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Fotografie-Experte erklärt stärkere Glättung von Apples neuem Kamerasystem

Fachmann Sebastiaan de With, Entwickler der manuellen Fotografie-App "Halide", hat das Kamerasystem der Xs-Serie einer gründlichen Prüfung unterzogen. In seinem umfassenden Bericht gibt er einen Überblick über computergestützte Fotografie und erklärt die eingesetzten Techniken in den neuen iPhone-Modellen en detail. Er kommt zum Schluss, dass es kein "Beautygate" gibt, sondern die Xs-iPhones nur anders Fotos schießen.

Hardware contra Software
De With hatte schon zuvor einen langen Text über die Hardware-Veränderungen geschrieben, in der unter anderem auf veränderte Brennweite, ISO-Spanne und den größeren Sensor eingeht. Es beginnt seine neue Betrachtung jedoch damit, dass die stärksten Veränderungen des Systems auf der Software-Seite liegen: "Die größte Veränderung ist die Abhängigkeit von computergestützter Fotografie."


Gegen die Gesetze der Physik
Computergestützte Fotografie definiert de With als den Prozess, physikalische Gesetze zu umgehen, indem man leistungsstarke Chips unterschiedliche Aufnahmen machen und über Algorithmen die besten zusammenfügen lässt. Ein iPhone Xs funktioniere genau so: Es knipse noch bevor der Nutzer den Auslöseknopf gedrückt hat, eine Menge unter- und überbelichteter, schneller und langsamerer Aufnahmen und verschmelze die besten Teile zu einem Foto. Das mache das System so leistungfähig bei gemischtem Licht oder starkem Kontrast.

Glättung: Es gibt keinen Beauty-Filter
Mit der stärkeren Ausrichtung auf Algorithmen führe Apple auch einen ganz neuen Look ein, den kein iPhone zuvor gehabt habe. Es gäbe aber keinen Softfilter fürs Gesicht. Der Effekt käme durch andere bildverbessernde Mechanismen zustande. Zum einen reduziere das Xs Rauschen besser und aggressiver durch die optimierte Zusammenführung von Belichtungen. Zum anderen reduzierten zusammengefasste Aufnahmen die Schärfe, weil sie Hell-Dunkel-Kontraste beseitigten.


Bei schwachem Licht sieht man die Glättung durch die Rauschunterdrückung deutlich, während sie bei Tageslicht schwächer ausfällt. Quelle: halide.cam

Kontrast contra Schärfe
Schließlich funktioniere Schärfe nicht wie in CSI-Folgen, wo ein Detektiv "verbessern" aufruft und schwups sei das Detail scharf. Man kann keine Details hinzufügen, die bereits verloren gegangen sind. Aber das Gehirn lässt sich täuschen, in dem man kleine kontrastreiche Bereiche addiert. Wer in der Nähe einer kontrastreichen Kontur den hellen Bereich etwas heller und den dunklen etwa dunkler mache, erreiche eine subjektiv höhere Schärfe. Allerdings führt das iPhone Xs Belichtungen zusammen und reduziert so die Helligkeit der hellen Bereiche und die Dunkelheit der Schatten. Das Detail bleibt zwar enthalten, aber durch den niedrigeren lokalen Kontrast wirkt es weniger scharf. Dadurch etwa erscheint die Haut glatter – es fehlen die starken Kontraste. Zudem kommt noch der Effekt der Rauschreduzierung hinzu.

Licht und Rauschen
Grobe Texturen und alle dunklen Bereiche wirken mit der neuen Methode glatter als je zuvor. Das liegt an der aggressiveren Rauschreduzierung im iPhone Xs. Das Xs bevorzugt im Gegensatz zum Vorgänger kürzere Verschlusszeiten und höhere "Film"-Empfindlichkeiten (ISO). Damit tritt weniger Licht durch die Linse und das Rauschen nimmt zu. Der Mini-Sensor der Front-Kamera nimmt dank seiner Größe noch weniger Licht auf, was wiederrum zu noch mehr Rauschen führt. Daher verwendet das Xs-System eine stärkere Rauschreduzierung, was wiederum in geglätterten Aufnahmen mit weniger lokalen Kontrasten mündet. In den RAW-Aufnahmen des Xs sieht man das verstärkte Rauschen in Relation zum iPhone X deutlich, da in diesem Modus keine Rauschminderung stattfindet.

