WiiM Amp Ultra: Musik aus allen RohrenDer Amp Ultra erbt sämtliche Streaming- und DSP-Fähigkeiten des Streaming-DAC-Vorverstärkers
WiiM Ultra (ohne „Amp“). Was so viel heißt wie: Der Amp Ultra unterstützt eine riesige Anzahl an Musikdiensten, darunter auch die neue Connect-Variante von Qobuz, Spotify Connect, Tidal Connect und viele andere Dienste ohne Connect-Feature – und Apple Music. Aber nicht wie der eversolo PLAY in HiRes, sondern nur über AirPlay 2. Und AirPlay 2 bedeutet im Klartext, dass die Musik sogar verlustbehaftet komprimiert wird. Siehe auch
diesen Artikel. Das könnte für manchen ein wesentlicher Grund sein, um lieber zum eversolo zu greifen. Eine andere Ausstattungslücke gibt es für Vinyl-Fans. MM- oder gar MC-Phono-Eingänge hat der Amp Ultra nicht. Wobei viele Plattenspieler im Ein- und Aufsteigerbereich heute integrierte Phono-Vorstufen mit Line-Ausgängen haben, und separate Phono-Vorstufen müssen auch nicht die Welt kosten, wie
diese von Pro-Ject. So können auch Plattenspieler am WiiM andocken. Allerdings wird das Signal stets digitalisiert, was Analog-Puristen stören könnte. Doch die sind vermutlich auch nicht die Zielgruppe für einen Amp Ultra.
Im direkten Vergleich mit dem WiiM Ultra (also dem Streaming-Vorverstärker von WiiM) fällt auf, dass der Amp Ultra auf dessen Kopfhöreranschluss an der Front verzichtet. Dennoch bleiben Kopfhörerfans mit dem Amp Ultra nicht ganz auf dem Trockenen. Zumindest dann nicht, wenn sie einen Bluetooth-Kopfhörer besitzen. Der Amp Ultra kann Musik via Bluetooth nämlich nicht nur empfangen, sondern auch an Ausgabegeräte senden. Auch für Bluetooth-Partyboxen ist das nützlich.
Ultra einfach – Bedienung und PraxisZunächst eine Auffälligkeit zum Betrieb: Der Amp Ultra hat keinen Powerschalter. Und auch keinen Low-Power-Standby-Modus, sondern nur einen Netzwerk-Standby, in dem eigentlich nur das Display ausgeschaltet und die Ausgänge deaktiviert werden. Im Prinzip ist das Gerät damit „Always On“, was mit einem permanenten Stromverbrauch von mindestens 3 bis 6 Watt einhergeht. So kann er zwar jederzeit im Handumdrehen über die App oder auch vom TV via HDMI aufgeweckt werden, aber ein EU-konformer Standby ist das nicht. In diesem Punkt sind ihm einige Japaner, wie der
Technics SU-GX70 oder der
Yamaha R-N1000A, deutlich voraus, denn die bieten volle Netzwerk-Bereitschaft mit deutlich unter einem Watt Verbrauch.
Zu den Besonderheiten des WiiM Amp Ultra gehört die oben schon kurz erwähnte Voice Remote 2. Hierbei handelt es sich um eine Bluetooth-Fernbedienung, die haptisch und optisch überzeugt, aber extrem verdächtig bekannt aussieht. Nur ein paar Tasten sind anders und es gibt kein Touch-Element, ansonsten ist das fast eine 1:1-Kopie der Siti Remote.
Aufgeladen wird die Voice Remote 2 per USB-C. Der aktuelle Ladestand wird in der App unter Einstellungen > Fernbedienung > Remote-Einstellungen angezeigt, jedoch nur in groben Schritten wie „Normal“ oder „Niedrig“. Angenehm ist in diesem Menü noch die Möglichkeit, die Schrittgröße der Lautstärkeregelung ändern zu können.
Das Touch-Display des Amp Ultra ist mit 3,5“ deutlich kleiner als das des eversolo PLAY (5,5“), aber ebenfalls sehr kontraststark, gut ablesbar und reaktionsfreudig. Über die Touchfunktion des Displays können viele Steuerungsfunktionen genutzt werden, aber es gibt hier keinen Vollzugriff auf die Menüoptionen. Dafür ist die App nötig. Eine automatische Anpassung der Anzeige an die Umgebungshelligkeit sorgt für gute Ablesbarkeit bei jedem Licht.
Über den Dreh-Drück-Regler an der Front, der ohne Rasterung ausgeführt ist, kann die Lautstärke feinfühlig eingestellt werden und die Wiedergabe pausiert oder fortgesetzt werden. Während des Regelvorgangs wird der Pegel nummerisch im Display eingeblendet.
Unter den vielen Funktionen des WiiM Amp Ultra, die alle aufzuzählen hier den Rahmen sprengen würden, möchte ich die Einmessfunktion noch mal hervorheben. Denn die ist wirklich sehr gelungen und auch dem Äquivalent bei eversolo klar überlegen.
Ein sehr einfacher und verständlicher Prozess führt Nutzer in wenigen Minuten zum Ergebnis. Einfach ein iPad oder iPhone bereithalten. Falls vorhanden, wird von der Einmessung auch ein Subwoofer berücksichtigt, und zwar besser als bei vielen anderen Lösungen dieser Art. Denn neben einer Pegel- und Frequenzeinmessung erfolgt auch eine Korrektur der Laufzeit. Subwoofer stehen oft nicht in einer Linie mit den Hauptlautsprechern, sondern davor oder dahinter. Demensprechend muss das Timing angepasst werden, damit der Ton von Hauptlautsprechern und Subwoofer zeitgleich beim Hörer ankommt. Auch das berücksichtigt die WiiM-Einmessung.
Nach meinen Versuchen gehört die Einmessfunktion des WiiM zu den besten ihrer Art im Konsumerbereich. Sie reicht fast an die von Lyngdorfs RoomPerfect heran. Und das nur mit einer Einpunkt-Messung via Smartphone. (Derzeit befindet sich auch eine Funktion zur Einmessung durch Herumwandern im Raum im Betastadium. Die soll die Raumakustik noch besser erfassen und es ermöglichen, das Ergebnis auf einen größeren Bereich als nur den Sweet Spot einzumessen.)
