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Blind vor dem Bildschirm, Teil 2: Interview mit einem blinden Nutzer

Zum ersten Teil: Bedienungshilfen und VoiceOver springen.

Blind vor dem Bildschirm, Teil 2:

Interview mit einem blinden Nutzer

-- Bereits gestern berichteten wir über Bedienungshilfen in Apples Betriebssystemen für behinderte Menschen und insbesondere den für Blinde geeigneten Screenreader VoiceOver. Heute folgt in einem zweiten Teil das Interview mit dem MTN-Leser *web*wusel*, der über seine Erfahrungen und Eindrücke von VoiceOver und anderen Programmen aus der Sicht eines Blinden berichtet. --

F

MacTechNews.de:
*web*wusel*, du bist Apple-Kunde und Leser von mactechnews.de. Außerdem bist du von Geburt an blind. Du besitzt ein iPhone und bei dir zu Hause in Hamburg steht ein Mac. War deine Beziehung zu Apple-Geräten eine Liebe auf den ersten Blick?

A

*web*wusel*:
Nein, eigentlich nicht. Ich hatte das iPhone 3GS, als es auf den Markt kam, hin und wieder mal in der Hand und auch VoiceOver eingeschaltet. Es hat sich zunächst schrecklich mühsam angefühlt, mit den Fingern den Bildschirm zu ertasten und immer zu schauen, wo denn nun was ist. Ich hatte ständig das Gefühl, ich überfühle ein Symbol oder habe eine Ecke nicht berührt.
Damals hatte ich noch ein Nokia N79, welches mit der sehr teuren Software "Talks" der Firma Nuance lief. Dort konnte ich einfach mit der Menü-Taste ins Menü gehen und mit den Navi-Tasten Menüpunkt für Menüpunkt durchgehen und schnell navigieren. Mir wurde jeder Menüpunkt systematisch vorgelesen, bis ich zum gewünschten kam. Das erschien mir unersetzlich. Die gleiche Bedienung gibt es auch am Mac und unter Windows. Ich konnte mir aber nicht vorstellen, mich im Straßenlärm auch noch auf einen Touchscreen und meine Finger zu konzentrieren.

F

MacTechNews.de:
Wie hat sich deine Einstellung zum iPhone schließlich verändert?

A

*web*wusel*:
Das iPhone ließ mich trotz dieser Erfahrungen nicht los. Alleine die Tatsache, dass Apple ein Gerät erschaffen hat, welches für alle Menschen zugänglich sein sollte, ließ es mich nicht vergessen. Ich stellte das Internet auf den Kopf und wollte herausfinden, was andere blinde Menschen von diesem Gerät halten. Dann bin ich endlich fündig geworden.
Ich war baff, als ich das gelesen habe. "Hast du dich etwa so blöd angestellt?", dachte ich. Ich bin sonst ein Mensch, welcher es über alles liebt, neue Technik zu erforschen. Zu Weihnachten 2009 habe ich dann Mut gefasst und mir ein 3GS geschenkt. Ich hatte so einen Respekt vor dem Gerät, dass ich erstmal die Anleitung genommen habe. Ich habe davor noch nie etwas mit Anleitung in Betrieb genommen. Ich wusste, dass hier etwas auf mich zukommt, bei dem ich aus keinen Erfahrungen schöpfen kann.
Ich war so begeistert, als ich merkte, wie detailliert Apple alles über VoiceOver geschrieben hat. Apple hat sich die Zeit genommen und quasi eine extra Anleitung für blinde Menschen geschrieben. Das hat mich sehr bewegt. Das macht bis heute kein anderer Hersteller. Je weiter ich in der Anleitung las - das 3GS neben mir - umso weiter blieb mein Mund offen vor Begeisterung und Freude! Apple hat durch das schnelle nach links und rechts Streichen mit einem Finger eine systematische Objektabfrage eingebaut. Somit entspricht ein Tastendruck nach oben einem Wischer nach rechts und ein Tastendruck nach unten einem Wischer nach links. Nach einem Tag wollte ich kein anderes Handy mehr.