Es gibt keine Gesichtsglättung
Den Kompromiss sieht man bei Selfies mit gemischter oder starker Beleuchtung: Sie wirken einfach besser – wenn auch nur ein bisschen, wenn es um die Glättung geht. Die beschränkt sich jedoch nicht nur auf Gesichter, wie fälschlich angenommen. De With hat Bilder von unterschiedlichen Materialen und Gesichtern gemacht und festgestellt, dass der Grad der Glättung immer derselbe war. Er geht davon aus, dass Apple den Prozess noch etwas nachjustieren wird, um ein ausgewogeneres Bild zwischen Glättung und Kontrast zu erreichen. Die Kamera des Xs sei dennoch besser und zwar für alle Anwender. Gelegenheitsfotografen erhielten bessere Fotos bei schwierigen Bedingungen, Pro-Nutzer könnten den verlorenen Kontrast mit wenigen Schritten wieder herstellen. Das Gegenteil sei unmöglich: Beim kontrastreichen Bild sei das Detail schon unwiederbringlich verloren gegangen.


Die oberen RAW-Aufnahmen des iPhone X besitzen offensichtlich weniger Rauschen als die Aufnahmen des Xs (unten). Quelle: halide.cam

RAW und Smart-HDR
De With vermutet, dass auch die RAW-Aufnahme des iPhone Xs (Max) diesselben Aufnahmevorlieben hat wie beim Smart HDR. Im Ergebnis sehen die RAW-Bilder des iPhone X besser aus, da die Belichtung niedriger und die Details unbeschnittener ausfallen. Wer also sein iPhone Xs für RAW-Aufnahmen in hoher Qualität nutzen möchte, dem rät der Fotoexperte manuelle Aufnahmen und gezielte Unterbelichtung. Da kommt De Withs Eigenentwicklung "Smart RAW" ins Spiel, die in seiner App Halide integriert ist. In seinem Blog geht De With anschließend detailliert auf die Vorteile von Smart Raw in Zusammenarbeit mit dem iPhone Xs (Max) ein.

Kommentare

alephnull
alephnull02.10.18 18:16
Mit anderen Worten: Apple hält die Bildverarbeitung durch das menschliche Gehirn für unvollkommen. Da musste schleunigst mit den Foto-Algorithmen nachgebessert werden. Heraus kommt eine Verschlimmbesserung, die zeigt, dass wir „oben im Stüble“ mit Kontrast und Schärfe nicht ganz richtig umzugehen wissen.
-8
barabas02.10.18 18:30
Ganz egal was der Herr sich da so zusammenreimt, als Fotograf möchte ich selber Einfluss darauf haben wie ich mein Bild optimiere, alles andere ist Quatsch.
Automatiken ja, aber wenn der User das wünscht dann bitte abschalt-, oder einstellbar...
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Tekl02.10.18 18:57
barabas
Ganz egal was der Herr sich da so zusammenreimt, als Fotograf möchte ich selber Einfluss darauf haben wie ich mein Bild optimiere, alles andere ist Quatsch.
Automatiken ja, aber wenn der User das wünscht dann bitte abschalt-, oder einstellbar...
Als Fotograf nutzt man auch eine vernünftige Kamera. Smartphones optimieren schon länger herum und RAW bedeutet nie unverarbeitet.
+9
mac_heibu02.10.18 18:58
„… als Fotograf“ fotografierst du natürlich mit dem iPhone, barabas, klar. Ich habe mal irgendwo gehört, dass die meisten der iPhone-Nutzer keine Fotografen sind, aber – zugegeben – da könnte ich mich irren.
Wie hätte es der Herr denn gerne bei Dämmerlicht? Mehr Bildrauschen oder Detailglättung? Beides zusammen gibts nicht – nicht mal für Fotografen. Und was ist nun „realistischer“. Und: Ist „Realismus“ eigentlich eine sinnvolle Kategorie, wenn man über Fotografie spricht. Aber das wäre ein anderes Thema …
+6
barabas02.10.18 19:48
Als Fotograf fotografiere ich grundsätzlich mit dem Equipment welches mir Sinnvoll erscheint und / oder welches ich gerade zur Hand habe. Es gibt mittlerweile genügend Beispiele das diesbezüglich in den letzten Jahren ein gewaltiger Fortschritt auch oder gerade bei den Smartphones stattfand und diese nicht von ungefähr der klassischen Kompaktkamera mittlerweile den Rang abgelaufen haben.
Aber trotz diesem Fortschritts brauche ICH hier sicherlich keinen Hersteller der mir das Denken bezüglich meiner Bearbeitung abnimmt, dazu stehen mir Mittel zur Verfügung die (noch) keine Kamerasoftware ersetzen kann. Aber das ist ein anderes Thema....
-1
Alexhibition02.10.18 22:03
Es gibt hier anscheinend immer noch "Foren-Fotografen", die meinen, ein "echter" Fotograf schießt nur mit einer "echten" Kamera.

Eure DSLR/Mirrorless ist nur eine Variante von vielen Kamera Systemen. Kennt ihr diese Kamera Obscura, die so groß ist, wie ein Zimmer?

