Interessantes Video-Interview mit Jony Ive – was ihn prägte, der erste Mac, Nächstenliebe als Designprinzip


Jony Ive ist sicherlich eine der wichtigsten Figuren in Apples Geschichte. Selbst wenn man ihm in seinen letzten Jahren im Unternehmen teilweise nachsagte, mit seinen Ideen und dem Ansatz "was kann man noch weglassen?" am Ende angekommen zu sein, prägten seine Konzepte doch ganze Branchen. Ives Industriedesign sorgte dafür, dass sich Apples Produkte optisch vom Marktumfeld abhoben – man erinnere sich an die ersten iMacs, PowerBooks mit Metallgehäuse, das iPhone oder auch Displays. Es ist mehr als fraglich, ob Apple ohne Ive seit Ende der 90er wieder auf sichere Beine gekommen wäre. In einem Video-Interview hat Ive jetzt ausführlich darüber gesprochen, wie er zum Mac kam und was seine wichtigsten Ansichten sind.
Viel zu spät zum Mac gekommenIves erster Kontakt mit dem Mac fand erst gegen Ende seines Studiums statt – viel zu spät, wie Ive bedauert. Für ihn sei das eine einschneidende und prägende Erfahrung gewesen. Design zeige, wofür man es gemacht habe. Das könne der bestimmte Preispunkt zu einem eng umrissenen Zeitpunkt sein, oder eben der Ansatz, sich selbst auszudrücken und die Welt weiterzubringen. Das von Steve Jobs Anfang der 80er gewählte Bild "ein Fahrrad für den Geist" kann Ive so bestätigen. Nach seinem Bachelor of Arts im Jahr 1989 verging nicht viel Zeit, bis er seine Ideen erstmals Apple zur Verfügung stellen konnte. 1992 ins Unternehmen gelangt, sollte es jedoch bis zur Jobs-Rückkehr dauern, um ihn als Ausnahmegestalt zu entdecken.
Nächstenliebe als Designprinzip"Dinge füreinander machen" bezieht Ive nicht nur als Maxime für den täglichen Umgang mit anderen Menschen, sondern auch auf Produktdesign. Wenn dies bei der Produktentwicklung zum Leitbild werde, lasse man nicht nur den jeweiligen Artikeln viel Zuwendung zukommen, sondern eben auch den Nutzern. Weitreichende Umstellungen seien nicht als "Änderungen um Änderungen willen" zu verstehen, sondern müssen mehr Klarheit und Nützlichkeit bringen. Das gelte in großen wie in kleinen Sachen, denn Ive erinnert sich daran, wie unendlich viel Zeit er in Dinge wie beispielsweise "Auspacken eines Kabels" investierte.
Hersteller müssen Verantwortung tragenWas man erstellt, hat immer Konsequenzen – und selbst wenn dies mit guten Absichten geschah, sei man immer mitverantwortlich für möglicherweise schädliche Auswirkungen, so Ive. Damit meint er sowohl Soziale Medien als auch aktuelle KI-Technologien. Hersteller müssen Verantwortung übernehmen und dafür einstehen, wenn sich etwas in eine negative Richtung entwickle.
Erweiterte Perspektive seit Apple-WeggangDurch seinen Weggang von Apple und Gründung des Studios LoveFrom habe sich nichts an seinen grundsätzlichen Auffassungen geändert, führt Ive aus. Allerdings sei die Mission jetzt eine viel größere und reiche von Projekten wie Küchen, Software bis hin zu Grafiken für die Throneinsetzung des englischen Königs. Design sei immer mehr als nur Objekte.