F

MacTechNews.de:
Was gefällt dir besonders an VoiceOver?

A

*web*wusel*:
VoiceOver ist so tief im System verankert, dass es für mich sogar möglich ist, das System neu zu installieren! Sogar im Recovery Mode ab OS X Lion kann man jederzeit Cmd-F5 drücken und VoiceOver verwenden. Ab iOS 5 kann man als blinder Mensch sein neues iPhone genauso in Betrieb nehmen, da es während des Einrichtungsassistenten jederzeit durch dreifaches Drücken des Home-Buttons aktivierbar ist. Wenn man den Assistenten als blinde Person mit VoiceOver abschließt, kann man VoiceOver jederzeit mit dem Dreifach-Homeklick aktivieren und deaktivieren, um eine optimale Zusammenarbeit mit sehenden Menschen zu gewährleisten. Wird der iOS-Startassistent ohne VoiceOver abgeschlossen, wird der Home-Dreifachklick für die Bedienungshilfe nicht festgelegt, damit sehende Menschen es nicht versehentlich aktivieren. Apple ist hier ein unglaublicher Spagat gelungen. Einerseits sind die Bedienungshilfen sehr unaufdringlich integriert und andererseits sofort einsatzbereit, damit Menschen sowohl mit als auch ohne Handicap sofort mit den Produkten loslegen können.
Man spürt deutlich, dass Apple blinden Menschen die Möglichkeit geben möchte, die gleichen Dinge zu tun wie sehende Menschen auch. Ein Beispiel ist die in iOS integrierte Emoji-Tastatur. Jedes Symbol wird bei eingeschaltetem VoiceOver in Sprache umgesetzt.

F

MacTechNews.de:
Wie hast du dir die vielfältigen Funktionen von VoiceOver angeeignet?

A

*web*wusel*:
Bei mir hat alles mit diesem Handbuch angefangen, in dem man alles über VoiceOver unter Mac OS X findet. Faszinierend an dieser Stelle ist, dass Apple die Handbücher jeweils in einer barrierefreien Version auch ohne Bilder anbietet, um blinden Menschen die Navigation zu erleichtern.
Trotzdem ist aus meiner Erfahrung das Vermitteln von VoiceOver lediglich über Text und Beschreibungen nicht wirklich effektiv und hinterlässt kaum bleibenden Eindruck. Um so etwas effektiv rüberzubringen, bedarf es am besten eines Podcasts oder vielleicht sogar eines Screencasts, wie sie etwa bei www.apfel-fleger.de zu finden sind. Es sind Themen, welche auch genauso gut sehende Menschen betreffen könnten, nur anstelle mit Maus und Bildschirm mit VoiceOver und Tastatur erklärt. Ich selbst höre dort oft rein und lerne regelmäßig Neues.

F

MacTechNews.de:
Du nutzt VoiceOver sowohl auf dem Mac als auch auf dem iPhone. Für mich als sehenden Menschen war die blinde Bedienung des iPhone deutlich leichter. Welches Bedienkonzept würdest du vorziehen?

A

*web*wusel*:
Im Endeffekt würde ich VoiceOver auf dem Mac ungerne mit der iPhone-Version abgleichen. Letzteres ist ein völlig anderes Bedienkonzept, welches für den sehenden Menschen leichter ist, für den blinden Menschen aber eine neue Welt darstellt, welcher er erstmal vertrauen wollen muss. Tut er dies, entdeckt er, wie faszinierend Apple sie gelöst hat. Würdet ihr heute eine Umfrage starten, ob man einem blinden Menschen ein iPhone empfehlen könne, würden noch sehr viele den Kopf schütteln und den Sinn dieser Umfrage anzweifeln. Selbst sehr viele blinde Menschen waren bis vor knapp einem Jahr dem iPhone gegenüber noch sehr skeptisch eingestellt. Jetzt ist der totale Durchbruch gelungen.
Trotzdem ist es für einen Blinden naheliegender, VoiceOver auf dem Mac mit einer physischen Tastatur zu erlernen als mit der Gestensteuerung auf dem iPhone. Aber natürlich ist VoiceOver auf dem Mac auch komplexer. Letztendlich ist dies ganz einfach der Vielfalt der Funktionen auf dem Mac geschuldet. Somit muss auch der Screenreader komplexer sein.