Wenn ich als Fotograf beschließe, lieber mit einem Handy zu fotografieren, weil es auch Spaß macht alles aus einem technisch teils beschränktem, teils überlegeneren System, herauszuholen, dann habt ihr nicht darüber zu urteilen.
Das iPhone mag zwar schlechtere Bildqualität abliefern als eine DSLR vor über 15 Jahren aber in der Bedienbarkeit und in Verbindung mit geilen Apps, wie Snappseed ist es jeder anderen Kamera überlegen. Mit einem Handy bin ich eher die Möglichkeit spontane Fotoexperimente zu wagen.

Und da will ich wenn möglich, so wenig Eingriff durch Beautysoftware haben und diese Funktionen auch abschalten können. Ich benutze auch Halide und bin froh, Raw schießen zu können. Wenn man es als Widget aktiviert, kann man es auch fast so schnell, wie die Standard Kamera aktivieren.

Mal abgesehen von Fotos. Keine Kamera kann von Haus aus so gut Videos stabilisieren, wie das iPhone, sonst hätte ich definitiv ein günstigeres Android gekauft.
Durchs Filmen mit dem iPhone kann man viel schneller lernen, worauf es beim Filmen ankommt als wenn man ersteinmal den echten Gymbal einstellen muss, denn dann aufgrund des hohen Gewichtes in Verbindung mit einer großen Kamera sowieso nie spontan mitgenommen wird.
+3
uni.solo02.10.18 22:04
barabas
Aber trotz diesem Fortschritts brauche ICH hier sicherlich keinen Hersteller der mir das Denken bezüglich meiner Bearbeitung abnimmt, dazu stehen mir Mittel zur Verfügung die (noch) keine Kamerasoftware ersetzen kann. Aber das ist ein anderes Thema....

Nun ist aber jeder Hersteller frei, das zu implementieren was er möchte. Wenn es nicht gefällt nicht kaufen. Es laufen genügen Amateure herum die einfach nur subjektiv gute Fotos machen wollen und gar nicht verstehen möchten wie und warum das geht. Es wird aber sicher den einen oder anderen Künstler geben, der genau mit den Eigenschaften dieser Kamera einzigartige Fotos machen wird, Kreativität kennt keine Dogmen...
+5
uni.solo02.10.18 22:13
Alexhibition Richtig, nur hat barabas gegenüber dem Autor des Artikel herablassend reagiert, wer im Glashaus sitzt.... Niemand ist gezwungen mit einem Xs zu fotografieren, wenn die KI seiner Meinung nach überflüssig und nicht abschaltbar ist.
0
alephnull
alephnull02.10.18 22:22
mac_heibu
„… Ist „Realismus“ eigentlich eine sinnvolle Kategorie, wenn man über Fotografie spricht.

Unbedingt!
-3
barabas02.10.18 22:34
uni.solo
Nun ist aber jeder Hersteller frei, das zu implementieren was er möchte. Wenn es nicht gefällt nicht kaufen.

Typisches Totschlagargument wenn es um Kritik geht die einem selbst nicht passt.

1. Was ich Kaufe oder nicht bleibt ganz alleine mir überlassen, was aber nicht heißt das ich das eine oder andere Detail nicht dennoch kritisch sehe. Ich gehöre nun mal nicht zu der "Apple ist immer toll und Unfehlbar" Fraktion.
2. Wenn ich etwas kritisiere dann ist es zunächst einmal mein persönlicher Standpunkt, den ich nebenbei in diesem Fall auch mit vielen anderen im Netz teile.
3. Ich habe mich nicht gegenüber dem Autor persönlich, sondern rein in der Sache geäussert und wenn ich etwas Scheixxe finde dann benenne ich das auch so, Punkt.
+4
dsTny02.10.18 22:45
Ihr vergesst dabei, dass die Apple Kamera App für Consumer gedacht sind. In der Regel sind das eben Leute, die keinen Schimmer von Fotografien haben (wie zum Beispiel ich) und einfach nur ein Foto knipsen wollen. Ich habe keine Lust, umständlich irgendwelche Einstellungen zu setzen oder zu ändern, deren Auswirkung ich vermutlich eh nicht verstehe. Es soll einfach öffnen und knipsen, das reicht. Ich vermute, dass das vielen anderen ebenfalls so geht.
Für professionelle gibt es Apps, die sich an eben jenen orientieren und abzielen - auch wenn ich zustimme, dass Apple durchaus fähig sein könnte, ebenfalls eine App (oder einen "erweiterter Modus" in den Einstellungen) bereit zu stellen.
+7
barabas02.10.18 22:58
dsTny
Ihr vergesst dabei, dass die Apple Kamera App für Consumer gedacht sind. In der Regel sind das eben Leute, die keinen Schimmer von Fotografien haben (wie zum Beispiel ich) und einfach nur ein Foto knipsen wollen.
Für professionelle gibt es Apps, die sich an eben jenen orientieren und abzielen - auch wenn ich zustimme, dass Apple durchaus fähig sein könnte, ebenfalls eine App (oder einen "erweiterter Modus" in den Einstellungen) bereit zu stellen.

