahlen hat. Zudem sollte wirklich jedem Apple User klar sein, dass die Umsetzung mehr als nur mangelhaft seitens Apple ist und dass dieser Zwang und die Willkür Apples beim Zulassen von Apps sehr schlecht ist. Der Appstore ist unglaublich schlecht geworden und Apples Argumente warum man keine Öffnung möchte ist lachhaft ohne ende.
+20
Mendel Kucharzeck
Mendel Kucharzeck09.05.25 09:05
Frank Drebin
Du darfst die Marktmacht von Apple (und auch Google mit Android) nicht verkennen: Apple hat auf iOS die Daumenschrauben bei Anbietern erheblich enger angelegt als es Microsoft je tat. Da Google und Apple ein Duopol bilden (und ähnliche Konditionen/Prozesse haben) und das Smartphone derart omnipräsent in der Gesellschaft ist, ist auch der Schaden durch derartige Marktstrukturen immens.

Du, Ich und alle anderen sind bei solchen Geschichten die Leidtragenden. Du, da du die "Apple Tax" mitfinanzierst und weniger Apps im Store wiederfindest/Konkurrenz zu Apple-Apps unterbunden wird – Ich, weil meine Firma die "Apple Tax" zahlt und wir komplett Apples "Gesetzgebung" ausgeliefert sind, völlig ohne Mitsprache und Kontrolle.

Nicht falsch verstehen, ich mag Apple sehr gerne, doch bezüglich des App Stores haben sich Strukturen etabliert, welche wegen der gesellschaftlichen "Durchseuchung" des Smartphones einen freien Markt gefährden.
+20
aMacUser
aMacUser09.05.25 09:45
MTN
Dem steht allerdings die bereits erwähnte Auffassung der Kommission entgegen, dass es bei eindeutigen rechtlichen Rahmenbedingungen eben keinen Dialog gebe, sondern Umsetzung – oder eben nicht.
Apple hat sich vermutlich gedacht, dass es in der EU ähnlich zugeht, wie in den USA. Mal ein kleines Schwätzchen mit dem Präsidenten, und dann setzt der einen Erlass auf, der andere Gesetze und Erlasse so verbiegt, dass es für Apple schon passt. Da bin ich ehrlich gesagt froh, dass die EU hier eher "stur" unterwegs ist, und es keine Willkür eines Präsidenten gibt (und da ist nicht allein Trump so drauf).
+16
Deppomat09.05.25 10:25
Ja, witzig. Die denken in ‚Deals‘ wie Trump. Ganz schön korrupte Vorstellung von der Welt.
+5
JanoschR
JanoschR09.05.25 12:11
Mendel Kucharzeck
Frank Drebin
Du darfst die Marktmacht von Apple (und auch Google mit Android) nicht verkennen: Apple hat auf iOS die Daumenschrauben bei Anbietern erheblich enger angelegt als es Microsoft je tat. Da Google und Apple ein Duopol bilden (und ähnliche Konditionen/Prozesse haben) und das Smartphone derart omnipräsent in der Gesellschaft ist, ist auch der Schaden durch derartige Marktstrukturen immens.

Du, Ich und alle anderen sind bei solchen Geschichten die Leidtragenden. Du, da du die "Apple Tax" mitfinanzierst und weniger Apps im Store wiederfindest/Konkurrenz zu Apple-Apps unterbunden wird – Ich, weil meine Firma die "Apple Tax" zahlt und wir komplett Apples "Gesetzgebung" ausgeliefert sind, völlig ohne Mitsprache und Kontrolle.

Nicht falsch verstehen, ich mag Apple sehr gerne, doch bezüglich des App Stores haben sich Strukturen etabliert, welche wegen der gesellschaftlichen "Durchseuchung" des Smartphones einen freien Markt gefährden.

Alles was du sagst stimmt. Aber der DMA löst das Problem überhaupt nicht und eröffnet 10 Nebenkriegsschauplätze. Für mich als Entwickler und als Nutzer hat sich fast nichts geändert.
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Mendel Kucharzeck
Mendel Kucharzeck09.05.25 13:26
JanoschR
Alles was du sagst stimmt. Aber der DMA löst das Problem überhaupt nicht und eröffnet 10 Nebenkriegsschauplätze. Für mich als Entwickler und als Nutzer hat sich fast nichts geändert.

