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Spezialversionen von Mac OS Classic aufgetaucht – fast 30 Jahre nach Entstehung

In den späten Neunzigerjahren nahm ein neues Vertriebskonzept von Apple Gestalt an: Angesichts der stetig sinkenden Marktanteile setzte die Konzernführung darauf, Mac OS für andere Hersteller zu lizenzieren. Motorola, Umax und andere bauten eigene RISC-basierte Computer, Apple stellte das Betriebssystem. Um dies zu ermöglichen, lieferte Apple ein ROM‑Steckmodul. Diese Voraussetzung sollte jedoch mit dem gemeinsamen Standard „Common Hardware Reference Platform“ (CHRP) verschwinden. Sowohl IBM als auch Motorola sollten ihn unterstützen, softwareseitig die Betriebssysteme OS/2, Solaris, Windows NT, AIX und eben das klassische Mac OS. Drei CDs mit unveröffentlichten Systemversionen belegen, dass Apple aktiv an Systemversionen arbeitete, welche dies erlaubten – auf den Markt kamen sie nie.


In einem Video präsentiert YouTuber Mac84 den Inhalt der Scheiben. Die Erstellungsdaten der Dateien sind allesamt aus dem Jahr 1997, die CDs wurden im April, August und September des Jahres gebrannt. Auf ihnen befinden sich Versionen von MacOS 7.6 und Mac OS 8.0. Sie sind allesamt startfähig, sowohl auf alter Hardware (68K-Macs und PowerPCs) als auch in einem Emulator wie Sheepshaver.

Mac OS 7.6 mit seriellem Anschluss
Um Unterschiede aufzuspüren, bediente sich der neue Besitzer des damals beliebten Werkzeugs ResEdit; damit lassen sich Textfragmente, Töne und Icons im Ressourcen-Zweig von Dateien und Programmen einsehen. Hiermit entdeckte er veränderte Textelemente, die im „Über diesen Mac“-Dialog Anwendung finden sollten. In Mac OS 7.6 konnte er zudem zusätzliche Icons mit der Aufschrift „COM1“ sowie „COM2“ aufspüren. Dies deutet auf eine Unterstützung für serielle Anschlüsse hin. Die Versionen von Mac OS 8 enthalten zudem Software-ROMs für zusätzliche Hardware-Varianten.

Die CHRP-Version von Mac OS 7.6 umfasste eigene Icons für serielle Anschlüsse. (Quelle: Mac84)

Bloom County und Outland
Zwei CDs offenbaren zudem die inoffiziellen Projektnamen der unveröffentlichten CHRP-Systemversionen: Mac OS 7.6 wurde unter dem Namen „Bloom County“ geführt, dies nimmt Bezug auf einen damals in vielen Tageszeitungen vertretenen Comic, welcher sich damals unter anderem über die Handschriftenerkennung des Apple Newton lustig gemacht hatte. Die CD mit Mac OS 8 trägt zusätzlich den Namen „Outland 1.1B3“. Eventuell ist dies eine Referenz auf die interne Bezeichnung einer weiteren, nie veröffentlichten Variante von Mac OS 8: Copland.

Steve Jobs lehnte Clones ab
Warum die Versionen nie veröffentlicht wurden, lässt sich recht wahrscheinlich auf die Rückkehr des Firmengründers zurückführen: Eine seiner ersten Entscheidungen war die Beendigung der Lizenzierungen von Mac OS. Gänzlich spurlos war das wohl nicht möglich: Mac84 berichtet, dass sich in der ersten Version noch Fragmente der CHRP-Unterstützung fanden. Diese wurden erst mit dem Update auf Mac OS 8.1 gänzlich entfernt. Wer die Spezialversionen einmal ausprobieren möchte, kann sie kostenfrei herunterladen.

Kommentare

gfhfkgfhfk10.12.25 15:31
Die Clones waren technisch gesehen umgelabelte Macs, da sie das komplette Mainboard Design von Apple übernahmen inklusive der relativ schlechten Apple ASICs. Es gab ein paar Änderungen z.B. das Mainboard des UMAX Pulsar/S900 verfügte über eine PCI-PCI-Bridge statt zweier PCI Busse wie beim PowerMac 9500. Sonst waren diese beiden Rechner aber identisch. Dann gab den PowerMac 4400 der von Motorola und Apple gemeinsam entwickelt wurde.

Bezüglich der Apple ASICs: Apple hat auf diesen PowerMacs eigene ASICs verbaut, die in Relation zu den IBM und Motorola Designs recht schlecht waren. Bei den diversen PowerMacs auf Basis des PowerPC 604e (7500, 7600, 8500, 8600, 9500, 9600) war wegen des Apple ASICs der Bustakt auf 50MHz limitiert. IBMs Chipsatz erlaubte zu dieser Zeit aber 100MHz Bustakt. Apple hat dann bei einigen Modellen getrickst und den Cache mit 100MHz angesteuert, und den Rest des System mit 50MHz.

Bei nachfolgenden beige G3 hat Apple den Chipsatz von Motorola verwendet. Hätte es zu diesem Zeitpunkt Clones mit PPC 604e und IBM Chipsatz gegeben, wäre der Verkauf der G3s bedeutend schwerer gewesen.
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