Das ist ja auch Ok, aber es gibt halt auch Fotografen die zeigen das in den Kameras der neueren Smartphone Generationen doch auch mehr steckt als man gemeinhin vermutet. Ich war erst am letzten Wochenende auf einer Veranstaltung bei der ich sowohl das Iphone sowie auch mein Pixelmonster einsetzte, beides hat sich hier wunderbar ergänzt.

Im Grunde geht es (mir) nicht darum diese Automatikfunktion, und es geht hier explizit um nur eine, generell zu tilgen sondern schlicht und ergreifend einfach nur das man sie bei Bedarf abschalten kann. Bei der Auto-HDR Funktion geht dies ja auch, warum also nicht bei dieser "Beauty Funktion" ?

Fakt ist aber auch, Apple wird daran etwas ändern, das wurde ja schon angedeutet.
+4
Raziel103.10.18 06:23
barabas

Der Herr hat doch erklärt das es keine Beauty Funktion gibt sondern dieser Effekt nur ein ergebniss aus Hardware und Software ist. Die kann man daher nicht so einfach abschalten außer man steht auf qualitativ schlechte, völlig verrauschte Bilder. Und da man RAW aufnehmen kann kann man ja auch hier noch was machen

Ich hab selbst mal die Fotos meines alten 6Plus mit dem XS Max verglichen und der Beauty Effekt viel mir nichtmal auf. Auf YouTube haben ja manche behauptet es würden sogar Augenbrauen weg „geglättet“

Leider treibt sich immer viel Clickbait rum heutzutage
+2
orion03.10.18 08:36
Alexhibition
Es gibt hier anscheinend immer noch "Foren-Fotografen", die meinen, ein "echter" Fotograf schießt nur mit einer "echten" Kamera.

...
Mal abgesehen von Fotos. Keine Kamera kann von Haus aus so gut Videos stabilisieren, wie das iPhone, sonst hätte ich definitiv ein günstigeres Android gekauft.
....
Es gibt anscheinend immer noch "Foren-Fotografen" die meinen, dass ein "echter" Fotograf mit der fotografischen Qualität eines Smartphones zufrieden wäre. .
Ich vermute mal einfach das liegt daran, dass man sich persönlich mit den richtigen Kameras noch nicht ausdrücklich befasst hat.
Und ja, es gab schon Bildbearbeitung vor den "geilen" Apps wie Snapseed (mit einem p).
Zur Stabilisierung der Videoaufnahmen verweise ich auf die 5-Achsen Bildstabilisatoren von z.B. Sony, Panasonic oder Olympus.
+1
john
john03.10.18 08:45
biete support. kostenlos, kompetent und freundlich. wähle zwei.
+3
camaso
camaso03.10.18 08:46
Alexhibition
Mal abgesehen von Fotos. Keine Kamera kann von Haus aus so gut Videos stabilisieren, wie das iPhone, sonst hätte ich definitiv ein günstigeres Android gekauft.
Durchs Filmen mit dem iPhone kann man viel schneller lernen, worauf es beim Filmen ankommt als wenn man ersteinmal den echten Gymbal einstellen muss, denn dann aufgrund des hohen Gewichtes in Verbindung mit einer großen Kamera sowieso nie spontan mitgenommen wird.
Schau Dir mal die neue GoPro 7 an . Da brauchst Du keinen Gimbal mehr.
+1
MikeMuc03.10.18 09:13
john
Also so wie Tim rechts aussieht... bin mir nich sicher ob er das so toll findet

raziel
Ist doch egal wie die Funktion heißt. Und bei entsprechender Steuerung der Kamera würde bei längerer Belichtung das Rauschen ja abnehmen. Niemand außer Apple zeigt das Ding, da so kurze Zeiten zu verwenden und das Rauschen erst zu vergrößern nur um es am Ende wieder raus rechnen zu müssen.
Du fährst ja auch nich einmal nach links und dann nach rechts wenn du eigentlich geradeaus fahren willst und könntest. Gekitzelt gibt die Kurvenfahrt zwar auch ne Gerade aber nur mit (unnötigem) Rechenaufwand.