DMA löst die Probleme noch nicht, ist aber ein Schritt in die richtige Richtung. Ich gehe stark davon aus, dass alternative App Stores in Zukunft auch in anderen Ländern zur Verfügung stehen müssen – und dass diese dann auch mehr genutzt werden. Momentan gibts die nur in der EU und nur wenige Hersteller bieten ihre Apps dort an, weil es eben nur lokal ist.
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JanoschR
JanoschR09.05.25 17:16
Mendel Kucharzeck
JanoschR
Alles was du sagst stimmt. Aber der DMA löst das Problem überhaupt nicht und eröffnet 10 Nebenkriegsschauplätze. Für mich als Entwickler und als Nutzer hat sich fast nichts geändert.

DMA löst die Probleme noch nicht, ist aber ein Schritt in die richtige Richtung. Ich gehe stark davon aus, dass alternative App Stores in Zukunft auch in anderen Ländern zur Verfügung stehen müssen – und dass diese dann auch mehr genutzt werden. Momentan gibts die nur in der EU und nur wenige Hersteller bieten ihre Apps dort an, weil es eben nur lokal ist.

Dein Wort in Gottes Ohren
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Unwindprotect12.05.25 09:51
Mendel Kucharzeck
JanoschR
Alles was du sagst stimmt. Aber der DMA löst das Problem überhaupt nicht und eröffnet 10 Nebenkriegsschauplätze. Für mich als Entwickler und als Nutzer hat sich fast nichts geändert.

DMA löst die Probleme noch nicht, ist aber ein Schritt in die richtige Richtung. Ich gehe stark davon aus, dass alternative App Stores in Zukunft auch in anderen Ländern zur Verfügung stehen müssen – und dass diese dann auch mehr genutzt werden. Momentan gibts die nur in der EU und nur wenige Hersteller bieten ihre Apps dort an, weil es eben nur lokal ist.

Für Entwickler ist es erstmal natürlich toll : Wenn das einfach so kommt wie erträumt steigen die Einnahmen um 30% und man hat nicht mehr diesen nervigen Kram mit der App-Prüfung... kann mehr oder weniger sofort neue Apps einstellen... und ich meine das in keiner Weise negativ!

Als Kunde finde _ich_ die Idee allerdings bescheuert, dass ich mich in Zukunft für jede 2. App mit mehreren AppStores rumzuschlagen muss, die ich erst wieder extra finden und installieren muss, deren spezifische Regeln ich recherchieren muss und wo ich aufpassen muss dass nicht am Ende doch irgendwo eine Klausel untergebracht wird die mir schadet. Es wird oft so getan als ob die ganzen Apple-Gegner ja nur das Wohl der Kunden im Sinn haben - ich bin aber alt genug um mich noch gut zu erinnern was im Handy-App- und Klingelton-Markt insbesondere früher alles für Abzock-Dinger abgezogen wurden. Auch im allgemeinen Softwaremarkt war (und ist) der Wildwuchs an Zahlungsmodalitäten und Lizenzregeln oft bewusst undurchsichtig und mit "Abofallen" durchsetzt.

Ich bin mir sicher, das anwesende nichts derartiges im Sinn haben - aber die Erfahrung zeigt eben, dass es immer genug schwarze Schafe gibt. Man kann _zurecht_ sehr viel über den AppStore und Apples Kontrolle darüber schimpfen... aber zumindest wurde darin dieser Wildwuchs ein wenig eingedämmt.

Und wer jetzt kommt mit "das regelt der Markt": NEIN das tut er nicht. Denn solche Abzockmodelle sind nunmal lukrativ und wenn es keine Kontrolle dagegen gibt, dann wird das gemacht. Der "Markt" fördert so etwas ganz natürlich. EU-Regulierung dafür ist auch zu behäbig dafür.
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