F

MacTechNews.de:
Wie zufrieden bist du mit den Stimmen in VoiceOver?

A

*web*wusel*:
Die Stimmen auf dem Mac sind sehr klar und deutlich. Jede Stimme gibt es in zwei Ausführungen, je einmal mit und ohne HQ (High Quality). Geht man in die Systemeinstellungen - Sprache - Sprachausgabe, so kann man aus einer Liste mit etwa 120 Stimmen in verschiedenen Sprachen wählen und sich eine Vorschau anhören. Auf Deutsch stehen "Anna", "Steffi" und "Yannick" zur Verfügung. Diese Stimmen kann man dann auch für VoiceOver einstellen. Eine solche Vielfalt bietet kein anderes System - noch vor kurzem hat eine Stimme von Nuance für Windows alleine über 500 Euro gekostet.
Diese Vielfalt an Stimmen bietet eine weitere tolle Möglichkeit für blinde Menschen: So kann man beispielsweise mithilfe des Abby Fine Readers ein Buch in einer fremden Sprache scannen, welches es in Blindenschrift nicht gibt, und sich vom Mac vorlesen lassen. Beispielsweise auf türkisch.

F

MacTechNews.de:
Welche Spracheinstellung hast du für dich gewählt?

A

*web*wusel*:
Ich habe meine VoiceOver-Stimme auf dem Mac mit Anna HQ bei 55% Sprechgeschwindigkeit. Auf dem iPhone bei 45%.

F

MacTechNews.de:
Nutzt du neben dem Screenreader auch Braillezeilen als Hilfsmittel?

A

*web*wusel*:
Ich persönlich nicht. Von Freunden weiß ich jedoch, dass die Zusammenarbeit mit Apple-Produkten erstaunlich gut funktioniert. Sogar Blindenkurzschrift ist möglich. Allerdings haben sich viele Dritthersteller von Braillezeilen lange Zeit geweigert, Apple zu unterstützen, weil Apple Ihnen durch den eigenen Screenreader die Umsätze verringert hat.
So dankbar ich auch für die Produkte bin, die damals geschaffen wurden, war es in meinen Augen teilweise ein schlimmes Ausbeuten von blinden Menschen, da es keine Alternative gab. Von daher freue ich mich besonders darüber, dass VoiceOver kostenlos in den Apple-Systemen integriert ist.

F

MacTechNews.de:
Wie sah dein Umgang mit Computern vor VoiceOver aus?

A

*web*wusel*:
Ich habe 1996 angefangen, mit dem PC und damals noch MS-DOS zu arbeiten. Bis zum Übergang auf Mac OS X 10.4 war ich darauf angewiesen, dass ein Hersteller sich das jeweilige Betriebssystem anschaut und dafür einen Screenreader entwickelt. Das hatte für den Endanwender wie mich damals noch hohe Kosten nach sich gezogen, denn die Hersteller ließen sich so etwas teuer bezahlen. Das, was VoiceOver heute leistet, hat damals etwa 5000 Euro gekostet, wenn man eine Braillezeile noch dazu wollte. Zum Glück wurde man da von der Krankenkasse unterstützt und ich bin für diese Zeit sehr dankbar, dass es überhaupt möglich war.