Ich glaube, das Apple hier einfach deutlich übers Ziel hinausgeschossen ist. Es mag vorkommen, das diese Funktion praktisch ist, aber dann sollte man sie auch nur dann nutzen.
0
elscod
elscod03.10.18 11:10
Gibt es hier irgend wann mal ein Ende der Diskussion wann "echte" Fotografie anfängt und wo aufhört? Wer definiert das? Die digitale Fotografie hat ein Tor geöffnet dass die Reproduktion der Wirklichkeit aus der Fotografie wie man sie kannte in Gänze entfernt hat. Es obliegt dem Hersteller und dem Anwender die gemachte Aufnahme zu variieren bis die subjektive Wahrnehmung einen zufrieden stellt.

Mir stellt sich die Frage ob überhaupt noch von Fotografie gesprochen werden sollte?!? Ganz ehrlich... Mit Licht malen? Den Auftrag den die Alinari Brüder in Florenz für sich seinerzeit gesehen haben und durch die Fotografie erst ermöglicht wurde die Welt zu dokumentieren wie sie ist, kann durch die Fotografie heute gar nicht mehr geleistet werden. Denn die Kamera verfremdet bereits die gemachte Aufnahme nach empfinden der Entwickler.

Man versucht schon lange nicht mehr das technische Material zu verbessern um die Reproduktion nicht zu verfälschen sonder man versucht heutzutage das technische Material zu verbessern um das gemachte Bild nach empfinden zu "verbessern"... unabhängig der Realität des Bildes. Ich rede bewusst nur von Bildern und nicht von Motiven. Denn was es wert ist als Motiv festgehalten zu werden entzieht sich jeglicher objektiven Meinung. Dazu kann es keine Aussage geben die zutreffend ist.

Also wovon reden wir? Nur wer das Handwerk gelernt hat ist ein Fotograf? Nur wer eine DSLR hat ist ein Fotograf? Nur wer "Ahnung" hat ist ein Fotograf? Nur wer viel Geld für Ausrüstung ausgegeben hat ist ein Fotograf? Nur wer keine Automatik nutzt ist ein Fotograf? Wer definiert das? Ist also eine Aufnahme einer Lomo dann per Definition durch mangelnde Schärfe keine Fotografie mehr? Oder ist sogar eine analoge Lomografie mehr Realität als ein überschärftes Digitalbild? Wo fängt es also an mit der übrig gebliebenen Interpretation der Fotografie?

Oder fängt echte Fotografie in dem Moment an wo eine Aufnahme erstellt wird, unabhängig der ausführenden Person, Ausrüstung und sogenannter "Qualität"? Erklärt es mir... wer ist ein Fotograf und was ist tatsächlich Fotografie heute?

Finden wir je einen gemeinsamen subjektiven Nenner? (Achtung Paradoxon )
+2
teorema67
teorema6703.10.18 11:19
… den größeren Sensor ...
Der ist jetzt so groß wie bei den Samsungs bei gleicher Pixeldichte (1/2.55", 12MP) und immer noch kleiner als bei den Sonys, allerdings dort mit höherer Pixeldichte (1/2.3", 19MP).
Wenn ich groß bin, geh ich auch auf die Büffel-Universität! (Ralph Wiggum)
0
MacTaipan03.10.18 11:31
Irgendwie missfällt mir grundsätzlich der Gedanke, dass so viele Bilder miteinander verrechnet werden und man damit quasi ein Foto einer Szene hat, die so nie existiert hat.
-4
barabas03.10.18 12:02
@ elscod

Absolut cooler Beitrag

Mal einige Anmerkungen hierzu aus meiner Sicht und die fängt mit der Frage an, hatte Fotografie eigentlich jemals etwas mit Realität zu tun? Im Erweiterten Sinn mag dies wohl zutreffen und war ursprünglich womöglich als eigentlicher Zweck dieser Erfindung gedacht, allerdings alleine schon der Begriff "Mit Licht malen" von jenen Alinari Brüdern lässt hier Zweifel aufkommen, weil der Begriff "Malen" ja im Grunde schon mal einer aus der Kunst war.
Dann wurde aufgrund der Technik, Jahrzehnte ja ausschließlich nur in Schwarzweiß "gemalt", - aber ist unsere Welt denn nicht eigentlich bunt, bleibt es auch hier im Grunde deshalb ebenfalls bei Kunst ?

Realismus würde eigentlich voraussetzen das ich die Welt wie ich sie mit eigenen Augen erfasse 1:1 auch auf einem gemalten Bild so sehe, allerdings sind dem schon allein aus technischer Sicht Grenzen gesetzt, kein noch so guter Dynamikumfang einer modernen Kamera kann es zb. mit unser eigenen Warnehmung aufnehmen. Will ich im tiefen im Schatten jedes Detail noch so sehen wie mit den eigenen Augen so verliere ich in den Lichtern an Zeichnung, umgekehrt ist es genauso, - und ganz ehrlich, sieht ein modernes HDR die dieses Manko ausgleichen soll den wirklich "realistisch" aus, für mich nicht wirklich. Also ist auch dies nur eine weitere Form der Kunst. Dann die Farbdarstellung, es gibt x-verschiedene Normen, welche davon ist "real" und wer bestimmt das, legt diese Normen fest ? Gleiches trifft für die Lomografie zu, ebenfalls eine eigene Form der Kunst, im Grunde aber bar jeder Realität.

