Thema WasserdichtigkeitAb ins Wasser! – Oder lieber nicht?Recht erstaunt bin ich über die fortwährende Debatte zur Wasserdichtigkeit der Watch. Abgesehen davon, dass sich Apples Uhr inzwischen in diversen Verbrauchertests als ausreichend gut geschützt gegen Feuchtigkeit erwiesen hat (selbst Schwimmen und leichtes Tauchen hat sie überlebt), gibt es zu dieser Eigenschaft so einige Unklarheiten, was in den verschiedenen Diskussionen oft zu Fehlinformationen führt.
Was bedeutet eigentlich „Wasserdicht“? Das Wort selbst ist doch eigentlich unmissverständlich, oder? Nun, ganz so einfach ist es leider nicht.
Zunächst einmal gibt es sehr unterschiedliche Beanspruchungsarten mit Feuchtigkeit, angefangen mit Hautschweiß über Regen, Hände waschen, Duschen bis hin zum Baden. Bei vielen Sportarten, wie beispielsweise dem Segeln, sind die Belastungen durch kräftiges Spritzwasser und Gischt wieder ganz anders, können aber durchaus größer sein, als beim Schwimmen oder Tauchen in flachem Wasser. Entscheidend dabei ist der tatsächliche (Wasser-) Druck.
Für die Dichtigkeitsklassifizierung klassischer Armbanduhren gibt es – wer hätte das gedacht? – eine DIN-Norm, nämlich die DIN 8310. Danach müssen Uhren einem bestimmten Druck (einer Wassersäule) über eine bestimmte Zeit standhalten, wonach die Uhren dann wie folgt (hier leicht vereinfacht) klassifiziert werden:
- 3 Bar (≈30m): spritzwassergeschützt
- 5 Bar (≈50m): zum Duschen geeignet
- 10 Bar (≈100m): zum Schwimmen geeignet
- 20 Bar (≈200m): Taucheruhr
Wie Sie sehen ist die Angabe der Druckfestigkeit bzw. Wassertiefe nicht gleichbedeutend mit der tatsächlichen Nutzbarkeit im Wasser. 30 Meter wasserdicht bedeutet nicht, dass man damit risikolos 30 Meter tief tauchen kann. Dann ist die Uhr möglicherweise schon kaputt. Der Grund dafür ist, dass sich die Messung nur auf den Druck einer unbewegten Wassersäule bezieht. Beim Tauchen macht man aber starke Bewegungen, die den Druck auf die Uhr lokal massiv erhöhen. So kann schon das schnelle Eintauchen der Uhr (zum Beispiel beim Sprung in den Pool) mehr Druck verursachen, als eine unbewegte 50m Wassersäule. Auf der sicheren Seite ist man daher eigentlich erst mit einer ausdrücklich für Tauchzwecke ausgewiesenen Uhr.
Bei elektrischen/elektronischen Komponenten wird die Wasserdichtigkeit wiederum ganz anders nach der
IP-Klassifizierung angegeben. IP steht für
International
Protection Code nach DIN 40050, womit bestimmt wird, unter welchen Bedingungen ein elektrotechnisches Gerät eingesetzt werden kann und darf, denn hierbei geht es mehr um die Sicherheit des Anwenders, als um die des Gerätes. Beispielsweise gilt für elektrische Installationen in Außenbereichen eine höhere IP-Schutzklasse, als in Innenräumen. Darum ist diese Einstufung leider nicht direkt mit den Wasserdichtigkeitsangaben von Uhren vergleichbar.
Für im Wasser einsetzbare Geräte muss mindestens IP69 gelten, wobei die erste Ziffer etwas über die Staubdichtigkeit aussagt und die Zweite die Widerstandsfähigkeit gegen Strahlwasser beziffert. Die Watch ist IP-X 7 klassifiziert. Die Staubdichtigkeit wird also nicht angegeben (daher das „X“) und die 7 bedeutet: dicht gegen Untertauchen in 1m Wassertiefe für bis zu 30 min.
Übersetzt auf die Angaben zur Wasserdichtigkeit nach DIN 8310 dürfte das in etwa "Wasserdicht bis 30m" entsprechen. Was insofern leicht nachvollziehbar ist, da sich im Gehäuse Öffnungen für Mikrofon und Lautsprecher befinden, die kaum gegen große Drücke geschützt sein können. Die wegen ihres günstigeren Preises von vielen gelobte Pebble Time ist laut Hersteller bis zu einer Tiefe von 30 Metern wasserdicht, wofür der Hersteller extra Applaus bekommen hat. Nach den Erklärungen zuvor sollte nun aber klar sein, dass damit auch nicht mehr als Spritwasserschutz gewährleistet ist.
Selbst wenn Apple eine eindeutige Wasserdichtigkeitsangabe wie bei Uhren machen würde und beispielsweise 10 Bar/100 Meter nennen würde, wäre für Wassersportler Vorsicht angebracht. Selbst eine solche Wasserdichtigkeit schützt nicht vor möglichen Wasserschäden, die beispielsweise durch gealterte/beschädigte Dichtungen entstanden sind, oder gar vor Kondensation. Letzteres ist ein oft unterschätztes Problem. Nicht umsonst füllen Hersteller hochwertiger Taucheruhren die Gehäuse oft mit einem Gas wie Helium und bringen ein zusätzliches Auslassventil an.* Die in Uhren eingeschlossene Luftfeuchtigkeit kann bei starken Temperaturschwankungen kondensieren und sich innen am Uhrglas und an den Bauteilen absetzen und so Korrosion oder gar einen Kurzschluss verursachen.
[*Korrektur: Uhren mit Helium Ventil werden nicht mit Helium gefüllt. Da Heliumatome sehr klein sind, können sie bei großem Druck unter trockenen Überdruckbedingungen in die Uhr eindringen und einen Innendruck aufbauen, der durch das Heliumventil abgelassen werden soll, um bei Außendruckreduzierung eine Explodieren der Uhr zu vermeiden. – Danke an den aufmerksamen Leser.
Es gibt jedoch Uhren mit speziellen Kapseln, die feuchtigkeitsbindende Chemikalien zur Vermeidung von Kondensationsbildung enthalten. Für die Watch und andere Smartuhren ist das natürlich nur am Rande von Belang, da sie für derartige Beanspruchungen nicht konstruiert sind.]
Eben weil es nicht einfach damit getan ist, das Gehäuse mit ausreichend Dichtungen zu versehen, bleibt Apple wohlweislich bei einer recht konservativen und vorsichtigen Angabe zur Wasserdichtigkeit. Denn eins ist doch klar: Wenn hinten „Wasserdicht bis XXX“ draufsteht, wird es wahrscheinlich bald tausendfach Reklamationen hageln, weil Anwender diese Angaben allzu wörtlich genommen haben. Apple MUSS hier einfach vorsichtig sein.