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Vor 30 Jahren: Apple Newton legt Grundstein für iPhone und iPad

Dem ersten Handheld-Computer aus dem Hause Apple wurde vor drei Jahrzehnten eine nicht unerhebliche Beachtung zuteil. Sämtliche Technologiemagazine berichteten über das neuartige Gerät, welches aus heutiger Sicht den Grundstein für moderne Smartphones und Tablets aus Cupertino gelegt haben dürfte. Dennoch war das Gerät zunächst ein großer Misserfolg. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und mit der damaligen Unternehmensführung eng verwoben (siehe ).


Das richtige Gespür
In seiner Biografie „Grateful Geek“ berichtet Apples ehemaliger SVP für Forschung und Entwicklung, Jean-Louis Gassée, über die Umstände zur Entstehung des Newtons. Apple-Ingenieur Steve Sakoman hatte eine zündende Idee, fand jedoch kein Gehör und war 1987 im Inbegriff zu kündigen, als Gassée ihm ein besonderes Angebot unterbreitete. Sakoman sollte fortan im Geheimen an einem Gerät mit Handschrifterkennung arbeiten. Um seine Arbeit nicht zu stören, quartierte man ihn zehn Minuten entfernt von der Hauptzentrale ein und ließ den Vorstand zunächst außen vor. Ebenso involviert war Steve Capps, Co-Autor des Mac Finders. Beide stellten ein Team zusammen, um ein stiftbasiertes, mobiles Gerät zu entwicklen. Bei der Namensgebung orientierte man sich am ursprünglichen Apple-Logo, welches zur damaligen Zeit stark komplex wirkte.

Apple Logo von 1976

Unklare Spezifikationen und mangelnde Unterstützung
Zu jener Zeit wusste man den Newton auch schon preislich sehr gut einzuordnen. Mit 2 495 Dollar lehnte man sich an den Preis des ersten Macs. Zur heutigen Zeit wären dies 5 534 Dollar, demnach mehr als die Vision Pro. Um es vorwegzunehmen, blieb es allerdings nicht lange bei dem aufgerufenen Preis. Genauso wenig hielt er die Versprechung als Handheld-Gerät ein – mit 8,5 × 11 Zoll handelte es sich bei der Version von 1989 eher um ein Tablet. Dieses fand zunächst auch nicht besonderen Anklang in der Führungsriege. Gassée war zwar mittlerweile zum Vorstand für Apple Produkte ernannt worden, dennoch war es John Sculley, der die Fäden in der Hand hielt. Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden führten schlussendlich zum Rücktritt Gassées und auch Sakoman tat es ihm 1990 gleich. Doch trat an beider Stelle Bill Atkinson, Verantwortlicher für die grafische Oberfläche der Apple Lisa und somit des späteren Mac-Erscheinungsbildes, ins Spiel. Er organisierte ein neues Team und überzeugte Sculley letzten Endes mit etwas Feinfühligkeit von der Idee hinter dem Handheld.

Strenge Geheimhaltung
Man gliederte das Projekt alsbald unter Atkinson aus und führte es fortan unter General Magic, einem separaten Unternehmen. Hier unterstand es der absoluten Geheimhaltung, für die Apple inzwischen bekannt ist. Als Sculley auf der Consumer Electronics Show das Vorhaben ankündigte, geschah dies jedoch in nicht in Atkinsons Namen. Er und sein Team fühlten sich um ihre Idee betrogen, da nun bekannt wurde, dass Apple das Newton-Projekt parallel in Eigenregie aufgezogen hatte. Doch hier war mehr heiße Luft im Spiel als angenommen. Zum Marktstart 1993 funktionierte der Newton nicht. Auf der Bühne ließ er sich zunächst nicht einmal einschalten.

Erste Schritte mit dem Apple Newton

Erwartungen untertroffen
Der Newton war schneller als ein PowerBook und mit dem Kalender und E-Mails an Bord ein durchaus interessantes Produkt. Dennoch fehlte ihm die Magie, mit der man ihn zuvor anpries. Die Handschrifterkennung war zudem alles andere als perfekt, erhielt jedoch in weiteren Generationen einige Verbesserungen. Die zum Marktstart oft spöttisch vermisste Hintergrundbeleuchtung wurde dann ebenso später nachgereicht. Insgesamt erschienen acht Versionen des Handheld-Computers und zahlreiche auf 3,5-Zoll-Disketten vertriebene Software-Updates. Der ehemalige Apple-CEO John Sculley sorgte somit selbst für den Aufstieg und Untergang des wegweisenden Geräts. Er kündigte den Newton mehr als ein Jahr zuvor an und lieferte dann ein nicht an die Erwartungen heranreichenden Computer. Diesen stellte man 1998 ein, zu gering war die Nachfrage. Die Rechte an der Technologie wechselten allerdings nie den Besitzer.