Als Fazit bleibt mir eigentlich nur zu sagen, das jegliche Art der Fotografie schon alleine aufgrund technischer Unzulänglichkeiten und heutiger Verfremdungs-, oder technischer (vom Hersteller gewollten) Methoden Bilder zu manipulieren oder "aufzuhübschen" im Grunde immer schon eine Art von Kunst ist und war, wo sich dann noch der Faktor Mensch addiert. Im günstigsten Fall kann man manche Fotografie also bestenfalls noch als Realitätsnah bezeichnen, aber selbst dies liegt dann ebenfalls wiederum im Auge des jeweiligen Betrachters.
+1
My2Cent03.10.18 13:51
Egal ob man den Effekt nun „Beauty-Filter“ nennt oder sonst wie.
Wenn auf den Fotos Details fehlen, dann sicher nicht nur bei Gesichtern sondern auch bei allen andeen Motiven.
Dieser Effekt sollte vom Benutzer ein- und aus-schaltbar sein.
Denn eine Bildverarbeitung die automatisch - ohne Steuerungsmöglichkeit - Details aus Fotos entfernt ist eine Verschlechterung - auch wenn es - wie in diesem Artikel - eine ausführliche Erklärung für den Effekt gibt.
+1
cps03.10.18 14:22
barabas
(...) und ganz ehrlich, sieht ein modernes HDR die dieses Manko ausgleichen soll den wirklich "realistisch" aus, für mich nicht wirklich. (...)

Ist das nicht auch ein bisschen eine Kopfsache? Das "unrealistische" kommt doch auch daher, weil man weiß, dass es so eigentlich nicht sein kann.
0
barabas03.10.18 14:37
cps
barabas
(...) und ganz ehrlich, sieht ein modernes HDR die dieses Manko ausgleichen soll den wirklich "realistisch" aus, für mich nicht wirklich. (...)

Ist das nicht auch ein bisschen eine Kopfsache? Das "unrealistische" kommt doch auch daher, weil man weiß, dass es so eigentlich nicht sein kann.

..oder aber sieht wie es denn tatsächlich aussieht.
+1
Scrubelicious03.10.18 15:23
Ich weiss noch wie über Digitalfotografie geschimpft wurde und nachbearbeitung in Photoshop.

Heute.... nun ja.
Don't believe everything on the internet!
0
BarbedAndTanged03.10.18 18:04
Die menschliche Wahrnehmung an sich ist schon allein durch Augen und Gehirn eingeschränkt. Wir sehen nur einen Bruchteil von dem was das elektromagnetische Spektrum umfasst. Und das Gehirn ist zudem durchaus selektiv in dem was es tatsächlich wahrnimmt. Wir begegnen also nur einen extrem kleinen und gefilterten Ausschnitt der realen Welt wahr. Dementsprechend bieten Photos die tonal aufbereitet sind nicht eine verfälschte sondern eine erweiterte Realität an.
barabas
@ elscod

Absolut cooler Beitrag

Mal einige Anmerkungen hierzu aus meiner Sicht und die fängt mit der Frage an, hatte Fotografie eigentlich jemals etwas mit Realität zu tun? Im Erweiterten Sinn mag dies wohl zutreffen und war ursprünglich womöglich als eigentlicher Zweck dieser Erfindung gedacht, allerdings alleine schon der Begriff "Mit Licht malen" von jenen Alinari Brüdern lässt hier Zweifel aufkommen, weil der Begriff "Malen" ja im Grunde schon mal einer aus der Kunst war.
Dann wurde aufgrund der Technik, Jahrzehnte ja ausschließlich nur in Schwarzweiß "gemalt", - aber ist unsere Welt denn nicht eigentlich bunt, bleibt es auch hier im Grunde deshalb ebenfalls bei Kunst ?

Realismus würde eigentlich voraussetzen das ich die Welt wie ich sie mit eigenen Augen erfasse 1:1 auch auf einem gemalten Bild so sehe, allerdings sind dem schon allein aus technischer Sicht Grenzen gesetzt, kein noch so guter Dynamikumfang einer modernen Kamera kann es zb. mit unser eigenen Warnehmung aufnehmen. Will ich im tiefen im Schatten jedes Detail noch so sehen wie mit den eigenen Augen so verliere ich in den Lichtern an Zeichnung, umgekehrt ist es genauso, - und ganz ehrlich, sieht ein modernes HDR die dieses Manko ausgleichen soll den wirklich "realistisch" aus, für mich nicht wirklich. Also ist auch dies nur eine weitere Form der Kunst. Dann die Farbdarstellung, es gibt x-verschiedene Normen, welche davon ist "real" und wer bestimmt das, legt diese Normen fest ? Gleiches trifft für die Lomografie zu, ebenfalls eine eigene Form der Kunst, im Grunde aber bar jeder Realität.

