Push-Nachrichten von MacTechNews.de
Würden Sie gerne aktuelle Nachrichten aus der Apple-Welt direkt über Push-Nachrichten erhalten?

“Antennagate” beim iPhone 4: Winzige Tabelle entdeckt, mit der Apple das Problem anging

Das iPhone 4 war das erste, welches flache Gerätekanten aus Metall verwendete. Das hatte Vorteile – so ließ sich das Smartphone aufrecht hinstellen, etwa für die Aufnahme von Fotos oder das Betrachten von Videos. Kurz nach Verkaufsstart offenbarte sich allerdings ein Nachteil: Nahm man es auf eine bestimmte Weise in die Hand, verringerte sich die Anzeige der Mobilfunkverbindung bei einigen Nutzern um satte zwei Balken. "Avoid holding it that way", war Steve Jobs' erste Reaktion; bald jedoch gab es ein Einlenken, eine Pressekonferenz, Updates und kostenlose Bumper. Gut 15 Jahre später nahm Produktdesigner Sam Henri Gold das damalige Softwareupdate unter die Lupe und stellte die nennenswerte Änderung fest: Apple passte lediglich die Schwellenwerte an, bei denen die Balkenanzeige wechselte – eine Änderung von 20 Bytes.


Für diesen Zweck beschaffte er sich die Firmware sowohl von iOS 4.0 als auch 4.0.1 und fütterte sie in einen Disassembler. Darin fand er eine Tabelle mit fünf dBm-Werten, deren Werte sich in den beiden Versionen unterschieden. In einem Diagramm offenbart sich die Problematik, welche dazu führte, dass "Antennagate" ein Thema in den Medien wurde: Die Schwellwerte für die Balkenanzeige in der oberen rechten Ecke lagen in iOS 4.0 sehr dicht beieinander und waren zudem äußerst optimistisch. Eine Anpassung in 4.0.1 sorgte dafür, dass die fünf Balken einen deutlich breiteren Signalbereich abdeckten.

Die ursprüngliche (rot) und die neue (blau) Signaltabelle in einem Graphen offenbart die Veränderung (Quelle: Sam Henri Gold auf X)

Wie angekündigt
Diese Änderung entspricht genau dem, was Apple damals als Erklärung geliefert hatte: Die Werteverteilung war falsch, eine Reduktion der Signalanzeige um zwei Balken schnell zu erreichen. Mit einer Anpassung der Schwellwerte war die reduzierte Empfangsleistung weniger offensichtlich, und nur wenige Kunden bemerkten in der Folge eine schlechtere Datenverbindung.

Optik-Trick
Doch war dies nicht die einzige Anpassung in iOS 4.0.1. Apples Designer ergänzten ein winziges Detail, welches den Wenigsten aufgefallen sein dürfte: Die drei niedrigeren Balken der Mobilfunkverbindungsanzeige wuchsen ein paar Pixel. Durch diese unauffällige Änderung der Darstellung wollte man wohl dem unterschwelligen Eindruck vorbeugen, über eine miserable Verbindung zum Mobilfunknetz zu verfügen. In einem Gif, welches Screenshots der beiden Versionen übereinanderlegt, macht Henri Gold den subtilen Effekt sichtbar.

Kommentare

Kapitän
Kapitän10.10.25 14:44
Edelstahl, nicht Aluminium.
+1
immo_j10.10.25 14:57
Kapitän
Edelstahl, nicht Aluminium.

Danke für den Hinweis, ich habe den ersten Satz angepasst.
+1
Kehrblech10.10.25 15:10
Wenn diese Verhalten Apples nicht mal Grund für eine neue Sammelklage gibt. Es klingt doch arg nach Kundenverarschung, dass die wahren Gründe nach so langer Zeit und so mühsamen Umwegen ans Licht treten.
-13
Mutabaruga10.10.25 16:07
Wenn man auf die beiden Schwellwertkurven schaut, muss man erstmal überlegen: was kann man dazu für eine Meinung haben?

Die rote Kurve dürfte technisch überlegt gewesen sein: 4-dB-Schritte, also eine Anzeige, die, wenn man den Anfangswert kennt, eine ziemlich verwertbare Aussage für den User hat, auch wenn man dem die Bedeutung natürlich nicht erzählt hat.

Der beste Empfang sollte dann also schon bei -98 dB gewesen sein.

Realistischerweise meint Apple dann, dass der erst 20 dB später bei -78 dB gegeben sei. 20 dB ist schon ein reichlicher Unterschied, so verschieden sollte Apple das nicht einschätzen, wenn sie ihre Arbeit nur halbwegs vernünftig machen.

Ebenso bei der schwächsten Empfindlichkeit, mit der das iPhone noch minimal arbeiten können soll. -120 dB ist schon sehr sehr wenig.