Kommentare

BlackSeb
BlackSeb07.08.23 16:35
Das oben abgebildete Apple-Logo ist von 1976 – nicht aus den 1980er Jahren!
The history of Apple’s logo
MacBook Pro M3 Max (14C/36GB) / iPhone 13 Pro (256GB) / iPad 7. Generation (32GB) / Apple TV 4K (2. Generation)
+4
Mendel Kucharzeck
Mendel Kucharzeck07.08.23 16:48
BlackSeb
Du hast vollständig recht, ist geändert.
+2
mkummer
mkummer07.08.23 16:59
Ich habe noch zwei Modelle des Newton mit allem Zubehör - leider aus Batteriegründen ausser Betrieb. Das Ding hat tatsächlich das iPhone/iPad vorweg genommen - gescheitert ist es aber weniger wegen der fehlerhaften Schrifterkennung, sondern nmM weil es noch kein Mobilfunknetz gab. Ein mobiles Gerät, das mit einem externen Modem an das Telefonnetz gestöpselt werden muss, wurde verständlicherweise nicht vom Markt akzeptiert. Da war Sculley wohl zu früh dran.
Wir sind die Guten! (Mac-TV)
+6
Frank Drebin
Frank Drebin07.08.23 17:04
@mkummer, du kannst doch ganz gewöhnliche AA-Batterien verwenden oder direkt ein Netzteil anschließen, dann laufen die Newtons. Ich habe auch zwei Stück und die Funktionieren hervorragend!
+3
Der Mike
Der Mike07.08.23 19:35
Ich fand mein Newton MessagePad 130 klasse, auch dessen wesentlich verbesserter Schrifterkennung samt Newton OS 2.1.

Den Palm einige Jahre später: naja, irgendwie Newton für Arme - war halt billiger -, man musste dort mit Graffiti sogar eine eigene Schrift erlernen...

War von meinen Newton sogar mehr begeistert als 2008 von meinem ersten iPhone.
+2
slmnbey
slmnbey07.08.23 21:00

Liegt bei mir auch noch herum. Eines der ersten Newton Message Pad von 1993
Gefundene Rechtschreibfehler dürfen behalten werden!
+1
teorema67
teorema6707.08.23 21:11
Apple Newton legt Grundstein für iPhone und iPad

Da wäre ich skeptisch. iPhone und iPad wären auch ganz ohne Newton gekommen. Der Newton war eher der Vorgänger der PDAs und P900s und Palms und wie sie alle hießen.
Wenn ich groß bin, geh ich auch auf die Büffel-Universität! (Ralph Wiggum)
+1
mkummer
mkummer07.08.23 22:27
Frank Drebin
@mkummer, du kannst doch ganz gewöhnliche AA-Batterien verwenden oder direkt ein Netzteil anschließen, dann laufen die Newtons. Ich habe auch zwei Stück und die Funktionieren hervorragend!
Also bei mir ist ein Rechargeble Akkupack drin und keine AA-Batterien.
teorema67
Apple Newton legt Grundstein für iPhone und iPad

Da wäre ich skeptisch. iPhone und iPad wären auch ganz ohne Newton gekommen. Der Newton war eher der Vorgänger der PDAs und P900s und Palms und wie sie alle hießen.
Damit ist er aber auch quasi der Grossvater ...
Wir sind die Guten! (Mac-TV)
+1
elBohu
elBohu08.08.23 07:05
Der 130 und der 2100 waren meine absoluten Lieblinge.
Die Handschrifterkennung kam sogar mit meiner Sauklaue klar.
Schade, dass danach die Ära zu Ende ging. Palm war für mich der logische Nachfolger, bis zum Treo 700, der dann vom ersten iPhone abgelöst wurde.
30 Jahre ist das schon her? Wie schnell die Zeit vergeht...
wyrd bið ful aræd
+1
holk10008.08.23 12:36
Mein persönlicher Vorgänger des iPhone war der PSION 5 MX, der mithilfe seiner Infrarotschnittstelle und dem Siemens Handy S25 sogar mobiles Internet und Email ermöglichte.
+1
Pixelmeister08.08.23 14:51
Die wichtigste Errungenschaft des Newtons ist der ARM-Chip!

Nur wegen des Newtons hat Apple Acorn seinerzeit dazu gebracht, gemeinsam ARM Ltd. zu gründen. Und wegen dieser Ausgründung lebt ARM noch, während Acorn unterging. Der Newton war dann auch das erste mobile Gerät mit ARM-CPU. Später folgten der iPod, iPhone, iPad und der Mac auf den ARM-Pfad.
+5
dr_sax09.08.23 09:34
Den Newton 2100 damals intensivst genutzt mit allerlei Zubehör. Hat sehr gut meine Arztschrift erkannt. Hatte WLAN Karte und Modem Karte. Ich konnte es im Nachtdienst an das Krankenhaustelefon anstecken für email und Newsgruppen.
Ich habe sogar damals alle "Hitchhikers Guide to the Galaxy" Bücher als pdf auf dem Newton gelesen.
Die verknüpfte Terminverwaltung mit Kontakten war damals der Hammer.
Habe noch irgendwo alles in einer Kiste mit 130ern und 2100ern.
+2

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