Berichte zu Cook-Rücktritt: Bewusst geleakt als Testballon für den Markt?


In Diskussionen zu einem möglichen Nachfolger von Tim Cook heißt es oft, dass dieser gewaltige Fußstapfen zu füllen habe – so wie man es schon über Cook sagte, als er vor fast 15 Jahren erst in Vertretung, dann dauerhaft die Amtsgeschäfte von Steve Jobs übernahm. Apple war als Unternehmen stets sehr auf den CEO zugeschnitten, der mehr als in vielen anderen Unternehmen als Gesicht des Konzerns gilt. Das sieht man schon daran, wie essenziell die Rolle auf allen Events ist, selbst wenn Cook nicht gerade als der größte Präsentator aller Zeiten gilt. Die Meldungen rund um konkrete Übergangsplanungen behandeln daher weit mehr als nur die Neubesetzung der Spitzenposition – Apple tauscht damit auch eine Identifikationsfigur aus.
Sehr detailliert für Informationen eines sehr kleinen KreisesDer Artikel der Financial Times, wonach ein Cook-Rücktritt Anfang 2026 möglich wäre, ist daher ein Paukenschlag. Inzwischen gibt es mehrere Stimmen, die allerdings nicht von einem Leak ausgehen, sondern von einer bewusst gestreuten Information. Derlei Entscheidungen seien so geheim und nur einem derart kleinen Zirkel bekannt, dass kaum Details ans Tageslicht gelangen dürften. Wie es auf
Spyglass heißt, nenne die Financial Times gleich vier Journalisten mit Kenntnissen rund um die Nachfolgepläne. Dies weise darauf hin, hier nicht nur von "vagen Spekulationen und lockeren Unterhaltungen" ausgehen zu können. Stattdessen klinge die Veröffentlichung nach bewusster Herausgabe interner Informationen – als eine Art Testballon für den Markt.
Den Markt vorwarnen, Überraschung vermeiden?John Gruber diskutiert die Meldung ebenfalls und hält die Formulierung "mehrere Personen haben diesbezüglich mit der Financial Times gesprochen" für sehr merkwürdig. Er stimmt der Theorie zu, den Markt schon einmal vorzuwarnen, um nicht im kommenden Jahr unerwartet die ganz große Bombe platzen lassen zu müssen. Stabilität und Vorhersehbarkeit seien für Anleger wichtig, weswegen die tatsächliche Ankündigung dann nur noch allenfalls eine kleine Überraschung werde.
Theorie: Cook als zukünftiger Chairman of the BoardSchon vor einigen Wochen hatte ein anderer Bericht besagt, Cook wechsle in absehbarer Zeit an die Spitze des Aufsichtsrats, um dann als "Chairman of the Board" zu fungieren – übrigens genau wie Jobs nach dessen Rücktritt. Cook bleibe Apple damit erhalten und in wichtige Entscheidungen eingebunden, gleichzeitig würde es Apple ermöglichen, sich mit einem neuen CEO für zukünftige Herausforderungen aufzustellen. In einem Punkt sind sich alle Beobachter jedoch einig: Niemand drängt Cook zu einem Rücktritt, es handle sich ganz allein um seine Entscheidung.