Die rote Kurve halte ich auch für zu sensibel, aber -120 dB halte ich für zu optimistisch bei der blauen.
-1
Deichkind10.10.25 16:17
Mutabaruga hat das Wesentliche ja schon beschrieben. Meine Ergänzung:

Der Effekt war real: Wenn die Finger die Antennenfläche berührten, dann ging die Signalstärke RSSI zurück.

Bemerkt haben die Anwender diesen Effekt mit der ursprünglichen Kalibration der Signalbalken jedoch nur, wenn die RSSI schon im Bereich RSSI =< -98 dBm lag. Je - 4 dBm Signalminderung ging die Anzahl der Balken um 1 zurück.

Mit der neuen Kalibration begann der Rückgang der Signalbalken jedoch schon beim Unterschreiten von -78 dBm. Und 0 Balken wurde zudem erst bei Unterschreiten von - 120 dBm statt wie zuvor bei - 114 dBm erreicht. Im Durchschnitt betrug die Schritthöhe pro Balken nun ungefähr 10 dBm. Die neue Funktion war allerdings unstetig. Am empfindlichsten reagierte die Signalbalkendarstellung beim Schritt von 3 auf 2 Balken. In dem Fall reichten schon - 6 dBm, um eine sichtbare Änderung herbei zu führen.
-2
MetallSnake
MetallSnake10.10.25 16:20
Kehrblech
Wenn diese Verhalten Apples nicht mal Grund für eine neue Sammelklage gibt. Es klingt doch arg nach Kundenverarschung, dass die wahren Gründe nach so langer Zeit und so mühsamen Umwegen ans Licht treten.

Es entspricht aber genau dem was Steve Jobs damals gesagt hat. Die Anzeige vorher war falsch und hat einen falschen Eindruck von sehr stark abfallenden Empfang vermittelt obwohl der Empfang nur ein wenig schlechter wurde.
The frontier of technology has been conquered, occupied and paved over with a parking lot.
+1
Mutabaruga10.10.25 16:24
Ja, dass dieser geringe Pegelunterschied so einen starken Unterschied in der nutzbaren Datenrate ausgemacht haben soll, ist erstmal nicht zu verstehen. Eventuell kommen da jede Menge Tricks zum Einsatz, um bei so geringen Empfangspegeln doch noch arbeiten zu können. Und vielleicht ist an dieser Stelle ein Umschalten von einem Trick auf einen anderen.
0
Kehrblech10.10.25 17:01
MetallSnake
Kehrblech
Wenn diese Verhalten Apples nicht mal Grund für eine neue Sammelklage gibt. Es klingt doch arg nach Kundenverarschung, dass die wahren Gründe nach so langer Zeit und so mühsamen Umwegen ans Licht treten.

Es entspricht aber genau dem was Steve Jobs damals gesagt hat. Die Anzeige vorher war falsch und hat einen falschen Eindruck von sehr stark abfallenden Empfang vermittelt obwohl der Empfang nur ein wenig schlechter wurde.
Ja, aber wir alle wissen, dass Jobs alles gesagt hätte, um den Fehler wie ein "Feature" aussehen zu lassen. Hat jemand mal eine entsprechende Grafik von einem damaligen Handy. Dann könnte man mal unterscheiden, wo die Kurve eigentlich liegen müsste. Außerdem meine ich mich zu erinnern, dass Leute echte Empfangsprobleme hatten.
-2
ttwm10.10.25 17:21
Wer der Balken-Anzeige glaubt, glaubt wahrscheinlich auch den Mobilfunk-Anbietern mit Ihrer Flächenabdeckungs-Grafik…
+4
aMacUser
aMacUser10.10.25 17:51
Übrigens, wenn es jemanden interessiert, was das technische Problem hinter dem Antennagate war: Beim iPhone 4 fungierte der Rahmen selbst als Antenne, bzw. mehrere Antennen (das Konzept war damals recht neu, aber heute bei allen/den meisten Smartphones Standard). Die Antennen-Technik war allerdings recht empfindlich, wodurch man die Antennen quasi kurzgeschlossen hat, wenn man den Finger genau über die Abtrennung zwischen den Rahmenteilen gelegt hat. Damals konnte die Antennen-Technik damit noch nicht gut umgehen, das hat sich dann aber später verbessert.
Falls jemand 19 Minuten langeweile hat, kann ich dazu ein gutes Video von Andrew Lam empfehlen, der allgemein über das Antennen-Thema bei Handys redet, und dabei auch das Antennagate erklärt https://youtu.be/RppnQ28BsiE
0
thomas b.
thomas b.10.10.25 18:22
ttwm
Wer der Balken-Anzeige glaubt, glaubt wahrscheinlich auch den Mobilfunk-Anbietern mit Ihrer Flächenabdeckungs-Grafik…

Zumal die Balken auch keinen Wert abbilden und die Darstellung einem letztlich nur ein Gefühl gibt, guten oder schlechten Empfang zu haben.
+1

Kommentieren

Sie müssen sich einloggen, um die News kommentieren zu können.