F

MacTechNews.de:
Du sprachst zu Beginn von deinem alten Nokia N79 mit der Software "Talks". Hast du noch weitere Erfahrungen mit der Barrierefreiheit anderer Betriebssysteme?

A

*web*wusel*:
Bei anderen Herstellern fehlt mir meist eine geeignete Dokumentation. Das Galaxy S III von Samsung verfügt über "Talkback", aber da heißt es: Selbst ist der Mann mit Probieren!
Für das Windows Phone 8 gibt es gar keine Accessibility.
Windows verfügte bis Version 7 tief im System einen "Narrator", der nur als Name da stand und nie entwickelt wurde. Erst mit Windows 8 wurde der etwas weiter entwickelt, nach 12 Jahren!
Unter Linux gibt es den Screenreader "Orca"; eine Anleitung, wie man ihn richtig verwendet, sucht man auch dort leider vergeblich.
Auch die Linux-Distribution Vinux ist zwar speziell für Blinde und Sehbehinderte ausgerichtet, jedoch hat mir auch dort eine vernünftige Anleitung gefehlt und mein Englisch reicht leider dafür nicht aus. Nach der Installation war ich erst einmal aufgeschmissen. Immerhin kann man es, ähnlich wie Mac OS X, als blinder User selbst installieren. Das ist viel wert.

F

MacTechNews.de:
Und wie sieht es mit alternativer Screenreader-Software von Drittherstellern aus?

A

*web*wusel*:
Der bekannteste Screenreader für Windows ist "Jaws". Er mag in einigen Belangen besser als VoiceOver funktionieren, kostet jedoch um die 1800 Euro. Noch dazu sind die Lizenzregeln so streng, dass man durch eine Windows-Neuinstallation das Produkt neu aktivieren muss. Dies funktioniert nur dreimal. Danach muss man auf Kulanz des Vertreibers hoffen und um neue Schlüssel für die Aktivierung bitten. Zum Glück hat sich vor nicht allzu langer Zeit ein Open Source-Projekt gegründet, welches für blinde Menschen in ärmeren Ländern den "NVDA Screenreader" für Windows entwickelt, welcher wirklich großartig funktioniert.
Ich habe vor dem iPhone mit Symbian und Nuance "Talks" gearbeitet. Das war trotz hoher Extrakosten für die Handysprachausgabe eine gute Sache und ich habe mein Tastenhandy gerne genutzt. Die Kosten betrugen allerdings etwa 250 Euro Geräte-gebunden und wenn man mal ein neues Handy hatte, wurde man mit 100 Euro extra zur Kasse gebeten, nur um die Lizenz auf ein neues Gerät zu bekommen. Später konnte man wenigstens die Lizenz nicht an das Gerät sondern an die SimKarte binden. So konnte man sein Handy ohne Extrakosten wechseln.
Ab Android Version 4.0 gibt es den Versuch, das System durch "Talkback" für Blinde zugänglich zu machen. Hier fehlt aber noch ganz viel Arbeit. Das einzige Gerät, welches einigermaßen zu bedienen ist, ist das Nexus 4 von Google. Dies liegt daran, dass dort ein reines Android-Betriebssystem vorinstalliert ist und keine Extra-Oberfläche wie Sense von HTC oder TouchWiz von Samsung laufen. Solange die Dritthersteller Talkback nicht bei ihrer Entwicklung berücksichtigen, wird es noch sehr lange dauern, bis Android die Entwicklung bis zu VoiceOver schafft, wenn überhaupt. Erst seit Android 4.2.2 ist es möglich - wenn auch beim Nexus 4 nur auf Englisch - den Startassistenten mit TalkBack zu verwenden. Zumindest so lange, bis man die PIN seiner Sim-Karte eingeben muss. Denn anstelle der Zahlen, die man berührt, sagt TalkBack lediglich "Stern". Das bringt mir herzlich wenig, wenn ich unter den Fingern nur ein Display fühle und keine Rückmeldung über die Zahl bekomme, die ich eingebe. Es ist gut gemeint, jedoch noch schlecht umgesetzt.
Zum Vergleich: Das 3GS vor mehr als drei Jahren konnte ich selbst in Betrieb nehmen. Damals gab es zwar kein Setup, sondern man musste das iPhone 3GS über iTunes aktivieren. Man konnte VoiceOver jedoch über den Computer, egal ob Windows oder Mac, mit dem Screenreader seines Vertrauens in Gang setzen. Apple hat die Messlatte irre hoch gelegt, schon mit dem 3GS, und die anderen Hersteller beißen sich die Zähne bis heute daran aus oder versuchen es erst gar nicht, so wie Microsoft mit Windows Phone 8.
Was mich bei Apple auch sehr freut: Sowohl bei iOS als auch Mac OS X kann ich bedenkenlos jedes Update fahren und sofort wie jeder andere Mensch auch nutzen, da VoiceOver mit dem System wächst. Da Screenreader bei allen anderen Systemen außer Linux immer von Drittherstellern entwickelt werden, konnte man beispielsweise nicht mal so eben den Internet Explorer von Version 8 auf 9 aktualisieren, da meistens dann der Screenreader nicht mehr funktionierte und der Dritthersteller nacharbeiten musste. Dies konnte dann bis zu einem Jahr dauern und wenn man Pech hatte, wurde das Update kostenpflichtig. Ich finde es so genial, wie bedenkenlos ich mein Update von Lion auf Mountain Lion machen und dann zeitgleich wie jeder andere auch ein neues System ausprobieren konnte.