Als Fazit bleibt mir eigentlich nur zu sagen, das jegliche Art der Fotografie schon alleine aufgrund technischer Unzulänglichkeiten und heutiger Verfremdungs-, oder technischer (vom Hersteller gewollten) Methoden Bilder zu manipulieren oder "aufzuhübschen" im Grunde immer schon eine Art von Kunst ist und war, wo sich dann noch der Faktor Mensch addiert. Im günstigsten Fall kann man manche Fotografie also bestenfalls noch als Realitätsnah bezeichnen, aber selbst dies liegt dann ebenfalls wiederum im Auge des jeweiligen Betrachters.
Alexhibition
Es gibt hier anscheinend immer noch "Foren-Fotografen", die meinen, ein "echter" Fotograf schießt nur mit einer "echten" Kamera.

Eure DSLR/Mirrorless ist nur eine Variante von vielen Kamera Systemen. Kennt ihr diese Kamera Obscura, die so groß ist, wie ein Zimmer?

Wenn ich als Fotograf beschließe, lieber mit einem Handy zu fotografieren, weil es auch Spaß macht alles aus einem technisch teils beschränktem, teils überlegeneren System, herauszuholen, dann habt ihr nicht darüber zu urteilen.
Das iPhone mag zwar schlechtere Bildqualität abliefern als eine DSLR vor über 15 Jahren aber in der Bedienbarkeit und in Verbindung mit geilen Apps, wie Snappseed ist es jeder anderen Kamera überlegen. Mit einem Handy bin ich eher die Möglichkeit spontane Fotoexperimente zu wagen.

Und da will ich wenn möglich, so wenig Eingriff durch Beautysoftware haben und diese Funktionen auch abschalten können. Ich benutze auch Halide und bin froh, Raw schießen zu können. Wenn man es als Widget aktiviert, kann man es auch fast so schnell, wie die Standard Kamera aktivieren.

Mal abgesehen von Fotos. Keine Kamera kann von Haus aus so gut Videos stabilisieren, wie das iPhone, sonst hätte ich definitiv ein günstigeres Android gekauft.
Durchs Filmen mit dem iPhone kann man viel schneller lernen, worauf es beim Filmen ankommt als wenn man ersteinmal den echten Gymbal einstellen muss, denn dann aufgrund des hohen Gewichtes in Verbindung mit einer großen Kamera sowieso nie spontan mitgenommen wird.
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elscod
elscod03.10.18 18:11
barabas
Im Erweiterten Sinn mag dies wohl zutreffen und war ursprünglich womöglich als eigentlicher Zweck dieser Erfindung gedacht, allerdings alleine schon der Begriff "Mit Licht malen" von jenen Alinari Brüdern lässt hier Zweifel aufkommen, weil der Begriff "Malen" ja im Grunde schon mal einer aus der Kunst war.

Ich glaube man hat ganz banal den Begriff "Licht Malen" mangels Alternativen in der Sprache gewählt. Gar nicht bewusst der Herkunft des Begriffs aus der Kunst.
Meiner Meinung nach kommt die Kunst in die Fotografie erst durch die Inszenierung des Motivs. Mit fortschreiten der Technik hat man versucht dies weiter zu ermöglichen.

Im ersten Schritt war und ist die Fotografie plakativ die Darstellung des Gegenübers der Linse (oder auch ohne Linse). Die Alinari Brüder und deren Anhänger haben in den ersten 30-40 Jahren der Fotografie dokumentiert und eines der wichtigsten Bildarchive der Welt erschaffen. Keine Interpretation der Engelsburg in Rom 1870 sondern eine Reproduktion mit den damals technischen Mitteln. Ohne diese unverfälschte Darstellung wüssten wir nicht wie die Sphinx 1858 ausgesehen hat.

Daher fällt es mir sehr schwer die Fotografie pauschal als Kunst zu sehen. Ganz im Gegenteil, ich glaube sogar dass ein Foto die Realität darstellen kann ohne die Interpretation unseres Gehirns. Wir sehen eine Landschaft und haben ein Gefühl dabei. Die Kamera hat kein Gefühl dabei. Daher kommt auch manchmal die Enttäuschung wenn wir eine Aufnahme machen und bei Betrachtung das nicht wieder erkennen weil wir es irgendwie anders gesehen haben.

