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Vor 5 Jahren: Jony Ives Abschied auf Raten beginnt

Jony Ive gilt als eine jener Figuren, die Apples Comeback seit Ende der 90er Jahre überhaupt möglich machten. Sein Industriedesign sorgte dafür, dass sich Apples Produkte optisch vom Marktumfeld abhoben, nachdem zuvor auch Macs weitgehend beige, nicht übermäßig anmutige Hüllen aufwiesen. Auf den ersten iMac, dessen durchsichtiger Kunststoff neuartig in der Computerwelt war, folgten viele weitere ikonische Produkte. Für Apple war Ive bereits seit 1992 tätig, erst Steve Jobs entdeckte allerdings sein Talent und machte ihn zu einem der einflussreichsten Mitarbeiter. Ingenieure hatten sich Ives Design-Vorgaben zu unterwerfen – und nicht andersherum, lautete die Devise. Diese Vorgabe sorgte dafür, dass Macs im Gegensatz zu herkömmlichen PCs stets eine Zierde für die Wohnung waren. Es entstanden unter anderem extrem dünne Notebooks, was allerdings auch von Kritik begleitet war, denn Jobs' und Ives Ansicht, dünner sei immer besser, führte zu Kompromissen bezüglich der Erweiterbarkeit.


"Chief Design Officer", aber kein Tagesgeschäft mehr
Vor genau fünf Jahren verkündete Jony Ive dann (siehe ), sich aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen und die neugeschaffene Position des Chief Design Officer einzunehmen. Seine Zuständigkeit: Alles, von Packungen bis hin zum Apple Park. Eigentlich wollte er schon sehr viel früher zurück nach England, allerdings hielt ihn Apple mit üppigen Zahlungen und weiteren Verantwortungsbereichen. Besagte Ankündigung war aber nur auf den ersten Blick eine Beförderung, denn wie sich zeigte wurde daraus ein Abschied auf Raten. Die Stimmung hatte sich inzwischen etwas gewandelt, denn Apples Versuch, Ive auch zum leitenden UI-Designer zu machen, war nur bedingt erfolgreich. Gleichzeitig hieß es, dass vermehrt interne Spannungen auftraten. Im Falle der Apple Watch wollte Ive einen Modeartikel schaffen, was aber weitgehend in die Hose ging. Erst die komplette Neuaufstellung der Watch-Entwicklung machte aus der Uhr ein Erfolgsprodukt.

2019 kam der Abschied
Nach einer kurzen Rückkehr ins Tagesgeschäft erfolgte vor knapp einem Jahr dann der komplette Abschied. Ive verließ Apple, um ein eigenes Unternehmen namens LoveFrom zu gründen. In einer Stellungnahme hieß es, Apple werde ein wichtiger Kunde jenes Studios – wenngleich es sich dabei wohl eher um Marketing handelt, denn Apple lässt sicherlich nicht Hardware-Design von einem Anbieter außerhalb des Unternehmens entwickeln. Seit der Ankündigung wurde es auch ziemlich still um LoveFrom, eine intensive Zusammenarbeit mit Apple hätte wohl mehr Aufmerksamkeit verursacht. Dennoch bleibt Ive eine der prägendsten Entscheidungsträger in Apples Geschichte – dessen Designkonzepte weiterhin überall sichtbar sind.

Kommentare

Scrembol
Scrembol26.05.20 14:35
Es gab halt auch einfach nix mehr groß zu designen..
Ein neues iPhone Design alle 6 Jahre.. Die Macs bekommen auch nur feinschliff seit.. keine Ahnung 2009?
Auf den MacPro und XDR Display wäre das vorhandene Designteam sicher auch ohne Ive gekommen.
Ich denke er hat auch einfach Lust sich auszutoben an allem möglichen.. Stifte, Tische, Häuser, Taschen, Löffel und das ging bei Apple nicht. Apple hat die Designsprache durch ihn gefunden. Jetzt muss diese nur noch fortgeschrieben werden.
Ich kann mir schon vorstellen, dass Apple LoveFrom konsultiert, wenn sie mit internen Lösungen von komplett neuen Produkten (zB zur Brille), noch nicht ganz zufrieden sind, obwohl er weite Teile der Brillenentwicklung vermutlich sogar noch bei Apple war.
Davon wird man aber sicher nichts nach Außen tragen.
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+3
Kraftbuch
Kraftbuch26.05.20 15:19
Seit Ives schleichendem Abgang sind die Geräte in der Tat wieder etwas dicker geworden.
+1
josh226.05.20 15:21
Er ist sicherlich ein guter Gestalter, allerdings muss man vermutlich eher Dieter Rams für die Designsprache bei Apple loben (was Jon Ives ja auch gemacht hat).
+4
S12-valve26.05.20 15:43
Kraftbuch