F

MacTechNews.de:
Welche Apps oder Programme nutzt du und kannst sie für Blinde empfehlen?

A

*web*wusel*:
Alle integrierten Apps von Apple sind 100%ig zugänglich. Besonders beispielhaft ist hier die Kamera-App zu nennen. VoiceOver gibt Rückmeldung, wenn der Autofokus etwas erfasst hat und meldet ebenso, wenn ein Gesicht der Kamera zugewendet ist. Das ermöglicht mir, ein Porträt anzufertigen, obwohl ich mein Gegenüber nicht sehe. Als ich das herausgefunden habe, hat es mich sehr bewegt und ich bekam Freudentränen. Das sind so Momente, in denen mit klar wird, dass iOS für mich wirklich das fortschrittlichste mobile Betriebssystem darstellt.
Außerdem fasziniert mich Safari auf dem iPhone. Die Navigation mit VoiceOver klappt so flüssig, dass ich für immer weniger Dinge den Mac einschalte. Unter anderem ist es möglich, wie am Rechner von Überschrift zu Überschrift zu springen, von Link zu Link, etc. Das ist unglaublich.
Ebenso liebe ich die Musik-App. Vorbei sind die Zeiten, in denen ich mühsam meine CDs mit Blindenschrift beschriften musste. Alles steht im iPhone und in iTunes bereit und ist sofort durch VoiceOver greifbar.
Mir ist auch der Kompass eine große Hilfe und das Außenthermometer, welches ich nie besaß, hat sich durch die Wetter App auch erledigt.
Siri nutze ich eigentlich täglich. Wobei ich hier sagen muss, dass alle Funktionen, die Siri bietet, auch schon mit VoiceOver möglich sind. Es geht nur oftmals schneller.
Durch das iPhone sind für mich viele Dinge erst möglich geworden, die für sehende Menschen nur eine Alternative sind. Das gilt auch für iBooks. Endlich kann ich zeitgleich mit sehenden Menschen Dinge lesen und muss nicht auf ein Hörbuch oder eine Blindenschriftfassung warten.
In der Karten-App kann ich endlich mal schauen, welche Straßen um mich herum so liegen. Ich bin so glücklich und dankbar dafür.

F

MacTechNews.de:
Wie sieht es mit Apps von Drittherstellern aus?

