
Von Bitmap-Fonts bis OpenType – die Entwicklung der Mac-Schriften


Der Mitgründer und langjährige Apple-CEO Steve Jobs war bekannt dafür, dass er viel Wert auf Schriftgestaltung legte. In der Rede vor Absolventen der kalifornischen Stanford University im Jahr 2005
erläuterte er, wie er ins Reed College schlich, um über Kalligrafie zu lernen. Zehn Jahre später sorgte er dafür, dass System 1 mit mehreren, proportionalen Schriften ausgestattet wurde. Damit begann die windungsreiche Entwicklung der Schriftschnitte auf dem Mac, welche Howard Oakley in einem Blog-Betrag
nachzeichnet.
Den Anfang machten Bitmap-Fonts mit festgelegtem Pixelmuster für ausgewählte Schriftgrößen. Bereits im Jahr 1985 war dieses Format schon beinahe veraltet, da LaserWriter das vektorbasierte PostScript-Format verwendeten. Diese verblieben jedoch im Drucker selbst, während Macintosh-Systeme bis hoch zu System 6 standardmäßig Bitmap-Fonts verwendeten. System 7 brachte dann die Eigenentwicklung TrueType, welche kostenlos an Microsoft lizenziert wurde. Dieses Format wiederum stellte die Basis für das heute weitverbreitete OpenType.
Schriftverwaltung im ZeitverlaufIn den ersten Versionen des Macintosh-Systems übernahm ein eigenständiges Dienstprogramm namens Font/DA Mover die komplexe Aufgabe der Schriftinstallation, erinnert sich Oakley. Später durften Anwender ihre Schriftdateien dann per Drag & Drop in ein Verzeichnis innerhalb des Systemordners bugsieren – ähnlich wie Systemeinstellungen und Kontrollfelder. Ein Ordner namens „Fonts (inaktiv)“ stellte die Reservebank der Schriften dar.
Schriftdateien in Mac OS 8.6 verweilten im Ordner „Fonts“ innerhalb des Systemordners.
Verwaltung zunehmend aufwendigZu viele Schriften stellten oft Ursache für Abstürze dar, weshalb Grafikdesigner häufig mit umfangreichen Sätzen an Schriftdateien hantierten, um die Wünsche verschiedener Kunden abzudecken. Im Zuge des Wechsels auf Mac OS X gab es zudem mehrere Ordner, in denen Schriften verweilen konnten, um sie systemweit oder benutzerspezifisch bereitzustellen. Um der zunehmenden Komplexität entgegenzuwirken, entwickelte Apple das Programm „Schriftsammlung“, welches bis heute unter macOS Schriften verwaltet, anzeigt und auf Probleme analysiert. Da deren Funktionen anfangs stark eingeschränkt waren, entstand ein Markt für Schriftverwaltungsprogramme, von denen Oakley einige in seinem Artikel beschreibt.
Schriften selbst gestaltenEbenso gab und gibt es einen Markt für die Gestaltung eigener Schriften, etwa das seit 1988 auch für Macintosh-Rechner erhältliche
FontLab. Mit
Glyphs lassen sich ebenfalls Schriften gestalten und bearbeiten. Wer für das Software-Abonnement „Setapp“ bezahlt, kann das abgespeckte „Glyphs mini“ nutzen. Als kostenlose Alternative existiert ein plattformübergreifender Open-Source-Editor namens
Fontforge. Allerdings scheinen die ehrenamtlichen Entwickler die Fortentwicklung eingestellt zu haben.