Wie KI-Zusammenfassungen von Google & Co das Web verändern – und viele Seiten in den Ruin treiben


In früheren Tagen war bestand der Ablauf von Informationsrecherche per Suchmaschine darin, eine Frage oder Suchbegriffe einzutragen, dann aus den angebotenen Links die Seite auszuwählen, welche wohl die fundierteste Antwort liefert. Seit Jahren bieten Betreiber wie Google allerdings direkte Antworten – für "Einwohnerzahl Mainz" reicht ein Blick auf den oberen Bereich der Ergebnisseite, Klicks auf Webseiten sind nicht mehr erforderlich. Das sorgte bereits für einen deutlichen Wandel, denn zum schnellen Nachschlagen von Fakten bietet die Startseite von Google bereits alle erforderlichen Informationen. Ein noch viel drastischerer Umschwung findet aber momentan statt, gemeint sind die KI-Zusammenfassungen.
KI-Übersicht statt WebseitenbesuchSeit kurzer Zeit auch in Deutschland verfügbar, versucht Google direkt, die Antworten aus gecrawlten Seiten zu ziehen. "Wann erscheinen immer neue iPhones?" wird beispielsweise in der "Übersicht mit KI" direkt als listenartige Zusammenstellung aller Termine der letzten Jahre samt geschriebener Zusammenfassung aufbereitet. Winzige, unscheinbare Buttons verweisen auf die Originalquelle, doch wie man aus Statistiken mehr als eindeutig ablesen kann, ist der überwältigende Anteil der Nutzer mit der KI-Antwort vollends zufrieden und investiert keinerlei Zeit mit dem Original.
Etablierte Portale auf einen Schlag fast überflüssigStatistiken
sprechen davon, dass Webseiten dadurch, je nach Themengebiet, 50 bis 90 Prozent ihrer Zugriffe verlieren. Das renommierte Reiseblog "The Planet D" war dazu gezwungen, jenes Portal komplett einzustellen und alle Redakteure zu entlassen. Besonders frustrierend ist dabei zudem der Fakt, was wortwörtliche Wiedergaben eigener Reisetipps im KI-Absatz von Google wiederzufinden. Ähnliches berichtet das Outdoor-Magazin Mountain Weekly News.
In Deutschland sieht man, was in den USA schon passierteFür Deutschland heißt es, frühen Zahlen zufolge, dass die Gesamtheit der Webseiten auf einen Schlag 20 Prozent des Traffics eingebüßt hat – ist man in Themenbereichen wie Sport oder Reisen unterwegs, liegt der Schwund um ein Vielfaches höher. Für Google und Co. bedeutet das, ein noch wichtigerer Anlaufpunkt als früher zu sein. Tabellen oder Spielergebnisse erhält man sofort, darauf spezialisierte Seiten haben das Nachsehen. Selbst mit Spielberichten wartet die Funktion oft auf, dies auf Grundlage von Artikeln auf Webseiten, allerdings ohne diesen noch Traffic zu bringen.
Dabei ist die Lösung ein noch weitreichenderes ProblemLangfristig stürzt das nicht nur viele Betreiber in existenzielle Probleme, es könnte zudem den Betreiber der KI-Antworten selbst in einen Strudel mitreißen. Google verdient zwar das meiste Geld mit bezahlten Suchergebnissen, allerdings auch mit Display-Werbung auf den jeweiligen Webseiten. Diese fällt jedoch in gleichem Maße weg, wie die Zugriffe nur noch auf dem Hauptportal stattfinden. Google sah sich allerdings zu jenen Schritten gezwungen, um nicht noch mehr an KI-Plattformen wie ChatGPT und ähnliche zu verlieren, was seit 2023 zunehmend zu einem Problem wurde. Der offiziellen Erklärung, KI-Übersichten würden mehr Traffic auf Webseiten lenken, glaubt man höchstwahrscheinlich selbst nicht – zumal es höchst eindeutige Statistiken wichtiger Portale gibt.
Klassisches SEO ist tot – und auch das Zusammenspiel aus Suche und SeitenEin Fazit lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt bereits ziehen: Webseiten können sich nicht mehr darauf verlassen, Suchmaschinen als wichtigste Trafficquelle im Hintergrund stehen zu haben. Was seit den 90ern ein fundamentales Konzept ist, löst sich derzeit sehr schnell auf. Problematisch daran: Das passiert nicht, weil jemand bessere Artikel, tiefgründigere Recherche oder neue Einblicke bietet, sondern weil jemand genau diese Arbeit automatisiert abgreift. Eine nachhaltige Strategie kann dies aber nicht sein, denn wenn es den Quellen nicht mehr gut geht, fehlen Google sowohl die Informationen als auch die Werbeumsätze. Ob es möglich ist, den Wegfall des Google-Traffics auf andere Arten zu kompensieren, ist zumindest für viele Seiten mehr als fraglich.