Gurman: Apple muss wohl reagieren, sonst nimmt der App Store schwerste Schäden


Wie schon oft erwähnt: Apples einträglichsten beiden Produkte sind einerseits jene rund 20 bis 25 Milliarden Dollar, welche Google für die Einbindung der Suchmaschine in Safari bezahlt, sowie weitere 20 Milliarden Dollar, die man über Provisionen von Entwicklern kassiert. Ersteres bedeutet für Apple weitgehend null Aufwand, letzteres zumindest außerordentlich überschaubaren Einsatz. Man ist mit seinen Apps nicht deswegen im App Store vertreten, da Apple ein gutes Angebot für Entwickler macht, sondern weil das Unternehmen dazu zwingt.
Dabei ist vor allem der Zustand von Apples Entwicklerportal schlicht beklagenswert. Seit vielen Jahren teils schwere Fehler (seit macOS 15.3 funktioniert zudem TestFlight außerhalb der USA nicht mehr richtig, Apple arbeitet intern daher noch mit macOS 15.2!), schlechte und oft wenig vorhersehbare Bedienbarkeit, wenig aussagekräftige Statistiken – viele Entwickler buchen externe kostenpflichtige Dienste wie beispielsweise AppFigures, um Letzteres zu übernehmen und Apples Job zu machen. "Wofür bezahle ich eigentlich Hunderttausende pro Jahr an Apple?" ist eine häufige Frage in Entwicklerforen – zumal es inzwischen fast unmöglich ist, mit einer iOS-App im Store sichtbar zu sein. Was nicht auf teure Abos oder wiederholte In-App-Käufe setzt, wird ohnehin nur in allerseltensten Fällen von Apple beworben.
Apple muss reagieren, nachdem man gerichtlich unterliegtWenn Apple der eine große Hebel genommen wird, alle Apps im offiziellen App Store zu halten, so bedeutet das potenzielle Milliardenverluste. Der Großteil des Umsatzes kommt von wenigen, sehr großen Anbietern – und diese haben es nicht schwer, eigene Zahlungssysteme zu verwenden oder auf einen der etablierten Händler wie Stripe, Paddle, xsolla oder andere zu setzen. Mark Gurman schildert in einem Artikel auf
Bloomberg, dass Apple wohl nun zu weiteren Schritten gezwungen ist. Natürlich versucht das Unternehmen jeden erdenklichen Winkelzug, um den bequemen Geldfluss nicht abreißen zu lassen, doch ist man angesichts der weltweit recht eindeutigen Auffassung hinsichtlich Wettbewerbsrecht wohl zu Anpassungen gezwungen.
Bessere Funktionen – oder günstigere GebührenIntern diskutiere Apple zwei mögliche Ansätze. Man könnte noch stärker auf Datenschutz und Sicherheit sowie bessere Unterstützung von Entwicklern setzen, um diese bei aktuellen Konditionen vom App Store zu überzeugen. Andererseits erwäge Apple jedoch auch, die hohen Gebühren von 30 Prozent zu senken. Marktübliche Konditionen außerhalb einer Verkaufsplattform wie App Store, Steam oder Google Play sind rund fünf Prozent, inklusive Hosting ist man nie bei mehr als sieben bis zehn Prozent. Apple wird sicherlich keine Dumpingpreise bieten, denn die Integration des App Stores ins System sowie einfache Verwendung für Nutzer stellt durchaus einen Mehrwert dar.
Attraktivere Konditionen, um Entwickler zu haltenDennoch dürfte Apple wohl kaum an günstigeren Preisen vorbeikommen, will man keine Massenabwanderung der großen Hersteller beobachten. Selbst wenn diese aber allesamt auf eigene Systeme setzen: Zumindest kleinere und mittlere Software-Hersteller dürften bei halbwegs marktüblichen Konditionen aber kaum darüber nachdenken, eine alternative Plattform einzubinden. Google bietet beispielsweise grundsätzlich halbierte Provision auf die erste Million Umsatz an – wohingegen es bei Apple ein komplexes Verfahren ist, sich für "Small Business" zu registrieren und darin zu bleiben. Der identische Umsatz kann im App Store nämlich bedeuten, in einem Jahr Small Business, dann aber für mindestens ein Jahr wieder im 30-Prozent-Segment zu sein.
Weltweit einheitlich – oder immer unübersichtlicherer Flickenteppich?Es bleibt zu hoffen, dass Apple endlich wieder eine weltweit einheitliche Lösung schafft, welche tatsächlich auf Datenschutz und Sicherheit setzt, anstatt diese Argumente für eigene Geschäftsinteressen zu missbrauchen. Mit einem System, das für alle Seiten interessanter ist, gewinnen am Ende auch alle Nutzer. Leider sieht es zum aktuellen Zeitpunkt jedoch weiterhin so aus, als sei die Höhe der "Apple Tax" das wichtigste Unternehmensziel, für welches man alles aufs Spiel setzt – und selbst dann, wenn man dafür einen Flickenteppich und unterschiedliche Bedingungen in jedem einzelnen Wirtschaftsraum schaffen muss.