A

*web*wusel*:
Ich benutze beispielsweise Light Detector*. Ich denke dies ist selbsterklärend.
Mithilfe des Abfahrtmonitors* weiß ich endlich, um wie viel Uhr welcher Bus kommt und welche Haltestellen in meiner Umgebung sind.
Der Fahrplan INFO* ist eine geniale Sache, um schnell den Weg von A nach B rauszusuchen.
Blindsquare* tut das, was sonst das Auge macht. Die App erzählt mir, wenn ich draußen bin, welche Straßen, Restaurants, etc. so um mich herum sind.
Ariadne GPS* verwende ich immer, wenn ich in einer Straße eine bestimmte Hausnummer suche.
Ein sehr cooles Spiel, welches nach Gehör läuft, ist Papa Sangre*.

Das waren Apps, die speziell für Blinde entwickelt wurden. Es gibt jedoch auch einige, bei denen die Hersteller nicht mal wissen, dass sie barrierefrei sind, und es den Layout Vorgaben von Apple zu verdanken ist, dass diese funktionieren. Zum Beispiel DB Navigator* und DB Tickets* sind für mich eine unglaubliche Lebenserleichterung. Ich muss nicht mehr mühsam den Automaten suchen und jemanden bitten, dass er/sie ein Ticket für mich zieht und muss auch nicht ins Reisecenter gehen. Ich muss nicht Zettel in der Tasche suchen, die ich vielleicht mit anderem Papier verwechsle, wenn der Schaffner kommt. Ich kann jederzeit nochmal nachschauen, wo und wann ich umsteigen und zu welchem Gleis ich muss.
Outbank* hilft beim Umgang mit der Bank, denn längst nicht jede Homepage von jeder Bank ist zugänglich. Durch diese App kann mir das egal sein, da diese sämtliche Banken unterstützt. Endlich schnell nach Umsätzen schauen und mal eine Überweisung machen. Zum Glück wurde SMS-Tan eingeführt, sodass ich endlich die Tan-Listen nicht mehr scannen muss.
Außerdem ist für mich Skype* sehr wichtig; im+* nutze ich immer weniger. Aber es funktioniert ebenfalls.
Es freut mich übrigens sehr, dass mactechnews.de jetzt seit dem neuen Design besser zugänglich ist. Die News sind mit einem Header im HTML Code gekennzeichnet. Das ist echt eine große Hilfe und die MTN-App* funktioniert mit VoiceOver seit der neuen Version ebenfalls.

F

MacTechNews.de:
Welche Hilfsmittel benutzt du außerhalb deiner IT-Produkte noch?

A

*web*wusel*:
Ich habe da gar nicht mehr viel in Benutzung. Nur noch den Blindenstock. Dinge wie Farberkennungsgerät oder Diktiergerät werden durch mein iPhone ersetzt, zB durch den Color Visor*. Auch das kurze Überfliegen von Briefen wird mit SayText* und dem iPhone erledigt und lässt den Scanner und die OCR-Software alt aussehen.

F

MacTechNews.de:
Gibt es weitere Probleme im Umgang mit Software und Internet, an die wir Sehenden gar nicht gleich denken würden?

A

*web*wusel*:
Da liegst du schon ganz richtig. Es ist letztendlich immer ein aufeinander zu arbeiten. Die Entwickler der Screenreader versuchen alles, um die vorhandenen Barrieren zu überwinden und einige Homepage-Betreiber versuchen, Barrieren abzubauen. So trifft man sich gut in der Mitte. Die schlimmste Sache im Moment sind die Zahlencodes, welche grafisch hinterlegt sind und die man häufig eingeben muss. Zum Glück gibt es häufiger auch eine gesprochene Zahlenfolge. Aber längst nicht immer.

MacTechNews.de dankt für das Gespräch und die Unterstützung des Users *web*wusel*.

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