Was nicht schlecht ist 🙂
+6
desko7526.05.20 15:57
josh2
Er ist sicherlich ein guter Gestalter, allerdings muss man vermutlich eher Dieter Rams für die Designsprache bei Apple loben (was Jon Ives ja auch gemacht hat).
Jeder, der schöpferisch tätig ist, wird von Menschen, Dingen, ganz allgemein von seiner Umwelt inspiriert. Das ist natürlich bei Ive auch so. Jeder fühlt sich aber durch andere Dinge inspiriert. Und wenn diese unterschiedlichen Einflüsse auf kreative Weise zusammengesetzt werden, entsteht etwas Neues. Das schmälert aber nicht die Leistung des Inspirierten.
+5
alexthegreat27.05.20 08:00
So sehr ich tatsächlich die Designsprache z. B. des "Lampen-iMac" schätze, bin ich dennoch froh, dass Apple wieder stärker dem Prinzip "form follows function" folgt. Das ist es nämlich was auch Ive & Jobs immer wieder gepredigt haben: Ein Produkt ist dann perfekt, wenn an diesem nichts mehr weg- oder hinzugedacht werden kann. Bei einem Laptop bei dem die Tastatur kaputt ist, kann ich mir zumindest schon mal eine ordentliche Tastatur hinzu wünschen (da nehme ich 0,5 cm mehr in der Höhe in Kauf). Auch die Idee einem Industriedesigner die Hoheit über die Softwareentwicklung zu geben ist meiner Meinung nach einfach nicht effizient. Ich sage doch auch nicht zum Designer eines Autos "So, und jetzt entwerfe bitte noch ein neues Navigationssystem...".
Ich habe das Gefühl, dass Apple mit Jeff Williams als Entwicklungschef (COO) genau den richtigen Nachfolger für Cook gefunden hat. Die Entscheidung, die Butterfly-Tastatur zu verwerfen kommt sicher nicht von ungefähr. Auch Entscheidungen zum neuen (und sehr gelobten) MacPro zielen in die selbe Richtung. Und es gibt noch weitere Beispiele, die in meinen Augen Williams gute Arbeit belegen.
+1
josh228.05.20 10:43
desko75
josh2
Er ist sicherlich ein guter Gestalter, allerdings muss man vermutlich eher Dieter Rams für die Designsprache bei Apple loben (was Jon Ives ja auch gemacht hat).
Jeder, der schöpferisch tätig ist, wird von Menschen, Dingen, ganz allgemein von seiner Umwelt inspiriert. Das ist natürlich bei Ive auch so. Jeder fühlt sich aber durch andere Dinge inspiriert. Und wenn diese unterschiedlichen Einflüsse auf kreative Weise zusammengesetzt werden, entsteht etwas Neues. Das schmälert aber nicht die Leistung des Inspirierten.
Ich weiß (und unterstütze), was du meinst, muss dir da aber doch Wiedersprechen. Das ist teilweise fast schon ein Plagiat. Schau dir mal die letzte Rams Doku an, da wird da auch ein wenig drauf eingegangen (sehr positiv für Ives), aber das ist schon mehr als Inspiration und Neuschöpfung. Das ist "nehmen und mit technischen Anforderungen aufpimpen". Ich finde beide gut und kann durchaus kreative Leistung einschätzen und halte Ives auch für einen guten Leiter der Produkt-Design Abteilung bei Apple. Wirklich große Würfe sind aber sicherlich nicht alle seiner Produkte – und wenn du mal recherchierst, wer die wirklich besonderen Apple Geräte grundlegend entworfen hat, musst du lange zurückgehen, um Ives darunter zu finden. Das soll überhaupt keine übertriebene Kritik an seiner Person sein, man merkt aber einfach, dass er in den letzten ~Zehn Jahren nicht mehr wirklich den richtigen Biss hatte (entweder große Dinge zu Bewegen oder sich gegen das Marketing durchzusetzen).
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