Ach, ich glaube da kann man lange darüber philosophieren oder diskutieren.
+1
MikeMuc03.10.18 20:48
ich pfeif auf eine "erweiterte Realität". Ich will, das Photos "halbwegs" so aussehen, wie ich das Gegenüber sah als ich es aufgenommen habe, d.h. es sollte dem möglichst nahe kommen. Alles andere ist Kunst und wenn ich die haben will an gehe ich in einen Laden wo man Kunstwerke kauft. Also nicht in einen Applestore wo man Geräte kauft die künstliche Bilder machen und von meiner wahrgenommenen Realität abweichen
+2
Raziel104.10.18 06:22
MikeMuc

Dann darfst du aber nicht mit Kameras fotografieren. Denn jede hat nunmal ihre eigene Art Fotos darzustellen. Denke doch an verschiedene Hersteller. Erst letztens habe ich die neue spiegellose Sony eines Kollegen getestet. Die Bilder sehen etwas anders aus als die meiner Canon. Dann kommen da noch Unterschiede durch Objektive hinzu. Dann denke noch daran das es ja auch noch Polaroidkameras gab/gibt. Oder früher zu Analogzeiten, wo jeder Film ganz eigene Farben und andere Effekte hatte, von der anschließenden Entwicklung ganz zu schweigen.

Um wieder in die Gegenwart zu kommen: Man vergleiche nur die aktuellsten Top Geräte: Google Pixel 2, iphone XS etc und alleine hier sind die Unterschiede der Bilddarstellung sehr offensichtlich.

„Realistische“ Darstellung muss man daher mit Vorsicht genießen. Ich halte daher die Aufruhr wegen den XS Modellen für komplett übertrieben. Meiner Meinung wird wiederkam versucht ein „Gate“ zu finden wo nichts zu finden ist.

Ich spreche hier jetzt „nur“ aus eigener Erfahrung im Vergleich mit meinem alten 6Plus zum neuen XS Max, aber hier muss ich ehrlich sagen ich sehe keinen Weichzeichner so wie er beschrieben wird, bei dem sogar Augenbrauen verschwinden sollen (laut eines YouTube Streamers). Die Bilder wirken sogar tendenziell schärfer, haben aber natürlich zusätzlich kräftigere Farben und vor allem deutliche Unterschiede bei Licht/Schatten dank der ganzen Techniken für eine „HDR“ Belichtung.
+1
Raziel104.10.18 09:13
MikeMuc
ich pfeif auf eine "erweiterte Realität". Ich will, das Photos "halbwegs" so aussehen, wie ich das Gegenüber sah als ich es aufgenommen habe, d.h. es sollte dem möglichst nahe kommen. Alles andere ist Kunst und wenn ich die haben will an gehe ich in einen Laden wo man Kunstwerke kauft. Also nicht in einen Applestore wo man Geräte kauft die künstliche Bilder machen und von meiner wahrgenommenen Realität abweichen

Nochmal ergänzend:

"Ich will, das Photos "halbwegs" so aussehen, wie ich das Gegenüber sah als ich es aufgenommen habe, d.h. es sollte dem möglichst nahe kommen."

Das wirst du halt so nie zu 100% bekommen. Du siehst ja auch keinen Bokeh Effekt im echten Leben geschweige denn leuchtende Flächen dort wo Lichter waren im verschwommenen Hintergrund. Auch Licht/Schatten und allgemein Helligkeit wird von dir ganz anders wahrgenommen als von einer Kamera, die selbst mit den aktuellen "HDR" Techniken noch relativ weit von dem entfernt ist, wie wir es wirklich sehen. Oder denke mal an Motionblur, wie man es durch unterschiedliche Belichtungszeiten auf Bildern sieht. Das sieht man als Mensch so auch nicht in dieser Form bzw nimmt all diese Effekt so nicht bewusst wahr.

Jetzt könnte man fast philosophisch werden und sagen: Eigentlich sehen wir die Realität garnicht so wie sie ist, sondern nur eine Kombination aus dem was mit unseren Augen physikalisch möglich ist, dem was das Gehirn dann daraus verarbeitet und einem relativ eklatanten Teil der von unserem Gehirn eigentlich nur "ausgedacht" ist. Aber das ist wieder alles ein anderes Thema.

Fakt ist jede Kamera versucht, dass was auf den Sensor auftritt auf ihre Weise darzustellen. Bedingt durch Objektive, Linsen, Sensor, Software etc wird das, was am Ende dabei herauskommt, immer unterschiedlich ausfallen. Wobei jede Kamera sich dann auch nochmal darin unterschiedet wie die Ergebnisse bei bestimmten Lichtverhältnissen sind. Da hat dann auch wieder jede ihre eigenen Stärken und Schwächen.
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